Sonntag, Mai 09, 2010

Traum in Trümmern

Drei Punks sitzen an einer unbeleuchteten Bushaltestelle. Der Wind pfeift, die Dunkelheit liegt wie ein schlaffer Wal über allem. Riffs scheppern aus einem batteriebetriebenen Kassettenrecorder. Sie schreien "Sterbt alle!", aber niemand außer ein paar Kühen und einem verirrten Eichhörnchen hört sie. In der Rock-Kneipe taumeln drei Goten mit schwarzrumrandeten Augen auf einer Tanzfläche, groß wie zwei Kickertische. Ihre Kutten schleifen über den Boden, das Bier in ihren Händen wird schal und schaukelt in Zeitlupe hin und her. Schnurrbartträger glotzen den zwei Mittzwanzigerinnen in den Ausschnitt und bestellen Cola-Korn. Straßenlaternen bescheinen Pflasterstraßen, über die über Stunden kein Schuh mehr stöckeln wird. Auf der 40+-Party zucken silberhaarige Rauschebärtler zu Santana. Ein paar Junge haben sich dorthin verirrt, versehentlich, und schauen glaskugelfrei in eine Zukunft, die sie nicht wahrhaben möchten. Auf dem Busbahnhof liegen vier leere Bierdosen, und ein Bärtiger schläft seinen Rausch aus, vom Wind umpfiffen, vom Regen benetzt. Er träumt sich fort von der Wirklichkeit der Einöde, dieser schrulligen Braut.

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