Dienstag, Februar 28, 2006

Kramen in Fächern, die so heißen, wie sie nur selten sollten

Handschuhfach - was für ein ausgeleierter, schief sitzender Wortpullover dieser Begriff für das ist, was er bezeichnet, und jeder weiß es. Somit schlage ich einen flotten ordentlichen Wechsel vor, schließlich findet sich hinter der Klappe nichts, was die Finger warm hält. Und alles, was ich finde, sind Souvenirs aus alten, besseren Zeiten, während der Schimmer Deiner Heckleuchten sich in Richtung Osten auflöst, wo Du ein besseres Leben zu finden glaubst. Ich suchte nach irgendeinem rechtlichen Wisch, der Regen prasselte auf die Kühlerhaube, als ich auf Bilder stieß, die ich längst zu vergessen versucht hatte. Und so hat sich die Idee in meinen Kopf gebohrt, weil's zu wichtig ist, wie's gewesen ist. Doch von mir überhaupt kein Hauch eines Schuldvorwurfs dafür, wie unsere Liebe langsam zerbröckelt ist. Und hier, wo Enttäuschung und Bedauern sich verkeilen, liege ich die Nacht über wach.

frei nach: Death Cab For Cutie - Title and Registration

Plattdüütske Spreekworden (VII)

"Mi steiht' Schweeit vör't Kopp as Krüüsbeern."

(Mir steht der Schweiß vorm Kopf wie Stachelbeeren.)

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Montag, Februar 27, 2006

Tätäää, tätääää, tätääää

Heute ist nur wenig anders als letztes Jahr. Konfettikanone marsch, Alaaf-Rückholbändchen sitzt. Mer lasse dr Dom in Münster. Helau.

Sonntag, Februar 26, 2006

Der wilde Nordwesten

Gefährlich wird es in den Riesenwiesenweiten meiner Heimat vor allem dann, wenn kein heißer Tee mit Kluntje und Rahmwulkje in Reichweite ist. Statt mit blinkenden Colts und scharfer Munition ist es insofern in der ostfriesischen Tiefebene ratsam, sich mit Mehrfachteefiltern zu bewaffnen.

Freitag, Februar 24, 2006

Klangholz

Aus der Schweiz werden stockende Flugobjekte über die Grenze geworfen. Mich hat's erwischt, ich folge der Einladung.

1. ein Track.. aus deiner frühesten Kindheit.

Als vierjähriger Zweieinhalbkäsehoch brachte ich mir durch geschicktes Beobachten selbst bei, den Plattenspieler im Wohnzimmer zu bedienen. Neben Georges Moustaki und den ersten beiden Alben der Dire Straits gehörte vor allem Hannes Wader zu meinen Entdeckungen. Allzugern vor allem "Hannes Wader singt Arbeiterlieder". Und so zog ich als winziger Steppke vergnügt durchs ostfriesische Heimatdorf und sang "Auf, auf zum Kampf, zum Kampf, zum Kampf sind wir geboren"... ehe meine Eltern mich zur Brust nahmen und mir freundlich vorschlugen, vielleicht doch künftig lieber ein anderes Lied zu singen. Da ich nicht verstand, wovon ich sang und ich Rosa Luxemburg höchstens für einen plüschpinkes Nachbarland hielt, ahnte ich nur, dass es scheinbar passendere Lieder für munteres Spazieren durch die Nachbarschaft gäbe.

2. ein Track.. den du mit deiner ersten grossen Liebe assoziierst.

R.E.M. - Nightswimming

3. ein Track.. der dich an einen Urlaub erinnert.

"Exit music (for a film)" in der traumhaften Klavierjazz-Interpretation vom Brad Mehldau Trio. Im "fnac" in Bordeaux erstanden, begleitete es mich den gesamten Frankreich-Urlaub 1999 über und zaubert noch heute vergessene Bilder wieder hervor.

4. ein Track.. von dem du in der Öffentlichkeit nicht so gerne zugeben möchtest, dass du ihn eigentlich ganz gerne magst.

Tendenziell halte ich nichts von geschmacklichen Scheuklappen. Erlaubt ist, was gefällt und es gefällt ne Menge. Wenn, dann vielleicht "Blue (dabadidabadai)" von Eiffel 65, das im Original zwar schröcklichst arrangiert ist, aber in der selbstarrangierten Version für Klavier plötzlich beinahe unwiderstehlich wird.

5. ein Track.. der dich - geplagt von Liebeskummer - begleitet hat.

"How come your arms are not around me" von Kristofer Åstrøm & Hidden Truck. Hat die schwarze Finsternis damals eher noch verdüstert, entsprach meiner verzweifelten Sehnsucht aber haargenau.

6. ein Track.. den du in deinem Leben vermutlich am häufigsten gehört hast.

Schwierig. Wahrscheinlich "Alice Childress" vom Ben Folds Five-Debüt.

7. ein Track.. der dein liebstes Instrumental ist.

Der 2. Satz, das unglaubliche Adagio aus der 7. Sinfonie von Anton Bruckner (1883), das er anlässlich des Todes von Richard Wagner schrieb. Unglaublich großartige Musik.

8. ein Track.. der eine deiner liebsten Bands repräsentiert.

Achherrje, das wird schwierig. Es gibt zu viele. Aber ich nehme "Fog (again)" von Radiohead.

9. ein Track.. in dem du dich selbst wiederfindest oder in dem du dich auf eine gewisse Art und Weise verstanden fühlst.

Motorpsycho - Vortex surfer

10. ein Track.. der dich an eine spezielle Begebenheit erinnert (& welche das ist).

Den allerersten Kuss meiner ersten großen Liebe tauschte ich mit ihr vor meiner damaligen Stammdisco zu Trent Reznors Worten "I want to fuck you like an animal" aus Nine Inch Nails "Closer".

11. ein Track.. bei dem du am besten entspannen kannst.

Auch hier ist der Superlativ nicht angebracht. Eine von vielen möglichen Antworten lautet "Sicut cervus desiderat ad fontem" von Giovanni da Palestrina.

12. ein Track.. der für eine richtig gute Zeit in deinem Leben steht.

Kettcar - Deiche... vor fast genau einem Jahr - damals noch ganz frisch und mit rotweinverschüttetem Esprit.

13. ein Track.. der momentan dein Lieblingssong ist.

Eine kaum beantwortbare Frage jagt die nächste. Kurz, knapp, spontan: "Last cruces jail" von Two Gallants.

14. ein Track.. den du deinem besten Freund widmen würdest.

"Serpentine" von dEUS.

15. ein Track.. bei dem du das Gefühl hast, dass ihn ausser dir niemand gerne hört.

"Too young" von Blowbeat.

16. ein Track.. den du vor allem aufgrund seiner Lyrics magst.

Ein großartiger von vielen: The Weakerthans - Pamphleteer

17. ein Track.. der weder deutsch- noch englischsprachig ist und dir sehr gefällt.

"Mister Mayers Inst." von Kaizers Orchestra, "À ton étoile" von Noir Désir, "Glósloli" von Sigur Rós... hach, die Beschränlung auf einen einzigen Song zermürbt.


18. ein Track.. bei dem du dich bestens abreagieren kannst.

Tool - Stinkfist oder Fall Of Troy - F.C.P.R.E.M.I.X.

19. ein Track.. der auf deiner Beerdigung gespielt werden sollte.

Die b-Moll Nocturne von Chopin. Auch wenn ich momentan keine Gedanken hieran verschwenden möchte.

20. ein Track.. den du zu den besten aller Zeiten rechnen würdest.

Von übenden Gitarristen zergniedelt, ausgelutscht und überbeansprucht... und trotzdem: "Stairway to heaven" von Led Zeppelin. Und auch hier hätte eine ganze Armada anderer Geniestreiche verdient, erwähnt zu werden, aber...

Weitergeworfen wird nicht. Wer mag, nimmt's mit. Interessieren würden mich aber Antworten folgender bekennender Musikfanatiker, zum Beispiel vom unglaublichen Burnster, auch wenn der an Stockallergie leidet, Frl. Fuchs, Ally, Nora, MC Winkel oder auch Enno. Take it or leave it, anybody.

Wochenendliche Weisheiten

"Fußball ist ein Spiel, das erst durch die Anwesenheit einer gegnerischen Mannschaft kompliziert wird." (Jean-Paul Sartre)

Donnerstag, Februar 23, 2006

Zerschnittene Einsamkeit

Seidig glänzende Schnurrbarthaare struppen unter seiner krummen Nase. Eins davon hat sich gelöst, ist abwärts getaumelt und hat sich über die spröden Lippen auf seine Zungenspitze verirrt. Er spuckt feuchte Luft, um es loszuwerden. Er ist der Friseur. Nicht Crane, keine Filmfigur. Er ist der Friseur. Der Herrenfriseur, um genau zu sein, Doch seit Langem ist er eher nur noch der Sitzer. Ist man noch Friseur, wenn man nicht mehr frisiert? Wenn man noch frisieren kann, aber niemand mehr hereinschneit, den Hut lüftet zum Gruß und sich auf den drehbaren Knautschlackleder-Drehschemel vor dem Spiegel niederlässt? Nur den Nacken ausrasieren. Bitte nicht mit der Schere. Wenn Sie den Bart vielleicht noch ein bisschen. Nichts. Den ganzen Tag sitzt der Friseur auf dem mittleren seiner drei Wartestühle. Der Sitzer. Seine Hände, etliche kleine Scherenschnittnarben an der linken Hand, ineinander gefaltet. Die Augen ein wenig traurig, die Schultern schlaff. Die Hoffnung in seinem Blick ist alt und müde geworden. Ihr Glanz ist abgeblättert.

Er seufzt, zündet sich eine Zigarette an. Fast träge schwebt der dicke Qualm an seiner krummen Nase vorbei zur Zimmerdecke. Neben dem Dröhnen der LKWs vor seinem kleinen Laden ist das leise Knistern der Tabakglut, das jeden seiner Lungenzüge begleitet, das einzige Geräusch um ihn herum. Er fühlt sich fremd im heute. Alles ist so anders geworden. Den Barbier gibt es nur noch auf der Opernbühne, und auch der Friseur darf sich nicht mehr so nennen, wenn er seinem Laden keinen Kundenschwund einbrocken möchte. Und nicht nur das. Heute braucht man fesche Friseurinnen mit atemberaubend zerzaustem Haarschopf, abgedrehte Accessoires, die neuesten Produkte, hochmoderne Designer-Einrichtung, heiße Musik und einen silberglänzenden Klotz, der im Handumdrehen milchschäumenden Latte Macchiato oder feinherben Cappuccino aufbrüht. Mit solchen Tricks brummt das Geschäft. Hier brummen nur die LKWs.

Der Friseur hat für so etwas kein Geld. Ein Glas Leitungswasser könnte er seinen Kunden anbieten. Das würde er ihnen aus dem Nebenraum holen. Gern sogar. Mit einem dunkelgelben Lächeln. Und die Gegenwart von Frauen macht ihn immer so nervös. Fast hilflos. Seine Spucke trocknet aus, der Hals wird spröde, die Hände werden feucht, die Gedanken schlingern, und er weiß nicht, was er sagen soll. Das ist sein ganzes Leben so gewesen. Und bei so einem mag auch keine fesche junge Friseurin arbeiten. Er hätte ja auch nichtmal Geld, sie zu entlohnen. Und so kommt niemand. Und weil niemand kommt, traut sich auch niemand rein. Denn ein leerer Friseurladen kann nicht der beste sein. Da kann man sich auch woanders die Haare schneiden lassen. Nicht bei diesem Ewiggestrigen. Bei anderen bekommt man auch einen Kaffee. Mit Milchschaum.

Doch schon lange kann er kaum noch die Ladenmiete bezahlen. Zwei Mahnungen hat der Vermieter ihm schon geschickt, weil er säumig war. Und das, obwohl ihm der Vermieter die Miete seit vierzig Jahren nicht erhöht und vor kurzem sogar noch gesenkt hat. Aber es kommt kein Kunde. Vielleicht einer am Tag. Die alten Kunden sind fast alle tot oder weggezogen. So sitzt der Friseur oft stundenlang allein auf dem mittleren Stuhl. Über ihm kauern die alten Schneidwerkzeuge an der Wand. Alles noch Handarbeit. Alles selbst gesammelt. Mit Liebe und Hingabe drapiert auf dem Holzbord, dass er selbst in die Wand geschraubt und gedübelt hat. So bleibt seine Pflanze in der Ecke oft die einzige, der er ein Glas Leitungswasser anbieten kann. Zärtlich nennt er sie "Lulu". Sie hört ihm zu, wenn sonst niemand kommt, und das ist oft. Sie kennt seine Sorgen und Sehnsüchte. Gerade, wenn es im Winter dunkel wird, und nichts zu hören ist außer dem Verkehrsgebrüll draußen und dem Knistern seiner Glut.

Früher, da war es hier anders. Da waberte schwerer Zigarrenrauch durch den winzigen Laden. Herren aus allen Altersschichten drängelten sich auf die Stühle, lehnten an der schmalen Steinsäule neben der Tür. Da klingelte seine alte Kasse. Seine heißgeliebte Kasse. Inzwischen wertvoll. Noch mit richtiger Kurbel. Wird heutzutage gar nicht mehr gebaut sowas. Richtig solide, hält gleich mehrere Leben lang.

Sein Laden war der Nachrichtenumschlageplatz aller Herren im Viertel. Man schlurfte herein im schweren Filzmantel, und da waren sie schon alle. Herr Johannpötter, Herr Paschulke, Herr Rottenberg, Herr Markstein, Herr Tollkötter oder Herr Jelinek. Das war dann ein Durcheinander. Hier wurde Politik gemacht. Mancher brachte sich ein Bier mit und blieb auch nach dem Haarschnitt Stunden, weil es solchen Spaß machte, im wuseligen Treiben, bei den hitzigen Diskussionen über Politik, Fußball oder Rasenmähen mitzumischen. Weil hier das Leben stattfand.
Der Friseurladen war der kleine, enge und gemütliche Nachmittagsstammtisch. Hier war man zu Hause. Doch die, die hier zu Hause waren, sind hier nicht mehr zu Hause. Tot oder fort. Und den Anschluss an die Zeit verpasst.

Der Friseur hatte nie ein Gespür für Trends, fast ein wenig Angst vor ihnen. Eine ängstliche Scheu vor der grellen, hektischen Moderne. Er ist doch nur der Friseur. Er schneidet Haare. Und plauscht gern ein wenig. Mit seiner Stimme, immer rau vom Tabak und tief wie nach zu langem Schlaf. Schnickschnack ist für Andere, sagt er gern. Weiß denn heute keiner mehr Handarbeit zu schätzen? Auch heute kommt keiner. Niemand. Von morgens neun bis abends um halb sieben nicht. Und das, obwohl er sogar selbst eine neue Osterdekoration gebastelt hat. Eier gefärbt, ein wenig Grün vom Gärtner geschenkt bekommen, ein paar hellgelbe Bänder zu Schleifen geschwungen. Alles strömt vorbei. Jetzt schließt er die Tür wieder ab, die jedem den ganzen Tag über offen stand. Vielleicht kommt ja morgen mal wieder ein Kunde. Was für eine Freude das für den Friseur wäre. Er würde ihm sogar zwei Gläser Wasser spendieren. Und sogar eine kostenlose Rasur obendrauf legen. Nur weil er sich so freuen würde. Doch noch ist es nicht morgen. Morgen vielleicht.

Mittwoch, Februar 22, 2006

Ist das Schiefergebirge ein Skifahrgebirge?

Dienstag, Februar 21, 2006

Denkmarathon

Zuviel zu hochkomplexes Denken, zuviel nachzeitige Gleichzeitigkeit unterschiedlichster Komplementaritäten, zuviel WIssenschaft macht zwischendurch Kopfweh.

Montag, Februar 20, 2006

Turnaroundabout

Wie oft hatte Heinz-Dieter über die Kreisverkehre geflucht. Ein ungeduldiger und jähzorniger Schnurrbartträger wie er verlor hier schnell die Orientierung. Immer wieder kurvte er in Straßen, die er nie befahren wollte, weil er die Beschilderung nicht verstand. Was vielleicht auch daran lag, dass Heinz-Dieter kaum lesen konnte.

Oder er bog gar nicht ab im Kreisel und rammte versehentlich LKWs, Kühe oder abgestürzte Hubschrauber, weil er von einem Drehschwindel durchflutet und verwirrt wurde. "Hach", seufzte Heinz-Dieter nun vor Glück, als er mit seinem rostroten Scirocco in diesen Kreisverkehr im Landkreis Emmendingen einfuhr. "Kreisverkehre, in denen es nur geradeaus geht, lob' ich mir". dachte er und fuhr versehentlich in eine rotweiße Straßenabsperrung beim Versuch, abzubiegen.

Sonntag, Februar 19, 2006

Hairbei oh ihr Wortspiele, Teil II

Zwischen Prusten und Verzweiflung landet man schnell, wenn es um Wortspiele geht. Nicht selten grenzwertig. Oft schon einen Schritt über den Abgrund hinaus und angestrengt wortwitzig zeigt sich gerade die Hairstylistenbranche häufig. Eine kleine Bestandsaufnahme gab es hier schon vor geraumer Zeit einmal. Hier nun einige Neuzugänge, jenseits von jedem. Man lese und bestaune:

- Riesenschnitte
- Schlemmerschnitte
- Superschnitt
- Drumhairum
- Hairvorragend
- "Wir behairrschen unser Handwerk"

Samstag, Februar 18, 2006

Vergissihnnicht

Nur selten erhascht das wachsame Auge einen flüchtigen Blick. Allzu selten lässt er sich überhaupt in freier Wildbahn erspähen, wie er die Hügelschrägen entlang tappert und zuweilen die falsche Hangseite hinunterpurzelt. Zumal er sich, wenn, dann fast ausschließlich in abgeschiedenen Tälern Britisch Kolumbiens blicken lässt. Und so ist sein Dasein vielen bis heute verborgen geblieben. Und selbst bei denen, die auf irgendeine Weise mit seiner putzigen Erscheinung in Kontakt gekommen sind, ist er fast in Vergessenheit geraten - der Schräge Hangnager.

Freitag, Februar 17, 2006

Wer suchet, erfindet

Ich stricke nie. Ich kann auch gar nicht stricken. Das unterscheidet mich von einigen anderen Menschen. Und ein paar davon rätseln scheinbar, wie viele Maschen sie sich denn soeben zurechtgestrickt haben. Hier weiß die Erfinderfamilie Rat. Denn sie hat einen Strickmaschenzähler erfunden. Doch damit nicht genug. Mit düsengetriebenem Eifer erfinden Sie alles, wovon Ihr noch nie geträumt und wonach Ihr Euch noch nie zu fragen getraut habt. Anti-Ameisen-Picknickdecken mit doppelseitigem Klebeband, die "Bumelade", damit man nicht mehr in lästiger Zweischrittigkeit erst Butter und dann Marmelade aufs Brot schmieren muss, Schaum, mit dem man Bilder auf den Rasen malen kann, einen Klositz mit Vibrationsmassage, damit's schneller und bequemer fliutscht oder Schwimmbrillen mit Druckluftpatrone gegen Gläserbeschlagen, einen Sound für Schmerzempfinden, einen Fischdosenspritzschutz, eine Schere, die Papierschnipsel sammelt... Sehr erstaunlich.

ErGefunden beim und entdeckt von Nuf
"Grau ist alle Theorie, und graumeliert sind ihre Verkünder."

(Gerhard Kocher)

Donnerstag, Februar 16, 2006

Selten benötigtes Wissen, mit dem man auf Parties glänzen kann...

Wer seinen Kopf eine halbe Stunde lang gegen die Wand schlägt, verbraucht dabei ca. 150 Kalorien.

Mittwoch, Februar 15, 2006

Brandheiß, noch knusprig und frisch wie der Frühling

Ein paar verstrubbelte Haare ragen zwischen zerknautschten Kissen empor. Der rechte Fuß hat sich unter der Decke hervor ins Freie gebuddelt. Eine Fliege landet, putzt ihre Vorderfühler, hebt surrend wieder ab, um das Schlafzimmer in wirren Ellipsen zu durchkreisen. In seligem Schlummer und obskuren Träumen versunken liegt Wulnikowski auf seiner morschen Schlafcouch. Er schläft schon zu lange, aber das weiß er nicht. Denn er schläft und träumt noch. Und im Traum hat man eine ganz eigene Zeitrechnung. Auch dass er noch komplett angezogen ist, wird er erst merken, wenn er aufgewacht ist. Sein Wecker döst auf dem Nachttisch, auch ohne zu wissen, dass er döst; seit gestern Abend ist ihm jegliche Energie abhanden gekommen.

Eine Zeit lang war er abgetaucht, doch er ist zurück an die Oberfläche getrieben. Nachdem mir die Ehre zuteil wurde, von "Mindestens Haltbar" um eine neue Geschichte gebeten worden zu sein, gibt es jetzt eine nigelnagelneue1 Episode aus dem Leben von Herrn Wulnikowski, vorerst exklusiv an dieser Stelle, wo es rundum auch wieder eine Menge anderer feiner Texte zu entdecken gibt, wie zum Beispiel auch vom Raben sowie den Herren Raducanu und Matt

1 möglicherweise patentgeschützt von Walter Freiwald

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Flügellahm

Komplett waren sich Elsbeth und ihre flatterhaften Mithühner nicht sicher, ob es der Boden der Tatsachen war, auf dem sie soeben gelandet waren. Das würde noch zu prüfen sein. Bedauerlicherweise gab es aber Verluste zu verzeichnen.

Montag, Februar 13, 2006

In Schluckt-ein-Specht-ohne-mein-Beisein

Wer zu spät kommt, ist nicht sonderlich früh dran. Erst ganz kürzlich ist mir zu Ohren gekommen, dass der reibeisenstimmige Wuschelbart- schluckspecht Harry Rowohlt übermorgen in Münster liest. Was genau er liest, verrät er niemandem. Für 16 € ein sehr lohnendes aber teures Vergnügen. Der Preis wird mich aber gar nicht weiter kratzen können - es ist bereits ausverkauft. Und so werde ich (notgedrungen) daheim einfach mein großes Flann O'Brien-Buch rausholen (müssen) und ein, zwei Gläser Stout trinken auf das zottelige Raubein, das wenige Kilometer von mir den Saal begeistert. Mein Portemonnaie wird das Einzige sein, was mir die Absenz dort dankt. Immerhin.

Kopfstand

Zuweilen steht die Welt Kopf. Manchmal ist es aber auch bloß eine pinkfarbene Kiste mit unbekanntem Inhalt.

Sonntag, Februar 12, 2006

Tomatofuture

Vielleicht können auch Schwermetalle humorvoll sein. Beim Bleigießen kann man zumindest Witziges in Gegossenes hinein interpretieren. Wenn man nichts Besseres zu tun hat oder lieber auf Metall verzichten möchte, können auch schmadderige Tomatenreste auf einem Schneidebrett als seherische Herausforderung genutzt werden.

Samstag, Februar 11, 2006

Fifty years to eat your chicken

Ein halbes Jahrhundert war der Vogel eingedost, da rückte Les Lailey dem Blech drumherum zuleibe. Mitte der fünfziger Jahre bekam er ihn geschenkt. Von seiner zärtlichen Braut Beryl, als Teil eines Präsentkorbs. Ein Konservenhuhn in Gelée. Was für eine Delikatesse. Wie seinen Augapfel hütete Les das prachtvolle Geschenk seitdem, versteckte es wie einen Schatz. Vor verstohlenen Blicken verborgen dämmerte die Blechbüchse jahrzehntelang dahin. Und nun, fünfzig Jahre später, zur goldenen Hochzeit der Beiden kam das Dosenhuhn auf den Tisch, das Eingemachte wurde geschmackvoll angemacht. «Es schmeckte wunderbar, höchstens ein klein wenig zu salzig», schwärmt Les. Allerdings schwärmt er als Einziger; seine Gattin, mit der er immer noch glücklich ist, wurde von Vorsicht überwältigt und traute dem Braten nicht. Fünfzig Jahre altes Fleisch ließ ihren Magen skeptisch argwöhnen, auch wenn nicht der Hauch von Vogelgrippengefahr bestand. So überließ sie ihrem treuen Ehemann das gelierte Federtier. Der machte sich glücklich darüber her, schlug alle Sorgen über ein Jahrzehnte abgelaufenes Haltbarkeitsdatum in den Wind - ohne das leiseste Magengrummeln im Anschluss.

Freitag, Februar 10, 2006

Oh, tell, oh!

Kitzelig kullert eine Schnötteträne. Unternase - Oberlippe, wird gebremst vom bereitgehaltenen Papiertaschentuch. Reißfest. Die Nase schimmert in dunkelrosé. Kälte klirrt kristallen. Sauseschwitzend fege ich mit meinem Drahtesel durch die flachen Straßenschluchten. Noch um eine Kurve. Da ist es, das Stadttheater. Ruinenreste, verwaschener Stahlbeton, Glas. Lange war ich nicht mehr drin. Aber heute abend. Kurz das Cordjackett zurechtzupfen. Die Glastüren umdrehen mich zur Begrüßung. Der Duft von Guiseppes Schnurrbart schwirrt durchs Foyer, Otello ich komme. Kribbeln durchsprudelt mich. Zum ersten Mal seit langer Zeit gönne ich mir mal wieder eine Oper.

Der Himmel hängt voller Blechspeichengewimmel und alten Lampenschirmen im Saal, die drei Ränge sind verkleidet mit Flechtbastplatten. Der verblichene Schick der siebziger Jahre. Das Licht erlischt, der Vorhang wird aufgezogen. Im dunklen Saal wirken die grünen Notausgangleuchten wie Positionslampen eines Raumschiffs. Auf der Bühne kauert ein riesiger eckigwindschiefer Kasten aus Stahlrohren, der entfernt an eine Festivalbühne erinnert. Der Kasten ist sturmumbraustes Schiff und Herrscherpalast, Hinterhalt, Katakombe, Garten, Zimmer hinter verschlossenen Türen in Personalunion. Das Auge fühlt sich beim Anblick nicht umschmeichelt, aber mit der Zeit entwickelt die Kulisse ihren Charme. Mit Donnergrollen, spätromantischem Rumtata und schmetternden Chören fetzt die Ouvertüre um die Ohren. Dann tauchen der intrigante Sausack Jago, der chronisch eifersüchtige Holzbock Othello und seine bezaubernde, unschuldig-schuldige Herzensdame Desdemona auf. Hinterlistig tröpfelt Jago Othello seinen intriganten Mumpitz ins Gehirn, setzt ihm gedankliche Hörner auf. Entsprechend fühlt dieser sich gehörnt, schwingt sich auf zum Heckmeckmeister. Seine Hirnsynapsen brutzeln und schmoren vor kränkbarer und scheinbar betrogener Liebesglut. Der Schwelbrand in Hirn und Herz wird zum Flächenbrand, alles brennt und brennt durch, weil Desdemona angeblich mit wem anders durchgebrannt ist.

Mit tosender Wucht und schwungvollem Pathos, zartem Melos und lyrischer Verkapselung umbraust die Musik aus Verdis Opernfassung von "Otello" unsere Ohren. Und selbst wenn bei vielen Besuchern das seltsame Bühnenbild für zerrümpfte Nasen sorgt, die schillernde Brillanz der Stimmen, die Intonationssicherheit des Klangkörpers und gerade auch die Nuancenvielfalt der Orchesterklangfarben verblüffen. Eine solch gelungene musikalische Operndarbietung gab es in meinen Ohren schon lange nicht mehr in Münster.

Donnerstag, Februar 09, 2006

Nach uns die Sinnflut.

Mittwoch, Februar 08, 2006

Die Laptop-Misere

Kaum mehr als dreitausend brummelgemütliche Einwohner hausen in Ihrhove, einem kleinen Kaff abseits der Bundesstraße von Leer nach Papenburg. Ostfriesische Diaspora. Zweistöckige Backsteinhäuser dämmern aneinander gedrängt die kleinen Straßen entlang. Es gibt eine Bank, eine Kirche, einen Fußballverein, der vor Jahren sogar in der dritten Liga spielte, einen verrotteten Bahnhof, eine verrammelte Raiffeisen-Lagerhalle, das "Limit" - eine kleine aber sehr feine Indie-Disco, Charlys Fischbude und ein neues Einkaufszentrum an der Ihrener Straße.

Und genau dort würde der Strahl meines Zorns eine flammenlodernde Feuersbrunst entfachen, wenn er nur könnte. Denn in eine kleinen Ecke zwischen Aldi, Gammelpizzeria und Combi-Markt quetscht sich ebenda ein kleiner Computerladen. Tumbe Horden sparwilliger Laptop-Sucher rennen dort die Bude ein, weil die beiden Betreiber gebrauchte Markenlaptops von Firmen aufkaufen und zu günstigen Konditionen weiterverkaufen. Da auch ich für die Magisterarbeit auf der Pirsch nach einem möglichst günstigen Laptop (als Weihnachtsgeschenk) war, suchte ich zunächst bei einem Laden für gebrauchte Laptops in Münster, einem mir mehrfach empfohlenen ähnlichen Geschäft, hörte aber dann von eben jenem in Ihrhove, zwölf Kilometer von meinem Heimatdorf entfernt.

Wie ich erstaunt feststellte, kommt daher auch einer der Besitzer des Ladens, mit dem ich gemeinsam, wenn auch zwei Jahre unter ihm, die Grundschule besucht habe. Enormst freundlich und fürsorglich schlug er mir einen Freundschaftspreis für ein IBM-Thinkpad vor, der wahrlich nicht verkehrt war.

"Und weißte was? Wir suchen Dir sogar unter allen Modellen, die wir reinkriegen, ein richtig klasse Modell aus. Du wirst sehen. Klasseteil!" Freudig überrascht sprach ich mich kurz mit meinem Vater ab; dann sagten wir zu. Am kommenden Wochenende sollte der Rechner dann fertiggemacht sein und abgeholt werden. Vorfreudig fuhr ich also am darauffolgenden Wochenende abermals mit dem Trödelzug von Münster nach Leer und von dort mit dem Auto nach Ihrhove. Zwanzig Menschen quetschten sich in den winzigen Laden, nicht jedoch das für mich vorbestimmte Gerät. Ärgerlich, aber nun gut.

Mein Vater holte das Gerät einige Tage später ab, meine Mutter befand, dass ich - da Geschenk - auch erst an Weihnachten selbst damit hantieren sollte, damit das Besondere des Geschenks gewahrt bliebe. Okay, gern. Dann kam aber der Heiligabend. Neben anderen bezaubernden Geschenken packte ich den Laptop aus, schloss ihn an und freute mich auf das Einrichten, drückte den Startknopf. Einmal fuhr er hoch, dann: Schwock! Blauer Fehlerbildschirm. Absturz. Padautz!

Beim nächsten Mal nicht anders. Das Gerät wütend aus dem Fenster zu werfen, hätte zwar meiner Laune entsprochen, aber wahrscheinlich meinen 12 Monate dauernden Garantie-Anspruch erlöschen lassen. Nix ging. Und wir erinnern uns: "Wir suchen Dir sogar unter allen Modellen, die wir reinkriegen, ein richtig klasse Modell aus. Du wirst sehen. Klasseteil!" Also rief ich am 27. Dezember prompt an, schilderte die Unzulänglichkeiten des achso tollen Teils, und ich wurde gebeten, es schnell vorbei zu bringen. Gemacht.

"Ah, oh, ja, kaputt. Ich guck mal, ob ich's reparieren kann. Ruf' Dich nachher an."
"Ich brauch's aber schnell, ich bin ab übermorgen nicht mehr hier und brauch's jetzt auch zum Arbeiten."
"Klar, kein Ding."

Er rief nicht an. Ich hingegen dann, leicht genervt, am späten Nachmittag. Gerät kaputt, nix reparieren, muss getauscht werden, gerade aber kein Ersatzgerät mehr da, alle verkauft. Kriegen erst in drei Tagen neue. In mir brodelte es heftiger, die Augenbrauen verschoben sich zu einem pfeilscharfen Winkel.Nun gut, in Gottes Namen. Auch meine Eltern ließen die beiden Besitzer telefonisch nochmals an ihrer Enttäuschung und Wut teilhaben. Und sie räumten sogar eine Frist bis zum 3. Januar ein, für die Neubeschaffung und Herrichtung des Geräts. "Super, nett! Klar, bis dahin haben wir dann alles fertig. Ihr braucht gar nicht mehr vorher anzurufen."

Zum vereinbarten Zeitpunkt fuhr mein Vater also wieder die 25km hin und zurück dahin, und? Nix. Kein Gerät da. "X ist grad unterwegs und holt welche. Morgen." Am nächsten Tag rief ich vormittags an, inzwischen zurück aus der Ferne und wieder in Leer, um meinen Geburtstag zu feiern. "Ja, Gerät ist da, kannste abholen." Nachmittags fuhr ich zunächst zum Bahnhof, um einen sehr wichtigen Gast abzuholen und dann direkt weiter zum Laden. Mal wieder. Es war 16h. In einer Stunde hatte sich zu Hause ein sehr guter, alter Freund, den ich Urzeiten nicht gesehen hatte, angekündigt.

Wie fast schon zu erwarten quetschten sich schon wieder ca. zwanzig Kunden wie daunenbejackte Ölsardinen in die Laden-"Dose". Überfreundliche Begrüßung. Oh, und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Zwanzig Minuten Warten. Dann endlich. "Ja, ähmnääh, Dein Gerät... ja wo ist es denn... ähhh..." Er sprang in den von Chaos bevölkerten Hinterraum. Hektisches Hin- und Herreichen von Geräten. Der äußerlich höchstens fünfzehnjährige Techniker bekam Einzelteile gereicht. Flott! Flott! Mein Gerät wurde jetzt erst zusammengebaut, schnellstmöglich und flüchtigst. Er durfte deutsche Tastaturaufkleber draufpappen, einrichten. >Meine Halsschlagader war dicker als Ottfried Fischer und puckerte wie ein Trommelwirbel; meine Lippen waren schmaler als ein Skalpellschnitt.

Ich entriss der falschen Ladenbesitzerschlange den Laptop. Schnell im Auto hochgefahren, okay. Später stellte ich fest: Der Rechner war etwas schneller, hatte aber nur halb so viel Arbeitsspeicher wie abgesprochen. Nun gut, das lässt sich verschmerzen. DVDs spielte er brav, wie abgesprochen. Seitdem tut der Laptop brav und friedlich seinen Dienst. Doch fiel mir erst vorerste Woche etwas auf. Einem meiner besten Freunde wollte ich einen Sampler brennen, diesmal mit dem Laptop. Und? Na klar! Es ist ein Nur-Lesen-Laufwerk drin, kein Brenner, wie abgesprochen war. Selbst Urschreitherapeuten hätten sich erschrocken vor den Schalldruckwellen, die mein Zimmer fast in Trümmer legten.Und? Seit fast zwei Wochen versuche ich nun, den Laden telefonisch zu erreichen. Mit unterdrückter Rufnummer. Meint Ihr, es geht jemand ans Telefon? Nein. Entweder ist besetzt oder niemand hebt ab. Angeblich ist das Telefon nun stumm geschaltet, da die Anrufe die Verkaufsgespräche behindern. Ich finde das mehr als schade und durchaus ärgerlich. Ein gutes Geschäft sein und ein gutes Geschäft machen sind zwei Paar Schuhe, meine Herren. Schon enttäuschend.

Dienstag, Februar 07, 2006

Stock without lock and two smoking barrels

Von Zeit zu Zeit geistern Fragebogenwellen durchs Netz und unzählige Köpfe sind beulengezeichnet, da sie von unangekündigt geworfenen Stöckchen getroffen wurden. solches traf mich nun mit zarter Wucht aus den Händen von Frau Frank und Dudu. Ein wenig ist das ja wie Malen nach Zahlen oder das Ausfüllen von Persönlichkeitstests in einschlägigen Zeitschriften. Nevertheless: Während des Frühstücks habe ich mich krümelnderweise aufgemacht, die gestellten Fragen zu beantworten...

Vier Jobs, die ich bisher hatte:

* Stockwirbler hinter den Schlagzeugfellen, die die Welt bedeuten.
* Illustrator eines "Zählen lernen"-Buches
* Plakafarbengläserzähler bei der Inventur in einem Baumarkt
* Kalif anstelle des Kalifen (just for B.)

Vier Filme, die ich auch nach zigfachem Sehen noch liebe:

* Pappa ante portas (Loriot)
* Clerks - Die Ladenhüter (Kevin Smith)
* Big Lebowski (Coen-Brüder)
* Night on earth (Jim Jarmusch)

Vier in letzter Zeit gelesene Romane, die mir gefallen haben:

* Toni Morrison - Jazz
* Jon McGregor - Nach dem Regen
* Gustave Flaubert - Bouvard und Pécuchet
* Magnus Mills - Zum König

Vier Orte, an denen ich gelebt habe:

* in Leer, einer ostfriesischen Kleinstadt
* in Münster, der Metropole des Münsterlandes
* in Barcelona, der noch viel metropolischeren Hauptstadt Kataloniens
* in Mainz, der unglaublich rosafarbenen Heimat öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten

Vier Fernsehsendungen, zu denen ich mich gern vor die Mattscheibe fläze:

* Harald Schmidt (ARD)
* Simpsons (Pro 7)
* DENKmal (3sat)
* Dittsche

Vier Orte, an denen ich mich im Urlaub rumgetrieben habe:

* Dublin
* Rom
* Minsk
* Gunzenhausen

Vier meiner Lieblingsgerichte:

* Champignoncrèmesuppe
* Lasagne
* Tortellini mit Käserahmsauce
* Pannacotta mit frischem Erdbeerpüree

Vier Internetseiten, auf die ich mich häufig verirre:

DENKmal
Plattentests online
ULB
Nichtlustig

Vier Orte, an denen ich momentan mindestens so gern wäre wie hier:

* mit einem Grog auf Monkey Island
* im Nachtleben Ravals in Barcelona
* mit Gundel Gaukeley in einer Gondel auf der venezianischen Lagune
* im Bett

Ein ganzer Haufen Schreiberlinge hat sich dem Fragebogen ja bereits gebeugt. Da die Kettenbrief-Etikette scheinbar verlangt, nun vier weitere zum Ausfüllen einzuladen, klopfe ich vorsichtig bei Kein Einzelfall, Pe, Rulla und Opa. Sonst mag sich nehmen, wer mag.

Montag, Februar 06, 2006

Der Nähe des Endes folgt ein Ende der Nähe.

Sonntag, Februar 05, 2006

Einblicke in den ostfriesischen Nationalsport

Glitzernd tropft es von der geröteten Nasenspitze. Die Temperatur ist höchstens ein Nullsummenspiel, während wir stundenlang durch die Kälte der ostfriesischen Tiefebene schlurfen. Vierzehn sind wir. Zweimal sieben. Auf schmalen, kleinen Straßen zwischen Viehweiden, Wallhecken und winzigen Bauernhöfen hindurch. Gegen Bibbern gibt es die Vorfreude auf Grünkohl. Und Glühwein. Gegen kalte Finger gibt es Handschuhe.

Was wir tun? Wir werfen kleine, schwere Kugeln von Russland nach Amerika. Wieso wir das tun? Wir wetteifern im Boßeln, dem ostfriesischen Nationalsport, einer Sportart, über die so manch anderer die gefrorene Nase rümpft und die in Karachi, Buenos Aires oder Los Angeles schwer denkbar wäre. Wieso das? Man braucht dafür, was es dort nicht gibt: Kleine, gern ein wenig kurvige, geteerte und flache Straßen mit möglichst keinem Verkehr. In Ostfriesland findet man sowas häufiger, wenn man sich auskennt, in Karachi, Buenos Aires oder Los Angeles schätzungsweise kaum.

Und was macht man nun, wenn man so eine Straße gefunden hat? Man trifft sich in geselliger Runde von ca. 10-20 Leuten und ein bis zwei Bollerwagen mit Kaffee, Tee, Keksen und oft und gern auch Kruiden, Glühwein, Klaren oder anderen Kehlenbefeuerern (die wirklich sportlich ambitionierten Boßler verzichten selbstverfreilich auf den Spirituosenanteil). Dann wird eine zu boßelnde Strecke festgelegt, meist ca. zwei bis drei Kilometer, die einmal hin und einmal zurück zu bewältigen ist. Denn Boßeln kann man sich vorstellen wie Langstrecken-Boule ohne Zielkugel oder Weitkegeln ohne Kegel.

Nun werden die Kugeln also mit Schmackes die Straße entlang geworfen, in der Hoffnung, mit jedem Wurf eine möglichst große Distanz zurückzulegen. Denn Ziel ist es, die Strecke mit möglichst wenigen Würfen zurückzulegen, am besten mit weniger Würfen als die gegnerische Mannschaft. Sonderpunkte ("Schött" oder "Schööt" genannt) gibt es, wenn eine Mannschaft so weit wirft, dass die Gegner nichtmal mit zwei Würfen dieselbe Distanz erreichen.

Und so spaziert man den geworfenen Kugeln hinterher, plaudert nebenbei mit Freund und "Feind", feuert die über die Fahrbahn sausenden Kugeln an oder fischt mit seltsamen Gerätschaften, kleinen Eisenkörben am Besenstiel (rechts im Bild), die Kugeln aus dem matschigen Schloot (Straßengraben), falls sie allzu wüst von der Strecke abgekommen sind.



Nach zwei, drei Stunden erfrischender Wanderungen durch die Winterkälte hat das Frösteln dann ein Ende. In aller Regel stapft man danach in die warme Stube, wo man sich über das heiß ersehnte Schlemmermahl in Form von Grünkohl oder des ostfriesischen Nationalgerichts "Snirtje" hermachen kann. Nicht selten sehen einige der Gruppen am Ende ihrer Boßeltouren Straße, Kugel, Mannschaft und Geschirr doppelt, kommen dem Ziel mit immer größeren Schlangenlinien näher, je mehr Luft mit der Zeit in den Schnapsflaschen Platz gefunden hat. Das mag nun aber jeder für sich entscheiden. Der wahre Sportler bleibt eher bei Ostfriesentee aus der Thermoskanne. Und die Besten der Besten (es gibt ganze Ligen mit Wettkämpfen) treten alle zwei Jahre sogar bei der Europameisterschaft an, hat sich das Spiel doch auch bis nach Irland, Holland und nach England verirrt.

Freitag, Februar 03, 2006

Moi-même

Ab und zu lassen sich auch Steine erweichen. Seltsam zusammenhangslos und doch fast zeitgleich trudelten gleich mehrere Bitten ins Mailfach. "Ole, Du bleibst so seltsam gesichtslos hinter der absurden Maske. Wie sieht denn der Mensch hinter der wirren Welt aus?" Warum gerade jetzt und geballt? Das wissen vielleicht andere. Ich habe bislang nie einen großen Sinn darin gesehen, mich hier auch visuell zu verewigen. Aber herzlichen Bitten setze ich ungern ein "P" vor. Insofern gibt es hier nach dem jüngst beschaulichen Kleinkinderbild auch mal die seltene Möglichkeit, einen zeitgenössischen fotografischen Eindruck zu erheischen. Ich lüfte meine (für doch so einige noch bestehende) optische Anonymität. Das Foto ist übrigens nur zwei Tage nach diesem Fiasko entstanden. Voilà, c'est moi.


Wer noch nicht hat und doch noch will, wem der Ideenstrudel neue, gewitze Einfälle in die Hirnwindungen gesprudelt hat und überhaupt, wer weiterhin oder erst seit gerade eben Lust hat - noch bis Montag morgen sind die Pforten beim Titelwettstreit geöffnet. Noch ist die Chance da.

Donnerstag, Februar 02, 2006

Der Schnee und ich

Der Schnee und ich,
wir haben was gemeinsam.
Beide wären wir heute gerne
so viel länger liegen geblieben.
Doch wir beide hatten keine Wahl.
Bei ihm war es das Tauwetter, bei mir
waren es Zeitdruck und der schrillende Wecker.

Mittwoch, Februar 01, 2006

Hit it like Hazelwood

Draußen klirrt die Nacht. Eiseskälte beißt wie mit Vampirzähnchen die bloß liegenden Hautpartien. Der Atemhauch bewölkt sich vor den Lippen. Drinnen knuspert man sich durch ofenfrische Pizza, quasselt, lacht, zieht genüsslich an der Kippe, schrägt die Bierflasche und legt den Kopf in den Nacken, um die restlichen Schlücke Bier aus der Flasche zu schlürfen. Vergnügtes und entspanntes Gewusel. Du kennst das ja, so Studentenparties. Die Arctic Monkeys tanzen aus den Boxen. Da klingelt Jays Handy.

"Ey Mann, Hazelwood hier. Alter, was geht'n noch? Wo bisse? Lass ma einen draufmachen!"
"Bin grad auf ner Privatparty."
"Ja super Alter, geile Perlen da oder was?"
"Jo."
"Geil, ich bin dabei."
"Wart' mal ich frag vorher kurz."
"Boah, wie bist Du denn drauf? Ich komm vorbei. Sachmal wo."
"Nee, wart' mal."
"Sach an und ich komm, klar?"

Und da legt ihn Jay trotzdem weg und fragt. Und klar darf der Hazelwood auch kommen. Nur musst Du wissen, Jay hat vergessen, dem Gastgeber zu erzählen, was das für einer ist, der Hazelwood. Aber der Jay war ja auch schon gut weinselig. Da schlummert das Gedächtnis schonmal in tiefen Federbetten, wenn's um sowas geht. Und dann geht er los, den Hazelwood abholen. Denn der hat ja auch schon gut getankt. Ist dann auch immer schlimm mit Häuser und Straßen finden, die einem sonst immer scheißegal waren. Man war ja nie da oder musste noch nie dahin und was soll man sich Riesenhaufen von Kram merken, die man eh nie wieder brauchen wird?

Und dann stehen beide plötzlich wieder im Flur, und der Hazelwood mit ner Nase wie Grützwurst und Augen wie Gulaschsuppe. Seine bulligen Schultern überschlabbert ein Fußballtrikot der englischen Nationalmannschaft, sein Cowboyschritt steckt in hamburgerbrötchenfarbenen Baggypants auf Halbmast. Und ne Frisur zwischen Tingeltangel-Bob und Atze Schröder. Und da steht er dann immer noch, der Hazelwood, und außer dem Jay kennt er ja auch keinen. Rumms! Da liegt er erstmal im leeren Wohnzimmer auf der Couch. Und erstmal nen ordentlischen Schluck Zuckerrohrschnaps. Knallen muss das. Und dann gemerkt, dass das wohl ne Geburtstagsparty ist. Dem Gastgeber also den Rest der Flasche geschenkt, weil der soll froh sein, wenn er überhaupt was kriegt.

Und doch gar nicht so scharfe Geräte auf der Party wie versprochen. Und komische Musik. So Kram, den die ganzen Zecken und Möchtegernrocker so hören. Aber der Hazelwood hat seine Gabba-CDs vergessen. Immerhin Büffet. Und so reißt er sich erstmal eine Hälfte vom Fladenbrot ab und holt sich mit den Pranken nen ordentlichen Batzen Tomatenbutter aus der Schüssel. Und fegt den kompletten Paprika vom Teller. Was, der war für das zweite Pizzablech gedacht? Wer bist Du denn und was willst Du von mir? Geh kacken, Alter!

Und dann zurück ins Wohnzimmer und erstmal das Video-Regal gecheckt. Paar ganz geile Streifen dabei. Und erstmal Trainspotting rausgenommen und in den Recorder geschoben und Tür zu gemacht, weil ist ja sonst auch zu laut, das ganze Gesabbel der Leute. Und, das sag ich Dir, der Hazelwood und der Jay haben erstmal ne halbe Stunde Video geguckt. Da ist dem Gastgeber das dann aufgefallen und der hat dann gefragt, ob sie sich nicht wohlfühlen und so und dass Videogucken auf ner Party ja schon eher ungewöhnlich sei. Na gut, der Hazelwood ist ja kein Unmensch. Der muss nicht alleine fernsehen.

Ist er dann eben ins Gastgeberzimmer gegangen. Japanisches Amélie-Poster an der Wand, was für eine Mädchenbude. Und hat dann eben da die Glotze angemacht. Boxkampf im Ersten. Geile Scheiße. Und die anderen haben verlegen dreingeschaut und erstmal nix gesagt. Und fanden den Hazelwood dann aber doch gewaltig behämmert und sind dann nach und nach in die Küche gegangen. Der Hazelwood hat dann auch die DVD-Sammlung gefunden und da erstmal so einiges in den Player geschmissen. Fragen ist was für Feiglinge. War aber zu blöde, um's anzuschalten. Also weiter Boxen gucken. Dafür dann erstmal den Lesesessel einfach aus der Ecke gerupft und rein, mitten ins Zimmer. Ich sag Dir, wie ein fetter Pascha hat er dagelegen. Beine breit, Füße aufm Schreibtischstuhl und dann nur "boah geil" und "hau ihm die Omme kaputt, Du Drecksau!" gebrüllt. Ganz wie zu Hause. Und der Gastgeber fand das ganze ungefragte Verhalten schon ziemlich scheiße. Seine Faust hat mehrfach gezuckt, sag ich Dir. Aber er ist ja gut erzogen. war aber doch dauernd etwas angespannt, weil ich sag Dir, beim Hazelwood weiß man nie, ob der nicht - sobald keiner guckt - was einsteckt, was der Andere später vermissen würde.

Und dann immer noch Magenknurren beim Hazelwood. Also den Rest vom Büffet abgeräumt. Und noch mit der Zunge den Kuchenteller abgeleckt. Bei der Tomatensuppe den Kopf am liebsten auch noch in den Topf gesteckt, aber dann standen so olle Spießer im Weg. Dann also zurück. Und weitergeguckt. Tomatenbutter an den Fingern einfach in die Hose gewischt. Scheißegal. Sah dann ein wenig aus wie Blut von Kinderleichen, das Geschmiere. Und ohne geile Perlen und nur mit so komischen Uni-Heinis ist ja auch langweilig. Also erstmal den Rest Zuckerrohrschnaps geschnappt und rein damit in den Rachen. Und Jay beschämt daneben, weil das ist eigentlich ein ganz lieber. Und der hat auch gemerkt, wie bescheuert den Hazelwood inzwischen alle fanden. "Ey, ich will ne Olle, Alter! Lass ma ins Schwarze Schaf geh'n! Oder irgendwohin wo wir noch Perlen klarmachen können!" Und so taumelten der Hazelwood und der Jay irgendwann los. Weil der Hazelwood wollte ja noch ne Perle. Er kam aber nur noch bis zum Bus nach Hause. Und da hat ihn der Jay dann reingesetzt. Der Rest der Feier fand das wiederum gar nicht so verkehrt, dass der Hazelwood doch lieber woanders hingegangen ist. So wirklich gemocht hatten sie ihn nicht.

(Immer noch aktuell: Mitmachen beim Titel-Wettbewerb)
Alles passiert in der Gegenwart.