Mittwoch, Februar 29, 2012

Winternacht

Rund und buttergelb ging der Mond auf über dem schwarzen, gezackten Relief des Waldes am Horizont. Eine Frau folgte minutenlang seinem Aufstieg. Stumm, gebannt. Sie saß - komplett in ein langes, schwarzes Gewand gehüllt - am Rande einer Feldwegkreuzung auf einer Bank unterhalb einer Zwillingseiche, deren eng verzweigte Baumkrone wie ein schwarzer, löchriger Vorhang immer wieder den ungetrübten Blick durchbrach.

Die Äcker ringsum lagen tief und festgefroren unter einer dicken Schneeschicht. Die Schwarze stand auf. Um einen freieren Blick nach oben zu haben, entfernte sie sich ein Stück von Bank und Baum, kletterte über vereisten Stacheldraht und wanderte mitten auf ein Feld. Eiskristalle überglitzerten eine Viehtränke zu ihren Füßen. Bei jedem Schritt knirschte der Schnee leise. Sie legte ihren Kopf in den Nacken, stumm, wortlos betrachtend. Inzwischen hatte der Mond die Waldwipfel weit hinter sich gelassen, erschien weiß glänzend am leeren Himmel und erhellte ihn. Endlich verlangsamte er seinen Lauf und warf einen großen Fleck auf den halbüberfrorenen Fluss, der eine Unzahl von Sternen bildete.

Dieser Silberglanz schien sich bis auf den Grund hinabzuwinden wie eine Schlange ohne Kopf, bedeckt mit leuchtenden Schuppen aus geschmolzenen Diamanttropfen. Die kalte Nacht breitete sich um sie aus. Die Schatten der Eiche lagen auf dem Schnee wie dunkle Tücher. Sie atmete mit halb geschlossenen Augen in vollen Zügen den frischen Wind ein, der sie umwehte. Alte Erinnerungen kletterten ihr ins Gedächtnis. Die Zärtlichkeit vergangener Tage durchfloss ihr Herz wie ein bittersüßer Strom. Sie schlich zurück. Zögernd legte sie sich unter der Zwillingseiche nieder. Sie seufzte, den Blick starr nach oben gerichtet. Ihre Kleidung, verschmolz mit den wehmütigen Schatten der Eiche. Sie selbst flog zu den Sternen.

Montag, Februar 27, 2012

Loslegen!

Sonntag, Februar 26, 2012

Mit Mausi geht's bergab

Liebe kann die Fantasie beflügeln. Im Rausch der Glücksgefühle kann der Geist übersprudeln vor zauberhaftesten Vorstellungen. Wie die konkret aussehen, bleibt meist hinter der verspiegelten rosaroten Brille versteckt. Sie gehen ja meist auch höchstens eine weitere Person an. Amouröse Fantasien gehören zu den geheimsten Dingen der Welt, von wenigen Plapperbacken abgesehen, die ihre Vorlieben offen umhertröten.

Wenn die Welt etwas mitbekommt von dem, was der liebestrunkenen Fantasie entsprungen ist, sind es Kosenamen, die sich die Pärchen wechselseitig zuzwitschern, und mit denen sie sich umschnurren. In zartfühlenden, romantischen Wissenschaftlern ist nun vor einigen Jahren die Sehnsucht gekeimt, zu erfahren, wie die liebenden Deutschen einander nennen – mit Hilfe neckischer Strichlisten. Jüngst zum fünften Mal.

Aktuell haben sie herausgefunden: Mit „Mausi“ geht’s bergab, sie ist nur noch auf Rang 5 der häufigsten Kosenamen. Im neckischen Aufwärtswind schwirren weiter gezuckerte Tiernamenverniedlichungen wie „Blütenfloh-Krümelwürmchen“ oder Zuckerbäcker-Kreationen wie „Schokodropsi“. Auf Platz 1 bleibt weiter „Schatz“ oder „Schatzi“, das Ideal-Standard-Becken unter den zärtlichen Bezeichnungen. Die Liebe bietet ja viele Aspekte, in denen die Fantasie sich austoben kann. Muss ja nicht der Kosename sein.

Samstag, Februar 25, 2012

Poldi und die Frage der Qualität

"Ich denke, die Jungs haben ihre Sache sehr gut gemacht, und man sieht, dass wir die Qualität haben, aber am Ende reicht's dann nicht, uns fehlt die Qualität."

Mittwoch, Februar 22, 2012

Konsequentes Quergeschiebe, Querlatte, nutzloser Ballbesitz, die Entdeckung der Langsamkeit zu Ungunsten überraschender Momente und das völlige Verschwinden einer Idee: Für den FC Bayern gilt wohl gerade "Mia san wirr".

Montag, Februar 20, 2012

About "Boy" - Bilder eines Auftritts










Freitag, Februar 17, 2012

Wulff lehrt

"Immer aufrichtig" sein, heißt neuerdings, von sich aus nichts zu sagen - aber zumindest zähneknirschend auf zigfaches Drängen und Nachbohren das Minimum dessen zugegeben, was man nicht mehr abstreiten kann. Dann, wenn man dessen Bekanntwerden nicht unterbinden konnte.

Der Kinostreifen verschwindet allmählich

Mittwoch, Februar 15, 2012

Der Buddha im Schutt























Sein Lächeln hat der kleine Buddha nicht verloren, auch wenn ihm die Wucht der riesigen Explosion vor etwas mehr als einem Jahr den Unterleib wegsprengte, einen seiner Arme abfetzte, und er einen Winter später noch immer im Schutt liegt – alleingelassen zwischen herabgestürzten Styroporplatten, Schnapsflaschen, zersplitterten Glasscheiben und umhergeflogenen Plastikblumen. Er lächelt dasselbe Lächeln, das er den Gästen eines China-Restaurants schenkte, ganz gleich, wer kam, wie er aussah und was er bestellte. Auch am Abend, bevor es geschah. Das, womit nahezu niemand rechnete.

Ein eiskalter Hauch durchwehte die letzte Nacht des Weihnachtsfestes, als es gut zwei Stunden nach Mitternacht krachte. Als Scheiben zersplitterten und Mauern barsten unter der Druckwelle der Explosion, inmitten der schneebedeckten Ödnis am Rand eines ostfriesischen Ortes. Im Schatten der Dunkelheit hatten Gestalten, mit Brandbeschleuniger bepackt, viel Brandbeschleuniger, sich durch die Hintertür ins Gebäude geschlichen.
Irgendwo in die Düsternis der Küche eines italienischen Restaurants, im Erdgeschoss, unterhalb der Räume, in denen chinesisch kredenzt wurde. Dort gossen sie aus, was Minuten später explodierte, und worunter das komplette Gebäude zerbarst.

Die Pizzeria flog im Inferno auseinander, das chinesische Restaurant genauso, von den Räumen der freikirchlichen Gemeinde blieb kaum mehr als Schutt und Schrott. Die Menschen in zwei Wohnungen des Gebäudes kamen mit riesigem Schrecken heil davon. Trümmerteile aber flogen hunderte Meter durch die Gegend, krachten auf Ausstellungsstücken eines Autohauses nieder oder auf Nachbarhäusern.

Die Helfer halfen, wo sie konnten. Die Ermittler ermittelten. Das Areal wurde abgesperrt. Die Ruine des "Palastes", wie das Haus im Volksmund heißt, ragte fortan umzäunt am Straßenrand auf.

Wie es darin aussah? Blieb Sache apokalyptischer Kopfkino-Vorführungen. Noch immer hängt in der Dusche des Hinterhauses ein Handtuch, als käme gleich jemand, um sich zu waschen. Wind bauscht weihnachtliches Lametta, das sich noch immer an einigen Pfeilern emporrankt. Christbaumkugelscherben liegen zwischen zerschepperten Vasen, Überresten eines Aquariums und herausgesprengten Wandputzteilen. Verloren stehen Gefriertruhen umher, das einstige Treppenhaus liegt in Trümmern. Nun, bald, wird die Ruine weichen, die Abrissbager werden ihre Schaufeln ins einsturzgefährdete Gebäude nagen, und sie werden auch den verbliebenen Schutt herausräumen. Wo der Buddha am Ende auch landen wird, sein Lächeln wird er weiter tragen.


Mittwoch, Februar 08, 2012

Gewürze im Gespräch


Sobald er die Küche verlassen hat, stecken die Gewürze ihre Köpfe zusammen. Sich unbeobachtet wähnend, tuscheln sie, tratschen und Hecken Unsinn aus, den sie unbeobachtet verzapfen können.

Montag, Februar 06, 2012

Die Füße des Kumpels für Baku

Müdigkeitsmatt schliefen erst des Kumpels Füße ein, dann erschlaffte die Hand, die Fernbedienung rutschte, fiel, blieb liegen. Unser Star für Baku rieselte fortan. Wer auch immer "unser" sein mag. Die Sendung: So erfrischend wie Heizung auf dreieinhalb stellen. Grob vermutet, dass Moderator Steven Gätjen sich kess und locker fand. Selbst gedacht: "Der ist so schlagfertig wie der taumelnde Homer Simpson im Boxring." Gegähnt. Mehrfach. Dann an Robert Lembke gedacht: "Es gibt Fernsehprogramme, bei denen man seine eingeschlafenen Füße beneidet." Oder die des Kumpels.

Donnerstag, Februar 02, 2012

Sonne unterm Arm


Der Frost fraß sich in die Poren, die Kälte klirrte, Finger froren stocksteif, Glieder schmerzten, als er plötzlich auftauchte: Ein Radfahrer, dem es mit den Minusgraden zu blöd geworden war und dessen Heizkostenrechnung ihm Bauchschmerzen machte, hatte sich einen Teil der Sonne gekrallt und fuhr mit ihr, unter den Arm geklemmt, nach Hause.