Mittwoch, August 20, 2014

Der verschwundene Sommer

Während draußen wilde Wolkengebilde übers Firmament ziehen und Regengüsse in Trommelwirbeln auf dem Dach landen, ziehe ich mir mitten im August eine zweite Bettdecke über, schlüpfe tagsüber in einen Fleece-Pulli und denke: "Auch der Sommer darf ja mal Urlaub machen." So haben die Menschen auch mal wieder ein Gesprächsthema, in dem sie den Satz "Ich glaube, der Herbst hat sich verlaufen" fallen lassen können. Und sie können mitten im August einen modischen Schal tragen oder den anthrazitfarbenen Filzmantel wieder hervorholen, der sonst erst im November wieder Saison gehabt hätte. Und es sind gute Tage, um sich mal wieder heiße Milch mit Honig zu kochen, unter einer Kuscheldecke einen guten Roman zu lesen oder einen schlechten zu schreiben, und in Jahren wird man seinen künftigen Kindern davon erzählen können, wie plötzlich der Sommer weg war. "Haben wir damals gefroren", werden wir sagen, denn dass der Sommer einfach verschwindet, passiert ja nicht so oft. Und dann werden wir leise denken: "Es wäre schon schön gewesen, wenn wir selbst und nicht der Sommer in Urlaub gefahren wären - wir wären auch schneller wiedergekommen."

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