Montag, Oktober 26, 2009

Teppichträume

Der Wecker schrillt, reißt Dich aus Träumen. Die dunklen Reste der Nacht liegen noch bleischwer über Dir und der Welt um Dich. Du reibst Dir die Augen. Kleine Schlafkrümel purzeln wangenabwärts. Draußen fegt der Herbstwind um die Hausecke, peitscht nasses Laub umher. Regentropfen wirbeln an die Fensterscheiben. Du wälzt Dich, drückst das Gesicht noch einmal ins Kissen und überlegst: "Ein Teppich sein, das wär's vielleicht. Auch an Arbeitstagen einfach liegenbleiben dürfen." Und doch. Nur da liegen, immer, die nächsten Jahre nurmehr unter den Schuhsohlen anderer, die achtlos auf Dir herumtrampeln und über Dich hinweggehen? Sich nur noch bewegen lassen, wenn überhaupt, alle paar Wochen aus dem Fenster lugen können, während energische Hände den Staub aus Deinen Ritzen schlagen? Teppich sein, vielleicht doch nur der Traum für die Schwelle zum Tag, Sekunden nach dem Aufwachen, noch von Träumen umfangen, ein Traummoment vor dem Sprung, den es zu wagen gilt.