Samstag, Mai 26, 2007

Einblicke in die Heimat (I)








Es ist ja nicht wirklich, dass ich in einem Moloch wohne. Münster ist schließlich zertifiziert als "lebenswerteste Stadt der Welt" in der Größe bis 500.000 Einwohnern (vor Seattle, Coventry und Okayama). Und doch ist die Stadt unter meinem Fenster in ewiger Unruhe. Nah am Hafen, nah am Hauptbahnhof, unweit des Industriegebiets, direkt über einer riesigen Kreuzung. Fette Sattelschlepper röhren im Minutentakt beim Anfahren, Güterzüge klappern fünfzig Meter entfernt über Stahlbrücken, Motorräder rasen, Notarzt- und Leiterwagen jagen von der Feuerwacht, wenige hundert Meter links zu ihren Einsatzorten in der Stadt oder transportieren Verunfallte zur Notaufnahme des Franziskushospitals, einige hundert Meter weiter rechts. Nachts krakeelen Besoffene. Kaum je wird es still. Das Leben pulsiert, doch manchmal möchte man beinahe die Pulsadern aufritzen, auf dass das Gewusel wenigstens für kurze Zeit einmal still stünde. Wie unglaublich ist da der Unterschied, sobald ich wieder "nach Hause" komme, wie jetzt. Zurückreise in mein Elternhaus, etwa achtzig Meter Kastanienallee von der nächsten Straße entfernt, zwischen Wiesen auf denen Kälber blöken, umwachsen von uralten Baumbeständen. Wo nachts die Fenster sperrangelweit aufstehen können und nichts als flüsterndes Blätterrauschen und Vogezwitschern herein dringt, wo der Schlaf offene Fenster gar begrüßt und nicht vor Schreck zerbricht, sobald der nächste Laster heranrollt. Und wie grün hier alles ist. In wenigen Minuten sehe ich im heimatlichen Garten mehr Blüten als im Münsteraner Hansaviertel an einem ganzen Tag. Und nachdem ich schon mehrfach Bitten erhalten habe, wie es in meiner Heimat denn aussähe, gibt es heute einmal einen Bilderreigen von daheim, in erster Linie von unserem Garten. Auf dem Rasen steht bereits das Zelt, das ab nächster Woche für einige Tage zu meinem Zuhause werden wird - schließlich geht es mit dem Fahrrad für etwa eine Woche quer durch die Niederlande.

Donnerstag, Mai 24, 2007

Niemand konnte sich erklären, warum in einer nordwestfälischen Kleinstadt immer wieder obskure Gerüchte kursierten. Dass das Arbeitsklima zwischen den beiden Hausparteien zu innig, ja beinahe symbiotisch sei, und dass es in Wirklichkeit Künstlernamen seien, die den Patienten offenherzig einen Eindruck in die Behandlungsmethoden und möglichen Ergebnisse ermöglichten. Eindeutig belegt werden konnte bislang nichts außer dieser Aufnahme.

Dienstag, Mai 22, 2007

Erinnerungen an Peter (I)

Leben, das sich versteckt, hinter dicken Mauern, zugezogenen Vorhängen oder dunklen Brillengläsern, bleibt vielfach unbemerkt - fast ohne gespürt zu werden, ohne Eindruck zu hinterlassen. Das Unscheinbare entgleitet dem Blick und den Erinnerungen. Leben, von dem niemand weiß, oder nur wenige, und das manchmal unbemerkt verlischt. Verstecktes Leben stirbt oft einen stillen Tod. Vielleicht vergehen Wochen, bis ein Zeigefinger zaghaft den Klingelknopf drückt.

Und die Ohren des Schellenden sind dann die Einzigen, die hören, wie der Schlegel ans Metall rattert. Und nur vielleicht wird es jemandem merkwürdig vorkommen, dass niemand öffnet. Leben, das sich versteckt, gibt kaum Zeichen von sich. Und wie sollten Zeichen vermisst werden, die es kaum gab? Vielleicht ist der Lebenshauch schon wochenlang entwichen, ehe die ersten Sorgenfalten sich auf Stirnen kräuseln, ehe eine Träne fließt, ehe sich jemand findet der vermisst.

Peter starb still. Vor ziemlich genau fünf Jahren, und er erlebte nur fünfzig Winter. Allein in seinem Haus am Rande eines ostfriesischen Dorfes. Es war von hohem Gras umwuchert. Er hatte den Rasen nie gemäht, die Büsche nicht geschnitten. Seine Fensterscheiben waren stumpf. Feine Dreckpartikel, angeschwemmt in tausenden verregneten Tagen und hängen geblieben wie Treibgut am Strand, trübten den Blick nach draußen. Einen Blick, vor dem er sich beinahe zu fürchten schien. Seine Mutter, die er vor der Welt noch strenger versteckte als sich selbst, die ich nie kennen gelernt habe, war einige Zeit vor ihm gegangen.

Immer wieder zog er sich zurück vor der Welt, vor dem Brausen des Lebens, so schwach es im entlegenen Ostfriesland auch nur hallen mag. Vielleicht wünschte er sich, anders zu sein, munter, kraftvoll, beliebt, doch er hatte Angst vor dem Ungestüm und der Nähe der Menschen, davor, in Abhängigkeiten zu geraten, vor dem Verlust der Freiheit. Erst einige Jahre vor seinem Tod bekam er sein erstes Telefon. Widerwillig nur. Es ist nicht, dass niemand sein Leben bemerkt hatte. Doch immer unscheinbarer wurde es. Immer schwächer drangen Lebenszeichen von ihm durch seine trüben Fenster und den wild wuchernden Garten zur Außenwelt. Spätestens, nachdem er dort völlig allein wohnte. Zu viel Kraft schien Kontakt ihm abzuverlangen, zu scheu machte ihn die eigene Traurigkeit und seine schleichende Krankheit, die er gegen Ende immer stärker selbst vergaß und missachtete. Am Ende hörte fast niemand mehr etwas von ihm. Und niemand traute sich, ihn zu besuchen. Vielleicht hatte man ihn auch vergessen, zumindest zeitweise. Geahnt hatte niemand den Ernst der Lage. Sonst hätte man doch viel eher. Schrecklich, wie so etwas passieren kann. Und so schlugen sie die Hände über der blassen Stirn zusammen oder hielten sie vor ihre entsetzten Münder. Zu spät, um noch etwas retten zu können, um ihr Gewissen zu beruhigen.

Leben, das sich versteckt, gibt kaum Zeichen von sich. Und wie sollten Zeichen vermisst werden, die es kaum gab? Und so war der Lebenshauch schon wochenlang entwichen, ehe die ersten Sorgenfalten sich auf Stirnen kräuselten, ehe eine Träne floss, ehe sich jemand fand, der vermisste. Drei Wochen hatte er tot in seiner Wohnung gelegen. Vielleicht hatte jemand angerufen und nur eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Doch niemand hatte diesmal das Schweigen verstanden. Das Schweigen, das Tod bedeutete. Ein Tod, der in Vergessenheit geraten ist, der nur wenige Spuren hinterlassen hat. Manchmal, wenn es still ist, oder wenn ein bestimmtes Lied aus den Boxen weht, denke ich an ihn. An die gemeinsame Zeit, die wenigen Jahre unseres ungleichen Kontakts. Und nun, wo es schon ein halbes Jahrzehnt her ist, werde ich ein paar Geschichten erzählen, damit wenigstens diese der Welt erhalten bleiben, in der die Erinnerungen an ihn schon fast verblasst sind.

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Sonntag, Mai 20, 2007

Der Hofhund (I)


Nichts liebte Strolch so sehr wie die Treckerfahrten zum Melkstand auf dem Weideland am Zementwerk - etwa anderthalb Kilometer vom Hof entfernt. Auf unserem alten Güldtner erstreckte sich zwischen den Kotflügeln hinter dem Fahrersitz eine Holzbank, auf die er von der Hängerkupplung aus klettern konnte. Und so sauste er, sobald meine Eltern auch nur die schwere Brandschutztür von der Waschküche zur Scheune aufwuchteten, auf seinen kurzen Beinen an ihnen vorbei, peste über die Diele, an den Futtersäcken vorbei, umkurvte in Höchstgeschwindigkeit eine umherstehende Forke oder eine Schubkarre und raste zum Trecker, um sich seinen Mitfahrplatz zu sichern. Nicht selten auch dann, wenn niemand überhaupt zum Melken fahren wollte. Mit Knurren quittierte er, wenn außer ihm sich niemand dem alten, wuppernden Dieselross näherte, um es für die Melkfahrt in Gang zu bringen.

Ungeduldiger wurde er aber gar, wenn es wirklich an die Abfahrtvorbereitungen ging. Er winselte, während mein Vater den kleinen Anhänger mit dem Melktank ankuppelte und die Eimer mit Waschwasser füllte. Nicht selten knurrte er, wenn mein Vater allzu gemütlich vorging, sich erst – beinahe in Zeitlupe - die speckige Schirmmütze aus der Stirn schob, noch etwas zerstreut seine schlafzerzausten Haare richtete, die Unterlippe vorschob und mit der Zunge einen Schwarzbrotkrümel aus seinem Schnurrbart bugsierte. Oder wenn er zunächst noch mit der alten rostigen Kanne Öl nachfüllte, am Verteilerkasten herumschraubte oder den Keilriemen neu spannen musste.

Doch wie glänzten seine Augen, wie japste er vor Glück, wenn mein Vater den Treckermotor in Gang brachte, wenn die selbst noch verschlafenen Ventile sich erst träge und dann immer schneller bewegten, der Motor mit einem tiefen Grummeln in Schwung kam und zu kötteln, wuppern, tuckern und rappeln begann, wenn Rußwolken aus dem Auspuff stoben. Jetzt wusste Strolch: Die nächste große Fahrt steht bevor.

Und vorfreudig baute er sich auf, wuchs mit jeder Minute, stellte sich in Positur – mit den Hinterpfoten auf der Holzbank, mit den Vorderpfoten auf dem Kotflügel. Plötzlich schwang sich der sonst so kleine, kugelige Hund mit seinen kurzen Beinen, mit den halb zugewachsenen Augen und dem Schlappohr auf zum mutigsten Hund im Umkreis. Mit der Nase im Fahrtwind und hoch über dem Erdboden kläffte er energisch auf sämtliche Hofhunde der Nachbarschaft herab, vor denen er sonst eher den Schwanz einkniff. Auf dem Trecker wurde er zum König.

Und der König war sich für Arbeit nicht zu schade. So sprang er, just wenn wir angekommen waren und mein Vater die noch schläfrig im betauten Gras dämmernden Kühe zur Melkmaschine in den Anbindestand rief, vom Trecker, flitzte feurig zu den trägen Schwarzbunten hinüber und biss ihnen in die Hacken, um sie anzutreiben. Dies sorgte indes zumeist nur dafür, dass die Kühe verwirrt und panisch durcheinander stoben und manchmal dabei sogar umknickten. Mein Vater gönnte Strolch seine Freude, und doch verknöcherte sich sein wohlwollendes Lächeln, wenn er dem wuselnden Hofhund dabei zusah, wie er im frühmorgendlichen Gras umherjagte, um die Kühe gen Melkstand zu treiben.

Denn zumeist mussten ich und mein Vater die Kühe dann einzeln wieder einfangen und beruhigen. Und so kam der Tag, an dem Strolch frühmorgens nurmehr einen strengen Blick erntete, ich nur hilflos mit den Schultern zucken konnte und angewiesen wurde, die Stalltür geschlossen zu halten, damit er sich auf keinen Fall durchschlängeln konnte. Strolch durfte nicht mehr mit zum Melken fahren. Einige Hinterläufe der Kühe hatten sich ob seiner Bisse entzündet. Tieftraurig fiepte er, blickte sehnsüchtig und beinahe schuldbewusst zwischen dem struppigen Fellgekräusel über seinen Augen hindurch und musste traurig, gesenkten Schwanzes, zurückbleiben.

to be continued

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Freitag, Mai 18, 2007

Schieb nichts auf die Stadt

Schieb nichts auf die Stadt, sie hat Dich nicht gefressen. Auch wenn Sie Dir mit ihren grollenden Lastzügen den Schlaf raubt, mit ihren grölenden Nachtschwärmerhorden an Deinen Nerven zerrt. Sie streckt Dir nicht die Zunge raus, es ist nur Deine Angst. Du selbst hast getrödelt. Schon drei Mal hat sich der Uhrzeiger seit Mitternacht um sich selbst gedreht, und noch immer sitzt Du da, mit einem Hirn voll trauriger Leere, ohne Ideen und Kraft, aber mit herunter gelassener Hose, den Schritt im Griff, den Blick auf den flackernden Bildschirm geheftet. Doch Dein Schritt ist kein Los und so lässt sich Dein Glück nicht errubbeln. Früh schlafen gehen wolltest Du, zupacken, Kraft tanken - stattdessen wieder der Rückfall in die Einsamkeit der eigenen Höhle, nachts wach, Zeit mit dem Nichts verplempernd. Dein Rücken schmerzt Dich, niemand stützt ihn, niemand greift Dir unter die Achseln, um die Wirbel zu entlasten. Glaubst Du, und Du bist sicher, es stimmt. Deine Haut ist wie Wachspapier, von Deinen Augen lösen sich Hautfetzen. Unter Deinen Fingernägeln klemmt der Dreck der letzten Wochen, Kummerspeck versperrt seit Monaten den Blick auf Deine Hüftknochen. Die Zukunft ein haltloses Loch, dass Dich ins Nichts saugt, auslutscht und in gallschwarzer Säure verdaut? Auf eigenen Füßen stehen wollen, aber nicht einmal aufstehen können, so sieht es doch aus. Nichts wird sich zum Besseren wenden, wenn Du nur zwischen Kissen gekauert Dich unter Bettdecken versteckst. Die Welt rattert weiter, es ist an Dir, Deinen Schritt zu beschleunigen, den Kronkorken nicht abfliegen zu lassen, sodass Du sprudelnd und erfrischend bleibst statt schal und matt herumzusiechen. Wann ist ein Mann ein Mann? Das fragst Du Dich. Du willst Abenteuer, traust Dich aber nicht vor die Tür. Du willst Ruhm, krümmst aber nicht einmal den Finger. Du willst die Welt sehen, aber nicht, wenn Du die eigene Höhle verlassen musst. Und es ist nicht die Stadt, die Schuld ist. Kein Schotterstein am Bahngleis kann etwas für Deine Lethargie. Kein vom Regen gebeugter Lindenast hat Dir ins Hirn geritzt, es nicht zu versuchen. Die Welt ist kein Haifischbecken, sie wird Dich nicht auffressen, aber ob Brust oder Rücken, schwimmen musst Du schon selbst, wenn Du nicht untergehen willst.

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Donnerstag, Mai 17, 2007

Mein Lieblingswort der Woche heißt lämpimämpi, ist finnisch und bedeutet "wärmer".

Sonntag, Mai 13, 2007

Die Paar Probleme (VIII)

"Ich? Ein Scheißkerl?" Jens runzelt die Stirn in entrüstete Falten.
"Ganz genau."
"Nun mach' mal halblang!"
"Nee, nix! Dein scheinheiliges Geseiher gerade... Deine unglaubliche Schläue, Deine Lebensklugheit... es ist ja fast, als hättest Du Dich an Weisheit überfressen! Klar, alles richtig und hochpräzise analysiert. Gratulation, Doktor Scharfblick! Du hast die Welt durchschaut! Und doch raffst Du nix! Salbaderst hier schwülstig herum von Vertrauen und wie schwer es doch für den Mann ist, wenn die Frau sich heimlich Sorgen macht. Aber meinst Du eigentlich, ich mach das absichtlich?"
"Äh..."

Die geriffelte Tapete windet sich ein wenig in der Zugluft. Die Durchgangstüre klafft offen.

"Wenn ich abends zu Hause im Bett liege und Dich brauche, ich Dich riechen, spüren, küssen will... diese riesige Lust in mir und diese wahnsinnige Leere in meinem Bett... ich kann Dich nicht herzaubern! Das einzige ist das Telefon. Dann kann ich Deine Stimme hören. Ich liebe Deine Stimme. Aber wenn ich Dich mal an den Hörer kriege, spätabends... dann bist Du kaputt, erschöpft, wortkarg, sagst fast nix! Du bist so kalt und abweisend zuletzt. Und außerdem ist das doch kein Ersatz! Ich schlafe nunmal ungern mit einem Telefon. Ich küsse auch keine Displays oder Lautsprecher!"
"Aber ich kann doch nix dafür, dass..."
"Das sag' ich doch gar nicht, verdammt! Aber ich brauch Dich öfter als nur alle zwei Wochen am Wochenende. Und wenn wir uns sehen, so wie jetzt, dann planst Du schon von langer Hand, dass wir auf irgendwelche Parties gehen, wo ich keine Socke kenne und wo wir dann bis nachts um zwei oder drei bleiben... und danach bist Du dann derart müde, dass Du ins Bett fällst, die Augen zumachst und ich einen schlafenden, schnarchenden Riesen neben mir liegen habe, während ich selbst vor Lust berste und schon wieder nicht weiß, wohin mit mir..."
"Ist das denn so?"
"Meinst Du, ich saug' mir hier was aus den Fingern?"
"Na wenn, dann weck mich doch!"
"Ich will doch nicht betteln gehen! Ich will nicht zu Kreuze kriechen für Almosensex! Och die Arme, hat furchtbare Lust auf mich und leidet, nun gut, dann erbarme ich mich halt..."
"Jetzt wirst Du aber unfair!"

Jens dreht gedankenverloren den Zuckerstreuer im Kreis. Dem wird allmählich schwindlig, doch Jens lässt nicht ab. An Coras Hals sprießen kleine Flecken.


"Mag ja sein! Trotzdem scheiße! Aber es ist ja auch weit weniger die Zeit, wenn wir uns sehen. Die ist ja schon eigentlich toll... okay, das war vielleicht gerade wirklich etwas ungerecht. Nein, es ist wahnsinnig toll mit Dir im Bett. Aber... es ist ja vor allem die Zeit dazwischen. Der Morgen, wenn Du gefahren bist, aber mein ganzes Bett noch nach Dir duftet, die Bettdecke reglos und aufgeschlagen daliegt, unter der ich Dich vorher noch ertasten, umarmen konnte... wenn noch die leeren Gläser neben dem Bett stehen, aus denen wir noch wenige Stunden zuvor gemeinsam getrunken haben, Deine übrig gebliebenen Brötchenkrümel auf der Frühstückstischdecke... und wenn dann die speibittere Erkenntnis sich senkt, dass es jetzt erst wieder zwei Wochen sein werden, bis wir uns wiedersehen. Adieu Körper, hallo Telefon..."
"Mir geht's da doch nicht anders. Aber die Situation lässt sich doch schwer ändern..."
"Das weiß ich selber. Aber: Die ganzen Leute, die Du neu kennen lernst... ich bin nicht dabei und kenne immer noch keinen davon. Die neuen Geschichten, die Du erlebst... ich bin außen vor, ich bin ja nicht da und nicht dabei und kann sie nicht selbst miterleben. Weißt Du, Du hast Dich ein ganzes Stück verändert, seitdem Du weggezogen bist. Aber ich bekomme nur die Ergebnisse mit, die Resultate... doch bin nicht dabei, wenn es sich ganz allmählich entwickelt. Ich merke die Veränderungen, doch bleiben die Prozesse für mich unsichtbar. Ich sehe Deine neue Frisur, die neuen, schickeren Klamotten, in denen Du wirklich sexy aussiehst... aber ich war nicht dabei, als Du Dir die Frisur hast schneiden lassen oder Du die neuen Sachen anprobiert hast..."
"Du warst doch noch nie dabei, wenn ich beim Friseur war..."
"Mein Gott, darum geht's doch gar nicht. Es geht darum, dass ich nur noch ein Teilzeitteil Deines Lebens bin. Eine Wochenend-Episode."
"Eine heißgeliebte Wochenend-Episode und die liebste Episode meines Lebens!"
"Okay. Ja. Trotzdem... ich glaub' Dir ja gerne, dass da nix läuft mit irgendwelchen Perlen in Hamburg. Ich vertrau Dir ja eigentlich auch..."
"Eigentlich, ja."
Jens seufzt.
"Weißt Du, ich kann doch auch nichts für mein Kopfkino. Und ständig sehe ich da dralle, heiße Feger, die Dich umschwärmen. Mit Ausschnitten bis zum Bauchnabel, mit Brüsten samtweich, fest und zart wie Pfirsiche, mit steinerweichendem, verruchtem Zahnpastalächeln. Hamburg ist doch voll davon. Und die dann mit Dir die neuen Klamotten aussuchen, die Dich viel häufiger sehen können als ich, die hinter meinem Rücken ihre lackierten Fingernägel nach Dir ausstrecken. Und selbst wenn das alles Unsinn sein mag..."
"Es ist Unsinn!"
"Ja, selbst wenn... ich kann doch nichts gegen diese Vorstellungen machen. Sie kommen, ohne dass ich es will. Weißt Du, und da hilft es dann auch wirklich nicht die Bohne, wenn ich mir noch hochtrabendes Geblubber anhören darf, theoretische tiefenpsychologische Abhandlungen, die mein Verhalten mit scharfen Skalpellmessern auseinander schneiden, mein Innerstes nach außen kehren, aufschrauben und mit Halogenstrahlern durchleuchten!"
"Hmmmm... okay. War auch von mir doof, stimmt. Aber Dein Gezicke gerade war auch mindestens unerträglich... weißt Du, ich würd' mir umgekehrt wünschen, dass Du nicht ständig mit Käptn Subtext paktierst und mit ihm die vermeintlichen Schattenreiche meiner Aussagen aufzuspüren versuchst... dass Du mir einfach auch mal vertraust, wenn ich etwas sage und vielleicht auch erstmal drauf achtest, was und nicht nur wie ich etwas sage. Wir Kerle sind doch weit seltener so subtil, wie Ihr scheinbar manchmal glaubt."
"Guck, sind wir beide doof. Scheißkerl und zickige Hippe."
"Und was meinst Du, sollen wir jetzt tun?"
"Ich weiß nicht. Erstmal Bier bestellen?"

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Mittwoch, Mai 09, 2007

Getäuscht


Größer hatte ich es mir vorgestellt, viel weiter entfernt - in meinen Träumen zumindest. Weitschweifiger. Völlig anders. Orientalischer. Ich habe keine blaue Moschee gesehen und auch die Hagia Sophia nicht. Niemand trug ein Kopftuch, und nirgends waren Strand mit lasurblauem Meer oder karge Berge. Selbst einen Bazar gab es nicht und auch keinen Honig. Alles war nur auf eine Richtung ausgelegt. Die ganze Türkei bestand aus Kopfsteinpflaster und weiß getünchten Wänden. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Sonntag, Mai 06, 2007

Großartige Musik für neugierige Ohren (VII)


Die ersten waschwassergrauen Wolken sind in den Frühling gezogen und senken sich über die Dachfirste, um sich kalt und nass zu ergießen. Pollenallergiker jubeln, die zuletzt überbevölkerten Balkons verwaisen wieder ein Stück weit. Plötzlich halten viele sich wieder häufiger innerhalb der vier Wände auf. Und vielleicht findet sich da sogar etwas Zeit, das Datenkabel schwitzen zu lassen, die Boxen aufzudrehen und einmal mehr die Ohren zu spitzen, um sich für die neuesten Musiktipps begeistern zu können. Wie immer kann ich den Kauf der jeweiligen Original-CDs nur empfehlen.

Ein wahres Füllhorn genialer und hoch origineller Ideen, gewitzter und geschickt instrumentierter Arrangements, virtuos verzwirnter Popsongs und herrlicher Melodien finden sich auf "Trompe l'oeil", dem in meinen Ohren fast schon unverschämt großartigen neuen Album von den frankophilen Kanadiern Malajube. Es rumpelt, taumelt, bricht auseinander ohne zu zerfallen und verzaubert und betört im selben Augenblick. Nichts ist, wie es scheint, alles hat mehr als einen Boden, aber was es ist, ist fantastisch. Ohren weit aufsperren, reinlauschen, lieben lernen und danach zum Plattenhändler rennen: Montreal -40. Sie erinnern auch ein wenig an die ähnlich augenzwinkernd-verrückten und versponnenen Islands, die hier spontan gleich noch im Anschluss kennen gelernt werden können mit ihren rohen und zugleich verspielten, ungeschliffenen Diamanten. Die Islands wiederum nannten sich ja zuvor The Unicorns und waren nicht weniger irrwitzig und famos, wie sich hier nachhören lässt.

Fast schon unverschämt unscheinbar, auf spektakuläre Weise unaufdringlich und zugleich berückend schön sind die Songs von The National. Lieder, gut abgehangen wie edler Parmaschinken, vollmundig, sanft und in Ruhe gereift wie ein teurer Rotwein. Irgendwo zwischen Leonard Cohen, American Music Club, Nick Cave und Wilco. Fast beiläufig brennen sich die kleinen Mikro-Epen ein, bleiben die feinen Gitarrenlinien, das perlende Klavier, die luftigen Grooves, sanften Bläser und der schnurrende Bariton von Matt Berninger hängen. Hier lassen sich zwei tolle Songs der Vorgängeralben kennen lernen. Wichtiger aber noch: Mit "Boxer" erscheint in knapp zwei Wochen ihr großartiges neues Album, das ich nur zum Kauf empfehlen kann. Und mit The fake empire gibt es hier den ersten Song zum Reinschnuppern.

Um kein falsches, sondern um das Ottomanische Imperium geht es im Song von A Hawk And A Hacksaw, dem neuen Projekt des ehemaligen Neutral Milk Hotel- und Bright Eyes-Schlagzeugers Jeremy Barnes. Nachdem auch er für die famos rumpelnde, weltmusikalische Balkancountry-Platte von Zach Condons Beirut (siehe hier für Anspieltipps) hinter der Schießbude saß, scheint er auf den Geschmack gekommen zu sein. Während Condon für Beirut seine Songs aus dem Gedächtnis im Anschluss an seine Balkanreise schrieb, sind Jeremy Barnes und seine Mitstreiter stracks nach Rumänien gedüst, um direkt vor Ort mit den Blechblasderwischen, der Speedpolka-Legende Fanfare Ciocarlia ihre Titel einzuspielen. Wild wirbelnder Klezmer trifft Country, Punk und Rock. Neugierig? God bless the Ottoman empire! und Zozobra.

Auch Björk bringt dieser Tage ein neues Album heraus - "Volta". Davon gibt es vorab noch nichts Schillerndes zu hören. Beim Buddeln habe ich aber immerhin die sehr fein versponnene Nummer Verandi vom Vorvorgänger "Vespertine" wiederentdeckt. Wer's noch nicht kennt, kann es nun prompt ändern.

Fluffig zarten Sommersonnenpop mit unschuldiger Mädchenstimme und cleveren Arrangements bieten The Postmarks mit Goodbye. Ähnlich gut gelaunt, aber weit druckvoller und mitreißender poltern The Lodger, eine der neuesten Hype-Bands von der "Insel", durch ihre beschwingten Punkpopnummern wie You got me wrong. Auch von der Insel (genauer: von einer Insel vor der Insel, der Isle of Wight) kommen The Bees, die ansonsten aber mit ihren wuseligen Kollegen aus Leeds kaum etwas verbindet. Vielmehr machen sie herrlich gestrigen, leicht psychedelisch angehauchten und schleiervernebelten Indierock. Tief entspannt, enorm wandelbar und zugleich quicklebendig, mal mit sägenden Gitarren, oft mit zigstimmen Himmelschören, manchmal auch mit brodelndem Gänsemarsch-Arschwackel-Funk. Auch sie haben mit "Octopus" just ein neues Album draußen. Eine ihrer vielen Facetten zeigen sie hier.

Eine kleine Träne hatte ich am Rande verdrückt für David & The Citizens, eine der feinsten Indie-Rockbands der letzten Jahre. Anscheinend ohne Grund. Denn wie völlig überraschend in den Kommentaren zu lesen ist, stimmt das Gerücht, dass sie sich aufgelöst hätten und das ich einer Meldung einer Musikzeitschrift entnommen hatte, wohl nicht. Wärmstens empfehle ich hier The end, eine famos quirlige Nummer mit dengelnden Fuzzgitarren, wumpernden Tubas und einem Hauch von Pulp Fiction.

Sehr feiner deutscher Indie-Rock, nicht mehr so sehnig und rumpelig wie früher, stattdessen aber zupackender und geradliniger und mit großem Pop-Appeal, kommt von Pale und hier gibt es die Hymne You wanna be so good vom aktuellen Album "Brother. Sister. Bores!". Auf demselben Hamburger Label, dem feinen Grand Hotel Van Cleef, tummelt sich auch ein neuer, talentierter Songwriter, der sich Ola Podria nennt, und dessen Song Cindy Ihr hier für Euch entdecken könnt. Nicht aus dem hohen Norden, sondern aus Wiesbaden kommen die immer noch viel zu unbekannten, aber sehr talentierten Scut, die just ein wirklich gelungenes neues Album vorgelegt haben. Davon gibt es leider nichts zum kostenlosen Kennenlernen, wohl aber eine ältere Nummer, eine zarte, zerbrechliche Ballade: You love me 'cause I'm always late

Beinahe sensationell ist auch das Comeback der Indierock-Legenden von Dinosaur Jr. gelungen. Höchst vital und überraschend frisch sind J Mascis und seine Companeros zurückgerauscht auf die Bühnen der Welt. Und hier kann man sich mit "Beyond" davon überzeugen. Weit weniger legendär aber auch klasse sind die Schweden von Surrounded, die hier mit Safe tomorrow sun angeschippert kommen.

Ein tolles neues Album haben auch Blonde Redhead hingelegt. Zu hören gibt es hier davon 23. Selbiges gilt für die quirligen, cleveren Songs von Birdmonster, die hier mit All the holes in the walls vertreten sind.

Schrullig bis zum Anschlag, verquer, aber enorm faszinierend sind Make Believe. Einen Einblick in ihren verschrobenen Kosmos gibt es hier mit Pat tillman, emmitt till. Ebenfalls spinnert, einfallsreich, hoch energie geladen und vorwärts sausend ist der Schweiß treibende Rockquirl der Klaxons, die ihre erste Single nach Thomas Pynchons genialem Romanmonstrum "Gravity's rainbow" benannt haben und hier mit Atlantis to interzone angedüst kommen.

Nachtrag: Zusätzlich sei mit Dank an den famosen Musiktipp-Pionier Uli noch heißestens hierauf hingewiesen. Ein Videosammlung gewordenes Sammelsurium fantastischer Bands, die auf Kamera mitgeschnitten wurden.

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Freitag, Mai 04, 2007

Ein paar Körnchen fallen zwischen meine Beine



Der Vollmond ist in Buttermilch getüncht. Tief hängt er, doch er fällt nicht auf den dunkel verhangenen Horizont. Windräder zerschneiden seinen Schimmer sekundenweise. Dann scheinen die schwarzen Silhouetten von Baumkronen an seinem Kinn zu nagen, hungrige Scherenschnitte, doch sie gleiten ab, rauschen vorbei. Aus dem Blick gerissen durch den Vorwärtsschwung des Lieferwagens. Leitlinien huschen wie weiße Würmer durch den Scheinwerferkegel. Die Nacht hat die Rapsfelder abgeschminkt, wie mit dunklen Tupfern den goldgelben Glanz des Tages verwischt. Matt liegen sie da, aus zweiter Hand buttermilchblass beschienen. Leise lechzen Felder nach Wasser. Die Straße ist verwaist. Wer hier sonst fährt, liegt längst unter Decken gekuschelt mit geschlossenen Lidern und taucht vielleicht in tiefen Träumen, wovon auch immer. Es mag eine Viertelstunde her sein, dass die letzten Räder über den Asphalt gerollt sind, vielleicht länger. Ampeln wechseln von niemandem beachtet ihre Farben. Jetzt, in der Nacht, ist der heiße Wind abgekühlt.

Dort, wo tagsüber, von der Sonne hervorgelockt, die Luft voller Brüste hängt und die lüsternen Augen ihre Blicke hinter verspiegelten Brillengläsern tarnen, wehen nur ein paar Staubkörner umher. Niemand lacht. Nur ein einzelner Betrunkener torkelt mit henkellosen Papptüten in den Händen dem Morgen entgegen. Eine Schnapsflasche lugt heraus. Irgendwo, vielleicht zu Hause, wird er sich schlafen legen, und er wird nicht mehr viel wissen vom Ende des Abends, und davon, wie er vor der Drogerie stehen blieb, um gegen das Schaufenster zu pinkeln. Vielleicht aus heimlichem Protest, vielleicht aber auch nur, weil es nun einmal sein musste, und wenn nicht hier, wo dann? Bis morgen früh ist es ja getrocknet, und dann werden dort, wo jetzt die Lache auseinanderfließt und sich winzige gelbe Rinnsale durch die Bordsteinritzen schlängeln, wieder Blechkästen aufgebaut sein, in denen schon in den frühen Stunden des Tages, noch bevor die Luft wieder voll Brüsten hängen wird, Spülmittel, Toilettenpapier oder Sandförmchen aus Plastik feilgeboten werden. Doch jetzt ist dort nur die Lache und wenige windschiefe Meter torkelt der Betrunkene. Vielleicht mit Ziel, vielleicht ohne.

Das Rauschen und Brummen der Stadt, das vielstrophige Lied aus Gesprächen und Geräuschen, aus Murmeln und Absatzklappern, aus Türenschlagen und Fahrradklingeln, aus Eis-Bestellungen und Müllsackrascheln, aus Mittagsschlafschnarchen und Motorgrollen ist beinahe verstummt. Nur noch leises Windwispern zittert durch die Zweige der Linden am Straßenrand. Zwei Kartons mit Windeln für inkontinente Männer und drei Medikamentenwannen trage ich in den dunklen Keller. Die Treppe ist steil, schnell kann man hier stolpern. Es ist die drittletzte Apotheke. Noch zwei Mal werde ich mit dem riesigen Schlüsselbund klimpern, während ich die Anhängeschildchen nach dem richtigen Namen durchsuche, um auch dort die Bestellungen einzulagern. Dann werde ich mich auf den Rückweg machen. Über weit geschwungene Landstraßen, nur ich, die Straße, die flackernden Leitlinien und die Musik aus den Lautsprechern. Der Mond hat seine Buttermilchtinktur inzwischen abgewaschen, ist höher in den Himmel geklettert, strahlt quecksilbern und klar. Die Rapsfelder werden in Kürze erwachen und bereiten sich darauf vor, neuen goldgelben Putz für den neuen Tag aufzutragen. Doch noch liegt alles im Dunklen, und nur sekundenweise werden kleine Flecken von den Scheinwerfern meines Lieferwagens aus dem dunklen Dämmer gerissen, in den sie just danach zurückfallen. Ich beiße in mein Mohnbrötchen, den letzten Rest meiner Wegzehrung. Ein paar Körnchen fallen zwischen meine Beine. Wenn ich zurück in der Halle sein werde, werde ich sie herunter wischen, bevor ich nach Hause radele.

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Mittwoch, Mai 02, 2007

Großartige Musik für neugierige Ohren (VI)


Bekannt ist, dass es hier immer wieder gern erlesene Musikempfehlungen zu entdecken gibt. Schade ist, wie unbekannt der Großteil der Musik aus vergangenen Jahrhunderten inzwischen ist. Ehe also in den kommenden Tagen wieder Neues und Spannendes aus Indie, Rock & Pop kommt, gibt es heute einmal "etwas andere" aber mindestens so empfehlenswerte Musiktipps, die ich der geneigten Leser- und Hörerschaft heute besonders ans Herz lege als Soundtrack für entspannte, sonnige Frühlingstage.

Musik des 1918 erschossenen Toivo Kuula gehört zu haben, beispielsweise, ist ein über alle Maßen eindringliches Erlebnis, was wohl den wenigsten bislang vergönnt war - denn die Zahl derer, die sich mit skandinavischer (Chor-)Musik des 20. Jahrhunderts auskennen, ist leider verschwindend winzig. Und doch gibt es gerade hier atemberaubende Entdeckungen zu machen und einzigartige Werke kennen zu lernen. Beispielsweise mit Auringon noutessa (1902) in seine lichtdurchwobenen und zugleich zartzitternden Harmoniefolgen einzutauchen, den lang geschwungenen Bögen zu lauschen, alle Viere von sich zu strecken und sich in dieser herrlichen Aufnahme des Ensemble Accentus unter Leitung der lebenden Legende Eric Ericsson treiben zu lassen.

Berückend schön, still in seiner hauchzarten Trauer, formvollendet, sublim und von unfassbarer Intensität ist auch das Lento assai e cantate tranquillo, der langsame Satz des F-Dur Streichquartetts op.135 (1826) von Ludwig van Beethoven. In einer fantastischen Einspielung des weltberühmten Sándor Végh-Quartetts ist es hier anzuhören.

Fantastisch ist auch Altro canti d'amor eins der bezaubernden Madrigale aus dem achten Madrigalbuch von Claudio Monteverdi (1638) über "Liebe und Krieg". Traumhafte Musik auf der Schwelle zwischen Renaissance und Barock, hier ist der "Stile nuovo" noch taufrisch, gleißende Kantilenen schweben über sanft gesetzten Generalbass-Akkorden auf dem Cembalo... Kennenlernen und genießen.

Voll innerer Ruhe, jedoch gewitzt in der originellen Harmonik, zart im Klang und berührend ist auch die Sonate für Violine und Klavier (1917) von Claude Débussy, deren 1. Satz: Allegro vivo der Violinist David Grimal gemeinsam mit Georges Pludermacher am Klavier nun in einer tollen Neueinspielung vorgelegt hat und die hier anzuhören ist.

Abschließend gibt es hier noch das ebenfalls herrliche, sanft melancholische, mit zartem ungarischem Schmelz überzogene Andantino aus den Sechs Variationen für Piano und Violine g-Moll, KV 360 (1781) von Wolfgang Amadeus Mozart über das französische Lied "Au bord d'une fontaine" in einer Einspielung des fantastischen Violinisten David Oistrach gemeinsam mit dem Pianisten Paul Badura-Skoda. Neugierige vor. Es gibt einiges zu entdecken.

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