Donnerstag, März 31, 2005

Träume mögen Schäume sein, aber auch ein Schaumbad kann entzücken.

Reimkultur

Vieles reimt sich auf anderes. Auf März reimt sich Schmerz. Auf April reimt sich nicht so viel. Mal sehen, was er an hoffentlich positiven Überraschungen zu bieten hat.

Frühling

Die Frühlingsgöttin lauert wie ein schüchternes Kind in der lächelnden Parklandschaft. Noch hat sie die leeren Bäume nicht mit farnigen Trieben geschmückt, oder den Kirschbaum mit zierlicher Blüte beduscht. Doch wer lauscht, kann das Rascheln ihres seidenen Gewandes hören und ihr erstes süßes Flüstern bemerken, vom Wind sacht herübergetragen. Die Osterglocken versammeln sich auf den langsam angrünenden Rasenflächen wie ein Trupp Engel mit Heiligenscheinen - zwischen denen die Kaninchen Slalom springen. Man könnte glatt Frühlingsglückspurzelbäume schlagen, am liebsten synchron, wenn nicht... wenn nicht... wenn nicht...

Mittwoch, März 30, 2005

Inmitten der Horde

Am Samstag, auf dem Osterfeuer ist mir zweierlei aufgefallen:

Auch bei Jugendlichen werden Schnurrbärte (a.k.a. Schenkelbürsten, Pornobalken, Schnöttbremsen etc.) auf dem Land scheinbar niemals aussterben. Das gilt auch für Musik von Wolfgang Petry und so überaus geschmacklose Gesöffe, wie Charly (Cola-Weinbrand). Inmitten der feuchtfröhlichen Horde fühlte ich mich mit meiner zwangsverordneten Thermoskanne mit Salbeitee doch ein wenig sonderbar, hätte ich doch unter anderen Umständen auch selbst keinen getrunken.

Donnerstag, März 24, 2005

Obst, Eier und meine Seele

Während ich vorhin auf der Suche nach Ostergeschenken durch die sonnigen Kopfsteinpflasterstraßen Münsters schlurfte, beinahe geblendet vom gleißenden Schein der Sonne, der sich auf den beigefarbenen Sandsteinfassaden reflektierte, bot sich mir ein seltsamer Anblick. Auf dem Platz vor der gotischen, altersdunklen Bögen und Schnörkeln der Lambertikirche mit ihren finsteren Folterkäfigen aus grauer Vorzeit saß eine Frau auf dem Trottoir. Auf einem blauen Müllsack kauerte sie in zerrissenen Lumpen, eine dreckige Polenflagge als Kopftuch umgeknotet. Beinahe reglos saß sie da; auf ihrem Schoß lag ein Pappteller, randvoll mit Apfelstücken, in Scheiben geschnittenen rohen Eiern und Bananen. Dann erwachte sie aus ihrer Lethargie, rupfte aus ihrer Jackentasche eine Flasche Maggi hervor, riss den Dosierstopfen ab und kippte eine riesige Menge brauner Soße auf ihre Obst-Eier-Melange. Etwas irritiert sah ich's mir an, blickte zu ihr herunter und wünschte "Guten Appetit." Daraufhin erhob sie ihren Kopf, ihre spitze, verschrumpelte Nase zeigte wie ein Pfeil auf mein Kinn, ihre Augen funkelten furchteinflößend. Dann sagte sie: "Danke, Junger Mann. Ich bin's Deine Seele." Sehr irritiert schlurfte ich weiter. Wieso meine Seele?

Mittwoch, März 23, 2005


Bisher unterrepräsentierte Topoi: Schlecht gepellte Zitrusfrüchte und zerbrechliches Porzellan in der Kunst.

Transalpine Spuknotdurft auf dem Regal

Im Land, wo Kaiserschmarrn und Palatschinken, Paradeiser und Sachertorte auf den Tellern landen, geht beim Frühlingsputz gespenstische Angst um. Jeder Wisch über Regale, Schränke und Kommoden wird begleitet vom Spuk des Unheimlichen. Denn jenseits der Alpen nennt man das, was man hier schnöde Staub nennt, gern Geisterscheiße (Gäästerschääße).

Seitdem mir das bewusst wurde, versuche ich, meine Zimmergeister stubenrein zu erziehen, damit sie kurz nach draußen geistern zum Austreten - lasse sogar Tag und Nacht das Fenster offen. Der Erfolg lässt noch auf sich warten. Hilfreiche Tipps von Erfahrenen im Umgang mit Zimmergeistpädagogik werden gern genommen.

Dienstag, März 22, 2005

Neues aus der Sesamstraße: Tiffy zieht aus und stattdessen kommt Alfred Biolek. Manche munkeln, es läge an der Ähnlichkeit der beiden.
Ein seltsamer Traum, den das Gummibärchen-Orakel gar nicht im Programm hat, um es zu deuten: Ich aß die ganze Zeit Gummibärchen, doch jedes Gummibärchen, das ich aus der Tüte zog war pechschwarz und schmeckte nach Schwefel.

Freitag, März 18, 2005

Ground Zero von Null auf voll?




Kunst kann immer noch Wunder bewirken. Und der wunderlichste Künstler von allen ist scheinbar Christo. Das irre Leuchten seiner "Gates" im Central Park hat derartige elektromagnetische und seismische Schwingungen aufkommen lassen, dass das World Trade Center, von der Öffentlichkeit unbemerkt, sich aus Staub wieder zusammensetzte und aus der Erde kroch. Es grüßt versteckt zwischen den Hochhäuserfluchten, während die orangegoldenen Fähnchen durch die unbelaubten Baumkronen strahlen und sich sanft im Wind wogen. Eine seltsam anachronistische Zeit. Ein Meisterwerk der Bildbearbeitung oder die gar diesensationelle Dokumentation eines beinahen Weltwunders wurde gefunden von Achim Sommerfeld im Mehrzweckbeutel?

Mann darf wohl sagen: Nein!

Sensationsfunde verzaubern das begeisterte Hirn so sehr, dass sie gar nicht merken, wie wenig sensationell ihr Fund vielleicht ist. Auch ich bin vorschnell einem Irrglauben aufgesessen. Die nachfolgenden Mehrzweckbeutel-Diskussionen hab ich schlcihtweg überlesen, bei denen rauskommt, dass die beiden Türme niemals das WTC waren und es wohl auch nie werden und schlicht und ergreifend die Türme der Time-Warner-Zentrale sind. Lassen wir der Kunst ihr Bewegungspotenzial und anerkennen wir, dass die plattgeflogenen Twin Towers doch noch nicht wieder stehen. Trotzdem ein schönes Bild.

Donnerstag, März 17, 2005

Zurecht vergessene Fußballtrainer, Folge 1

Es gab viele Fußballtrainer bisher. Einige waren gut, andere nicht. Einige hatten Schnurrbärte, andere hatten Halbglatzen. Manche hängten tote Hühner in der Kabine auf, andere stellten sich einen Strandkorb ins Stadion. An einige erinnert man sich noch, an andere nicht. Einige wurden zu Unrecht vergessen, andere zurecht. In unregelmäßiger Regelmäßigkeit sollen hier nun zurecht vergessene Fußballtrainer ihren Platz in der Ahnengalerie erhalten.




Heute Folge 1: Rolf Schafstall

Dienstag, März 15, 2005

Vorsicht! Leicht entflammbar!

Ich habe erst einmal einen kaputten Artikel zurückgeschickt, den ich bei einem Internet-Händler erstanden hatte. Es war auch der einzige, der kaputtging. Wie ich meiner letzten Bestellung entnommen habe, sollte man - wenn - aber auf Folgendes achten:

"Aus Sicherheitsgründen können Artikel,für deren Betrieb leicht entflammbare Flüssigkeiten und Gase benutzt werden, nicht zurückgesandt werden. Artikel wie zum
Beispiel Schneidwerkzeuge, Kettensägen und Äxte dürfen nur in Sicherheitsmaterial, am besten in der Originalverpackung, zurueckgesendet werden.
"

All jene, die gern mal im Internet leicht entflammbare Gase, Äxte und Kettensägen gekauft haben, mögen sich das bitte hinter die Ohren schreiben. Ich für meinen Teil wusste bis gestern gar nicht, dass man sowas da kaufen kann.

Montag, März 14, 2005

Musik für die Ewigkeit

Alle Adrenalin-Junkies, die im Leben gern auf der Überholspur rasen, im Rausch der Geschwindigkeit und Reizüberflutung nervenflatternd und überdreht durch Tag und Nacht jagen, dürften die härteste Geduldsprüfung ihres eigenen Lebens und unzähliger Nachwuchsgenerationen im Dom von Halberstadt finden.

Dort wird schon seit Jahren das Orgelwerk "As slow as possible" von John Cage aufgeführt. In der Uraufführung dauerte das Stück 29 Minuten, jetzt hat man Cage wesentlich wörtlicher genommen und wird das Stück möglichst langsam aufführen. Die ungefähr errechnete Aufführungsdauer wird ca. 639 Jahre betragen, alle Jubelmonate kommt ein neuer Ton hinzu und bleibt weitere Monate stehen. Besonders spektakulär war der Auftakt des Stückes. Die ersten anderthalb Jahre hörte man gar nichts, ehe dann endlich der erste Ton erklang - das Stück beginnt mit einer Pause.

Sonntag, März 13, 2005


Es schließt der Tag die goldnen Lider,
und aus den klaren Fenstern sacht
gießt mählich ihren Mohnsaft nieder
die mitleidvolle Sternennacht.

In Flur und Hain ist jedes Leben
und jeder Ton verhallt, vergellt
nur trostvertraute Träume schweben
auf Silberflügeln durch die Welt.


Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich die Zeit an einem lauen Sonntagnachmittag zu vertreiben. Eine davon ist, sich gemütlich zwischen Kissen- und Deckenberge zu verkrümeln und schlaue Bücher zu lesen. Das werde ich gleich tun. Eine andere ist, in alten Rilke-Gedichtbänden zu buddeln, Georges Braque aus der Hutschachtel zu zaubern und spontan Bach eine versteckt golden geschnittene, kubistische Hommage zu erweisen.

Freedom Fries can save your life

Nicht zu unterschätzen ist in manchen Situationen der Vorteil, heiße, fetttriefende Fritten griffbereit zu haben. Als ein Gangster einen kleinen Imbiss in Helmond bei Eindhoven mit einer Schusswaffe überfallen wollte und den Besitzer bedrohte, griff sich dieser eine geballte Ladung frischer, noch brühend heißer Pommes und schmiss sie dem Räuber ohne Vorwarnung - zack! - ins Gesicht. Der ergriff prompt die Flucht und rannte Hals über Kopf davon.

Samstag, März 12, 2005

Holz arbeitet

Der Werkunterricht geht mit der Zeit. Ich habe früher Snoopy-Schlüsselaufhänger aus Sperrholz laubgesägt, Knickpapierbrücken konstruiert und Eisenbahnsignale aus Holz und Draht zusammengezimmert, bei Cony waren es unter anderem Laubsäge-Fische. Heute sägt man sich zum Beispiel aus Brettern Playstation-Regale.

Hairbei, Oh Ihr schnittigen Wortspiele

Zwischen Kamm, Schere, Hochsteck-Bananen, Lockenwicklern und Trockenhauben steckt manchen Friseuren (neudeutsch: Hairstylisten) der Schalk im Nacken und lauert immer häufiger der Wortspiel-Wahn. Der Laden, in dem man seine Spitzen schneiden und den Nacken ausrasieren lässt, heißt heute immer seltener "Friseursalon", sondern lieber:

- Vier Haareszeiten
- Haarscharf
- Kamm In
- Scherenschnitt
- Haireinspaziert
- Schnippschnapp
- Schnittmuster
- Haarmonie
- Vorhair-Nachhair
- Hairport
- Haarlekin
- Haargenau

Ab und zu originell, häufig haarsträubend.

Denn alles Fleisch, es ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blume

Zu den unangenehmsten Anlässen, die einem im Leben blühen können, gehören definitiv Beerdigungen. Gesenkte Häupter, schmerzverzerrte Gesichter, zusammengekniffene Lippen, Verzweiflungsausbrüche, trockener Kuchen. Und seit Jahrhunderten Thema ist auch die Wahl der angemessenen Begräbnismusik. Bisher weit oben in den Begräbnismusik-Charts rangierten etwa die Requiem-Kompositionen von Mozart, Brahms, Fauré, seltener auch Verdi, der "Marche funèbre" von Chopin, "Herr nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren" von Mendelssohn-Bartholdy oder das "Adagio for strings" von Barber. In Zukunft werden wohl zunehmend andere Klänge die Totenmessen begleiten.

Der digitale Musik-TV-Sender Music Choice hat - wie die Intro berichtet - eine europaweite Umfrage gestartet, welche Klänge wünschenswerterweise die überhaupt nicht wünschenswerte Beerdigung begleiten sollten.

Ganz oben auf dem Treppchen der Musik-Charts für zukünfitge Begräbnisse in ganz Europa landete The Show Must Go On von Queen, gefolgt von Stairway To Heaven (Led Zeppelin) und Highway To Hell (AC/DC). Die deutschen Teilnehmer lagen mit ihrer Vorliebe für AC/DC oder auch Metallica durchaus im Trend.

Die Briten nehmen das Verscheiden mit schwärzerem Humor und wählten Angels von Robbie Williams an die Spitze, gefolgt von Monty Pythons Always look on the bright side of life auf Rang drei und kurz dahinter Who wants to live forever der scheinbaren Begräbnis-Experten von Queen. Die Franzosen lassen sich lieber zu Chansons in der Landessprache zu Grabe tragen, während in Spanien und Italien nach wie vor die alten Begräbnismusiktraditionen lebendig sind und weitaus lieber auf Mozarts Requiem zurückgegriffen wird.

Donnerstag, März 10, 2005

Opernwelt in knackigen Happen. Heute: Giacomo Puccinis "Tosca"

"Sängerinnen haben gelegentlich das Bedürfnis, sich auch außerhalb ihres Berufes nützlich zu machen. Die bekannte italienische Sopranistin Tosca, beispielsweise, erstach während der Bürozeit den triebhaften Polizeipräsidenten mit einem Brieföffner.

Kurz vor der Tat hadert Tosca mit dem lieben Gott, der sie - wohl versehentlich - in diese scheußliche Lage gebracht hat.

Natürlich darf dieser Fall nicht zur Regel werden, immerhin gibt es mehr Soprane als Polizeipräsidenten."

Mittwoch, März 09, 2005

Winternacht

Rund und buttergelb ging der Mond auf über dem schwarzen, gezackten Relief des Waldes am Horizont. Eine Frau - komplett in ein langes, schwarzes Gewand gehüllt - folgte minutenlang seinem Aufstieg. Stumm, gebannt. Sie saß am Rande einer Feldwegkreuzung auf einer Bank unterhalb einer Zwillingseiche, deren eng verzweigte Baumkrone wie ein schwarzer, löchriger Vorhang immer wieder den ungetrübten Blick durchbrach.

Die Äcker ringsum lagen tief und festgefroren unter einer dicken Schneeschicht. Die Schwarze stand auf. Um einen freieren Blick nach oben zu haben, entfernte sie sich ein Stück von Bank und Baum, kletterte über vereisten Stacheldraht und wanderte mitten auf ein Feld. Eiskristalle überglitzerten eine Viehtränke zu ihren Füßen. Bei jedem Schritt knirschte der Schnee leise. Sie legte ihren Kopf in den Nacken, stumm, wortlos betrachtend. Inzwischen hatte der Mond die Waldwipfel weit hinter sich gelassen, erschien weiß glänzend am leeren Himmel und erhellte ihn. Endlich verlangsamte er seinen Lauf und warf einen großen Fleck auf den halbüberfrorenen Fluss, der eine Unzahl von Sternen bildete.

Dieser Silberglanz schien sich bis auf den Grund hinabzuwinden wie eine Schlange ohne Kopf, bedeckt mit leuchtenden Schuppen aus geschmolzenen Diamanttropfen. Die kalte Nacht breitete sich um sie aus. Die Schatten der Eiche lagen auf dem Schnee wie dunkle Tücher. Sie atmete mit halb geschlossenen Augen in vollen Zügen den frischen Wind ein, der sie umwehte. Alte Erinnerungen kletterten ihr ins Gedächtnis. Die Zärtlichkeit vergangener Tage durchfloss ihr Herz wie ein bittersüßer Strom. Sie schlich zurück. Zögernd legte sie sich unter der Zwillingseiche nieder. Sie seufzte, den Blick starr nach oben gerichtet. Ihre Kleidung, verschmolz mit den wehmütigen Schatten der Eiche. Sie selbst flog zu den Sternen.

Neue Erkenntnisse bezüglich Jesu Tod?

Wenn das stimmt, müssen mehrere tausend Jahre westlicher Kirchen- und Kulturgeschichte neu geschrieben werden. Ein Konfirmand (vermutlich in Ostfriesland) antwortete in einem Test auf die Frage, wie Jesus gestorben sei, er sei ertrunken. Welche Quellen ihm diese radikal neuen Erkenntnisse eingeflüstert hatten, hat er nicht verraten. Ob statt eines Kreuzes in dessen Kirche ein Aquarium mit friedlich dahindümpelnden Goldfischen steht, ist bislang ungeklärt. Wahrscheinlich hat sich der Junge geirrt und Jesus wurde doch gekreuzigt. Temmo hat sich zumindest enorm darüber echauffiert.

Die ewige Stadt in blau


Auch wer genauer hinsieht, erkennt nur, wenn er es weiß, dass hier "Rom" zu sehen ist. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen und Städten sind eher zufällig und nur möglicherweise vom Maler beabsichtigt.

Dienstag, März 08, 2005

For those about to rock...

Von Menschen, deren alter ego früher die USS Enterprise kommandiert hat, kann man etwas lernen. Einst für die schlechteste Beatles-Coverversion aller Zeiten ausgezeichnet (Lucy in the sky with Diamonds) hat William Shatner seit neuestem die Kurve gekriegt, ist mit seinem neuen Album im Feuilleton auf samtene Kissen gehoben worden und offenbart jetzt erstaunliche Weisheiten in einem galore-Interview:

"Die Menschen sollten mehr rocken!", ist seine interstellare Kernbotschaft.

Außerdem lernt man, dass man in Afrika nachts den Kopf besser nicht aus dem Zelt steckt, dass er selbst gern durch Paintball-Schlachten hüpft, einen Kunstflugschein besitzt und andere interessante Neuigkeiten.

Das Riesenrad in der Ferne

Von meinem Schreibtischfenster aus habe ich einen Panoramablick über die Stadt. Ich kann am Horizont dem Dom sehen, die Lambertikirche mit ihren Käfigen, den Wasserturm, die komplette naturwissenschaftlich-medizinische Skyline...

Und dreimal im Jahr, wenn mit dem "Send" der Kirmesgeist in die Stadt kommt, kann ich zugucken, wie das Riesenrad auf- und abgebaut wird. Zumindest die obere Hälfte. Es sieht aus wie eine aufrecht stehende, durchsichtige Pizza, der Stück um Stück hinzugefügt wird. Nun ist der Frühjahrs-Send vorbei, das pizzaeske Riesenrad wird wieder auseinandermontiert. Entfernt sieht es momentan aus wie Pac-Man.

Gerade noch bei U2, jetzt schon...

Bono Vox - Rockstar, Brillenträger, Kämpfer gegen AIDS - wird seit neuestem im engeren Kreis der Weltbankpräsidenten gehandelt. Die Welt(bank) bietet doch immer wieder Anlass zum Staunen.

Samstag, März 05, 2005

I had a dream...

Träume sind sonderbar. Vor einiger Zeit träumte ich, dass ich an einem säulenreichen, verwinkelten Haus mit vielen putzigen Giebeln als Fassadenkletterer hochgehangelt bin, auf das flacherere Nachbardach - und das war die Moulin Rouge. Und versehentlich brach ich beim Stolpern einen der Mühlenflügel ab, den ich dann einer meiner besten Freundinnen, die Kunst in Hamburg studiert, als Teil für eine Installation mitbrachte. Ich stieg in eine Metro, guckte in einen Fotofix-Automaten rein. Dort saß eine Schildkröte mit Sonnenbrille auf und sagte "Muumkadschuum" oder so (erinnerte stark an Homers merkwürdigen Chili-Trip). Als Endstation kam die U-Bahn in einem Wald an. Die Bewohner bestanden überwiegend aus übermannshohen Fliegenpilzen, die versuchten, kostenlose Pakete in fliegende Briefkästen zu stecken, deren Schlitze zu klein waren. Mich fragte einer der Pilze: "Wieso bist Du kein Pilz, wieso hast Du kein Paket?" Ich sagte: "Ich habe aber einen Flügel von der Moulin Rouge. Allerdings fliegt er nicht."

Dann wachte ich auf.

Heute nacht habe ich nun geträumt, ich hätte stundenlang mit Wallace und Gromit eine Schneeballschlacht in der Sahara gemacht. War sehr lustig und durchaus wiederholenswert. Andere Traumbestandteile fallen unter private Zensur.

Donnerstag, März 03, 2005

Biologische Horizonterweiterung


Von der Welt vergessene Wesen: Die Zyklopenkatze (Polyphema). Hauptsächlich anzutreffen ist die Zyklopenkatze in den zerklüfteten Gebirgsschluchten Molwaniens, durch die sie mit ihrem muskulösen Schwanz springt. Sie ernährt sich hauptsächlich von Erdnüssen und Wellnessflakes. Sie scheut Tages- und Nachtlicht und ist deswegen höchstens an regenfreien Tagen in der Dämmerung zu erspähen. Ungeklärt ist, zu welcher biologischen Gattung sie zählt. Widersprüchliche Beobachter berichten von Zyklopenkatzen die Eier legten, andere sagten, sie hätten einer Geburt beigewohnt, und es seien lebend geborene Säugetiere gewesen. Gerüchten zufolge kann sie mit ihrer nicht vorhandenen Nase bis zu 17 identische Gerüche unterscheiden. Da sie nur über Ohren verfügt, laufen sämtliche Sinneswahrnehmungen über Schnurrhaare und Auge. Das Auge verfügt über eine oszillosensible Membran, die es zumindest ermöglicht, akustische Phänomene von der Lautstärke einer Flugzeugexplosion zu hören. Die Schnurrhaare besitzen olfaktorische Schnupperschuppen, die der Zyklopenkatze die Düfte der Welt näherbringen. In den meisten Fällen besteht sie nur aus Kopf und Schwanz. Hier sieht man sie gemeinsam mit ihren Artverwandten, dem Monokel-Aal und dem Giraffenschwan.

Morgens um sieben am Sessellift

Seltsame Fernseh-Unterhaltung bieten die Dritten Programme aus dem Süden Deutschlands am frühen Morgen: Eine beinahe endlose Plansequenz. Die Kamera steht still. Zu sehen sind zackige Berggipfel, schroffe Felsenklippen, sanft zugedeckt mit Schnee. Große Panoramen alpiner Landschaften. Vor allem aber: Seilbahnen und Sessellifte. Das ewig gleiche Bild: Die rechte Seilbahn fährt hoch, die linke Seilbahn fährt runter. Ob nun in Ober- und Untergürgl, St.Moritz, Ischgl oder auf anderen Seilbahnstrecken. Stillstehende Kamera, Berge, fahrende Seilbahnen. Dazu serviert man quietschvergnügt pulsierende Blaskapellenmusi - die neuesten Hits der Schuhplattler-Charts. Stundenlang hört man nichts als Volksmusik, sieht man nichts außer Bergen und Seilbahnen. Ein irritierend kontemplatives Erlebnis. Es hatte beinahe etwas von einem Fiebertraum. Vielleicht war es einer? Dass auf jedem dritten anderen Kanal zeitgleich Walter Freiwald Edelstahltöpfe verkaufte, widerlegt und bestätigt die Vermutung gleichermaßen. Wer wie ich so gut wie noch nie morgens um halb acht ferngesehen hat, kann so völlig neue Welten erleben.

Dienstag, März 01, 2005


Das Eingangstor zur Hölle bleibt heute geschlossen.

Väterchen Frost

Ich habe mich noch nie gut in Rindsrouladen hineinversetzen können, die nicht mit Melitta-Toppitsbeuteln eingefroren wurden. Aber beim gestrigen Fahrradtörn durch die nordsibirische Witterung Münsters -ohne Mütze - kam mir der Gedanke, dass meine Ohren Gefahr liefen, sich Gefrierbrand einzufangen.

Quittung: Mein Kopf fühlt sich heute an, als sei ein Nar-Wal darauf gestrandet und meine Stimme klingt wie ein russischer Schwerverbrecher, der in seiner Freizeit mit Schrotkugeln gurgelt.