Donnerstag, April 28, 2005


Ganz großes Tennis, ganz nah am Netz!


Gefunden bei Spiegel-Online

Seltsame Telefonate rund um die Couch

Irgendwann klingelte das Telefon.

L: "Hallo, hier ist L.! Deine Mitbewohnerin hatte erwähnt, dass Du bereit wärst, Dich für ein analytisches Gespräch für unseren Diagnostik-Kurs in Psychologie zur Verfügung zu stellen."

O: "An sich... klar. Wenn's nicht Stunden dauert..."

L: "Es sollte eigentlich eine halbe Stunde dauern."

O: "Dann meinetwegen."

L: "Sag mal, hättest Du einen MD-Recorder oder ein Aufnahmegerät bei Dir zu Hause?"

O: "Ähh... jetzt grad spontan nicht. Und sonst... auch eher selten. Wieso?"

L: "Dann müsstest Du bei mir zu Hause vorbeikommen, weil ich nicht weiß, wo man sowas ausleihen kann."

O: "Finde das doch einfach mal heraus. Ich meine... wo wohnst Du?"

L: "Wenn Du die X-Straße bis zum Stadtrand rausfährst und dann links abbiegst..."

O: "Mooooooment... ich soll extra ganz da hinten hinfahren, damit Du Deinen Gesprächsnachweis bekommst, nur weil Du nicht weißt, wo Du ein Aufnahmegerät ausleihen kannst? Ich glaube, die Bringschuld liegt da nur sehr bedingt bei mir. Wir können das Gespräch gern machen, aber dann kommst Du bei mir vorbei, besorgst Dir ein Aufnahmegerät und ich stelle Kekse, Tee und/oder Kaffee."

L: "Naja... äähh... ich versuch's mal. Da fällt mir noch was ein..."

O: "Ja bitte?"

L: "Zur Vorbereitung und Vorabsondierung wär's gut zu wissen: Hast Du irgendwelche psychischen Defekte?"

O: "Ähh... bitte? Nicht dass ich wüsste, nein."

L: "Schade. Also, wäre ja doof für Dich aber klasse für mich."

O: "Ich freu mich schon auf unser Gespräch."

Der Countdown läuft...

Das ZDF hat einen öffentlich-rechtlichen Auftrag. Seit einiger Zeit sehen die Mainzelmännchen ihren Auftrag scheinbar vornehmlich darin, die gesamte deutsche Geschichte zu hierarchisieren. Nachdem schon die hundert wichtigsten Deutschen, Sportler und Bücher ihren eher mäßigen Weg über den Äther gefunden haben und eine Menge Zweifel im Nacken kratzten, ob sich in den Lerchenbergschen Bestenlisten auch die Besten gefunden hatten, kommen nun die 100 besten deutschen Erfindungen. Es sind nur noch ganz wenige Wahltage, und das ZDF fragt sich: Kommt der Teddybär ins Finale?. Ich wünsche es dem Teddy, wobei auch die anderen Kandidaten nicht von Pappe sind: Es tummeln sich unter anderem noch Beton, Bier, Büstenhalter, Büroklammer, CD, Currywurst, Dreifelderwirtschaft, Eintrittskarte, Eis am Stiel, Faustkeil, Fernbedienung, Geld, Geschirrspüler, Glühbirne, Heftpflaster, Internet, Kompass, Kondom, Konservendose, Kunstherz, Lotto, Minirock, Mühle, Musiknotation, Narkose, Nylonstrümpfe, Pauschalurlaub, Pflug, Rad, Radar, Reißverschluss, Roboter, Schiff, Schmerztablette, Schnuller, Schrift, Seife, Staubsauger, Tampon, Wasserklosett, Webstuhl, Wegwerfwindeln, Wetten dass???, Wolkenkratzer, Zahnbürste, Zentralheizung oder Zündhölzer. Ein extrem homogenes Gemisch. Ich bleibe gespannt, ob der Faustkeil vor oder hinter Wetten dass??? landet. Currywurst und Dreifelderwirtschaft, Pauschalurlaub oder Beton den Sprung auf die vorderen Plätze schaffen. Spannende Zusammenstellung, das. Und insgeheim grüble ich, welche hundert als nächstes dran sind. Die hundert unaussprechlichsten Ortsnamen? Die hundert meistaufgehängten Badezimmerposter? Die hundert Besten hinter den hundert, die davor platziert waren?

Mittwoch, April 27, 2005


Die Drehorgel-Ära neigt sich dem Ende zu.

Dienstag, April 26, 2005

Unregelmäßig regelmäßige Musiktipps für geschmackvolle Gemüter (II)

An schwedischen Fjorden und vor rotgepinselten Holzhütten
fällt es leichter, die Langsamkeit zu entdecken. Wenn sich leise die Sterne eines wolkenlosen Himmels wie glitzernde Diamanten auf der nur umerklich bewegten Oberfläche der Fjorde spiegeln, die Seele aufwärts fliegt. Wie in dieser wunderbar zeitgelupten Akustikzupfgitarrenversion von Notwists Klassiker "Chemicals", die der Schwedenbarde Björn Kleinhenz zusammen mit Pete Thompson aufgenommen und kostenlos zum runterladen anbietet. Feine Sache. Auch die anderen Songs sind klasse. Und alles für lau.

Labels:

Vierhundert Jahre auf der Insel


Sprudelnde Geysire, kilometerweit entfernte Nachbarn, beseelte Steine und atlantisches Klima erhöhen die Lebenserwartung scheinbar spürbar. Island als irdisches Arkadien? Als Paradies, das - wenn nicht ewiges, so doch wenigestens - enorm langes Leben verheißt? Oder doch nur ein Land mit betrunkenen oder sehschwachen Steinmetzen? Man weiß es nicht, die Wissenschaft rätselt noch. Spektakulär gefunden und abgelichtet von Anja.

Montag, April 25, 2005

Die Wahrheit über Klaviere


Allzu oft findet man kein Klavier in freier Wildbahn. M. Deim hat welche gefunden und bietet sie zum Verkauf ein. Neu und gebraucht. Dass sie nur geringe Ähnlichkeit zu handelsüblichen Tasteninstrumenten aufweisen, stört keinen großen Geist. Vielmehr räumt er mit der vorherrschenden Meinung auf, dass ein Piano keinen Schaltknüppel, keine Heckscheibenheizung, keine Frontscheinwerfer und kein Lenkrad hat.

Samstag, April 23, 2005

Neuer Esprit unter der Dachschräge

Kein Quietschen mehr, wenn es bewegter wird. Keine von früheren Hechtsprüngen nach unten gedellte Kuhle mehr im hinteren linken Drittel. Dafür aber jede Menge Komfort. Liegekomfort. Ich habe ein neues Lattenrost für meine Kissenburg. Bin schon gespannt auf das neue Schlafgefühl. Beim Großreinemachen des Bettkastens fand ich mitten unter dem Holzgerüst noch eine ihrer Unterhosen. Türkis-weiß gestreift. Seltsames Andenken der näheren Vergangenheit. Ein leises Seufzen, kurze Schauer rieselten über den Rücken, dann der Blick in die Sonne, die meine Nase kitzelte. Der Frühling ist da, ich heiße ihn willkommen.

Freitag, April 22, 2005

Der Dreckschlumpf


Heute mal was Selbstgemaltes... Ähnlichkeiten mit mir existieren nicht und sind daher weder zufällig noch gewollt.

Erinnerungen einer Zugfahrt

Der Triebwagen tuckert so langsam, dass man jeden verholzten Brombeerbusch am Rande der eingleisigen Strecke einzeln begrüßen kann. Eine Reise fast wie in eine andere Zeit. Verlassene Bahnhofsruinen, die früheren Fenster mit Presspappe und verwitterten Holzbrettern vernagelt, umwuchert von einem Wald aus meterhohen Brennnesseln und Birkensprossen. Bahnsteige wie Feldwege. Zertretene Stiefmütterchen in einem Betonkübel.

In der Sitzgruppe schräg vor mir sitzt ein Stiernacken mit aufgeplusterter Daunenjacke. Eine New York Yankees Baseballkappe sitzt schräg auf seinem kahlgeschorenen Kopf. Er blickt grimmig aus dem Fenster, schaufelt händevoll Chips in seinen Rachen. Als selbst der letzte Krümel in seinem Schlund versenkt worden ist, kratzt er sich kurz am Augenbrauenpiercing – dann friemelt er ein Feuerzeug aus seiner Jackentasche, hält die Flamme mit konzentriertem Gesichtsausdruck an den Plastikdeckel seiner Chipsrolle, wartet und sieht zu, wie das Plastik schmilzt.

Ich versuche zu lesen. Jedes Wort kommt einzeln an. Das Auge springt. Kein Zusammenhang will sich einstellen. Das Hirn taumelt müde, ziellos, ahnungslos. Überfordert von der Kürze der Nacht. Leises Auftauchen der Erinnerungen an die verschlafene Chance wenige Stunden zuvor. Die Augenlider senken sich. Ein milchtrüber Nebel hängt schwer vor der Wahrnehmung der Geschehnisse um mich. In der Krone eines Kirschbaums am Streckenrand flattert eine bunte Einkaufstüte im Wind. Das Licht ist seltsam herbstlich, viel zu weich und warm für die Jahreszeit.

Nächster Halt: Rinteln. Der Zug hält, der Motor wird ausgeschaltet. Zwanzig Minuten Fahrtpause. Der Daunenjackenstiernacken pustet gegen das geschmolzene Plastik. Es knackt, und eine kleine weiße Blase schießt aus dem Klumpen, fliegt hoch, fast bis zur Decke, landet dann sanft und klebrig auf dem marmorierten Plastik des Fußbodens.

Ein halbglatziger Mann betritt den Zug, legt neue Kleingeld-Rollen in den Fahrkartenautomaten ein. Klackernd. Der Automat nimmt keine Zwanzigcentstücke. Der Zugführer klettert schnaufend aus seiner Kabine. Mehrere Zentner schwer. Schweißperlen glitzern auf seiner Stirn. Er steigt aus dem Wagen aus, zündet sich auf dem Bahnsteig eine Zigarette an.

Ich steige auch aus, einmal in Rinteln auf dem Bahnsteig gestanden haben. Kann auch nicht jeder von sich behaupten. Der Zugführer hustet und spuckt eitrigen Auswurf auf den Schienenschotter unter dem Triebwagen. Art des Hustens: rasselnd, heiser. Ein Taximotor vor dem Bahnhof heult auf, es rast los. Das Motorengeräusch, das es zurücklässt, senkt sich sanft wie eine Staubwolke zu Boden. Drei solche Pausen macht der Zug. Man muss den Gegenverkehr vorbei lassen. Sagt der Zugführer. Die Zeit rollt langsam vorwärts. Der Zug bleibt noch ein wenig stehen. Es duftet nach gebratenem Fisch.

In einem Garten auf der anderen Seite der Gleise hängt eine Frau Wäsche auf, summt vor sich hin und blinzelt ins Licht. Sie bückt sich nach einer Handvoll Wäscheklammern und rückt den Schal über ihrem Haar zurecht. Leuchtend bunte, flatterige Stoffbahnen hängt sie auf. Oberteile, Hosen, endlose Unterwäschenvariationen. Als sie fertig ist und der Garten voll wippender Leinen mit nasser, schwerer Beflaggung hängt, richtet sie sich auf, drückt die Hand ins Kreuz, nickt wie zum Gruße herüber und blickt nach oben. Ein Lufthauch von der strahlenden Nässe sauberer Wäsche schwebt herüber.

Wieder einsteigen. Weiterfahrt. Am Horizont ein Fabrikschlot auf dessen Spitze eine einsame kleine Birke krumm im Wind tanzt. Woher sie wohl ihr Wasser bezieht? Die Gedanken rutschen unruhig hin und her, wie nervöse Hausfrauen, die erwartungsfroh im Konzertsaal irgendeiner Messehalle sitzen, vor einem Patrick Lindner-Konzert, für das sie die Eintrittskarten bei einem Preisausschreiben in der Kochzeitschrift gewonnen haben.

Hameln. Kein Rattenfänger in Sicht, aber zwanzig Minuten Pause. Vor der Weiterfahrt steigt eine Frau ein, fragt, ob sie sich mit in meine Sitzgruppe setzen darf. Natürlich. Mitte dreißig, schätzungsweise. Mild geschwungene Lippen, sehr eng anliegende Lederjacke, die eine vage Ahnung ihrer kurvenreich geschwungenen weiblichen Geometrie geben. Sie holt eine Postkarte aus dem Revers ihrer Jacke. Ein ganzer Haufen Affen darauf. Sie liest. Sie schmunzelt, steckt die Karte zurück und fragt: „Würde es Dich stören, wenn ich mich Dir direkt gegenüber setze? Die Sonne scheint so schön und ich würde gern ein paar der Strahlen einfangen“ „Absolut nicht.“ Die staubige Luft knistert. Sie lächelt, schließt die Augen, reckt ihren Hals den Sonnenstrahlen entgegen. Fast wie beiläufig fährt sie mit dem Zeigefinger über ihr Décolleté.

Dann schlägt sie die Augen blitzartig auf, blickt mich mit funkelnd durchdringendem Blick an und sagt: „Findest Du es nicht auch schade, dass man sich im Zug nicht einfach entkleiden kann, um während der Fahrt mit bloßem Oberkörper Sonne zu tanken?“ Meine Gesichtsdurchblutung steigt, die Nervenströme im Hirn verfahren sich unablässig beim Versuch, in der Nähe einer besonders schlagfertigen Antwort zu parken. Die Versuche erschöpfen sich beinahe in dem Gedanken „Sei jetzt schlagfertig“. Sie grinst genüsslich, als zerginge ihr der Nachklang ihrer Worte auf der Zunge wie eine leicht gezuckerte Erdbeere. Am nächsten Bahnhof steigt sie aus, wirft mir ein laszives Lächeln zu und wünscht mir einen schönen Tag noch Kleiner. Ebenfalls. Hessisch-Oldendorf. Provinzkaff as Provinzkaff can. Heimat des wohl hässlichsten Schrebergartens der Welt. Ein gammeliger Hort windschief vernagelter Bretterverschläge und schäbiger Schuppen. Verbeulte Autoreifen, angeschimmelte Plastikfolie, rostige Harken, haufenweise Müll. Irgendwann steige ich um. Neuer Zug. Ich komme dem Zuhause näher. Meter um Meter. Seltsamer Tag, seltsame Fahrt. Bald ist sie zu Ende.

Labels:

Freude nach dem Klingeln

Gestern im Zug aus Hildesheim zurück noch an einen Mitpraktikanten bei 3Sat gedacht, mit dem ich mich angefreundet hatte, der eigentlich aus Hildesheim kommt und dessen Nummer ich verschubbelt hatte. Sehr lange nichts mehr voneinander gehört und sehr schade gefunden. Und heute morgen klingelt mein Telefon und er ruft an. Verblüffend. Das Schicksal hat wahrscheinlich meine Gedanken belauscht und fand, es sei Zeit für eine positive Überraschung. So lob ich mir das. Feine Sache.

Donnerstag, April 21, 2005

Blogger.com spinnt mal wieder. Jetzt hat er heute Nachmittag einfach mal so getan, als gäbe es Absurdistan gar nicht mehr. Durchaus blöde! Ich hau hier doch nicht so mirnichtsdirnichts einfach ab...

Mittwoch, April 20, 2005

Wenn Ben hier in einen Plattenladen kommt, hält Amerika den Atem an...

Ich freu' mich auf kommenden Montag. Dann kommt "Silverman", das neue Album von Ben Folds, raus. Vorbestellt ist es bereits, der Termin rot im Kalender umkringelt. Amerika wird indes womöglich den Atem anhalten. Denn die letzten Deutschland-Veröffentlichungstermine von Ben Folds' Alben haben nachhaltige Schatten jenseits des Atlantiks hinterlassen.

Das letzte Album von Ben Folds Five, "The unauthorized biography of Reinhold Messner", kam am 25.April 1999 in Deutschlands Plattenläden. Währenddessen erschraken die USA ob des Massakers von Littleton.

Sein erstes Solo-Album "Rocking the suburbs" erschien in Deutschland am 11.September 2001...

Habemus imperatorem?

Die Weltregierung hat den Pontifex Maximus enttarnt, so scheint's. Hat sich die dunkle Seite der Macht an oberste Stelle der katholischen Kirche geschlichen?

Dienstag, April 19, 2005

Habetis Benedictum

Die Verdatterung lässt das Sprachzentrum ausfallen. Der schwarze Rauch hat sich aufgeweißt, der 265. Papst ist da und prompt verlieren die Mehrzahl der Fernsehreporter ihre komplette Artikulationsfähigkeit:

"Der..ähh..Papp...Papst..Kardina...Papst..Ratz...Benedikt, der gerade noch als Kardinal und jetzt ist er Papst geworden."

Jetzt neu: Unregelmäßig regelmäßige Musiktipps für geschmackvolle Gemüter

Gerade jetzt, wo es klitschnasse Katzen und Hunde vom Himmel schüttet, freut sich das zentrale Nervensystem enorm über gut gelaunte Musik. Deshalb gibt's jetzt auf die Ohren und das für lau. Eine erfrischende, Sonnenstrahlen schenkende Frühlingshymne: "Brighter than sunshine" von Aqualung. Wer mag, kann sich's ja runterladen. Wem's dann auch noch gefällt: Umso besser. Ich find', es ist ein Hit.

Labels:

Irritation und Freude flugs verflogen: Gerade unten im Institut die Mensa-Karte mit 1,18 € Guthaben um 10€ aufgewertet, da zeigte der Automat 11,78 € an. Leider wollte das Lesegerät beim Bezahlen des Kaffees von den plötzlich aufgetauchten 60 Cent schon nichts mehr wissen.

Im Dunkeln lässt sich's gut...

...mit einer Taschenlampe lesen.

Jemand verschüttet?

Wer gerade eben furchtsam zusammengeschreckt ist und dachte, er säße im Epizentrum eines schreckenerregenden Erdbebens: Es tut mir Leid, ich habe geniest.

Plüsch, Plüsch, Plüsch

Es gibt auf der Welt wohl zig Millionen Menschen, die mehr Kuscheltiere besitzen als ich. Doch einige wenige halten sich auch bei mir versteckt, die das blickscharfe Adlerauge bei zielgenauen Blicken erspähen kann.

Hinter dem kuscheligen Kissenhaufen meiner gemütlichen Bettstatt verbuddelt lugt Jørg Bjørkensen hervor, der alte, zottelige Plüschelch. Unweit davon brummelt Reinhold, der knorrige Bär. Auf dem Regal wühlt ein kleines, bislang namenloses Schwein in den Feinstaubschichten auf den Bücherrücken. Es grunzt, wenn man den Bauch drückt. Und gegenüber hockt ein völlig verwuschelter Stoffpinguin.

Es erinnert entfernt an eine WG. Sie leben ihr Leben, ich lebe meins, wenngleich sie immer noch säumig sind, was ihren Teil der Miete betrifft. Sie widmen mir nur bedingte Aufmerksamkeit und umgekehrt. Trotzdem gibt es immer wieder Momente, in denen man sich plötzlich wieder bemerkt und für einen kurzen moment schmunzelnd aneinander freut. Mit einem Schraubenzieher aufgeschlitzt habe ich nie einen meiner Stoffmitbewohner, genausowenig den Tacker daran getestet, Sprengstoff im Plüschkängurubeutel detonieren lassen oder Säure aus dem Chemiebaukasten aufs Fell geträufelt.

Dank dessen erfreuen sie sich immer noch einer erfrischenden geistigen Gesundheit. Psychische Zipperlein sucht man woanders. Keins verbuddelt sich unter Pappkartons aus neurotischer Furcht vor fremden Zugriffen, keins zerfleischt sich beinahe selbst im Kampf zwischen seinen beiden, gespaltenen Persönlichkeitshälften.

Psychische Probleme bei Kuscheltieren sind ein Thema, das in der Gesellschaft weitgehend totgeschwiegen wird. Und dabei kann man sogar selbst aktiv werden und helfen. In der Praxis des Dr. Kindermann werden psychotische Kuscheltiere gebauchpinselt, mental repariert und wieder flott für’s Leben gemacht. Er selbst ist derzeit auf Forschungsreise und braucht dringend eine Vertretung. Falls jemand von Euch Zeit hat… seit gut einem Jahr eine meiner absoluten Lieblingsseiten im Netz. Wurde Zeit, mal dafür Werbung zu machen!

Montag, April 18, 2005

Die Signifikanz von Signifikantem und Signifikat, ganz zu schweigen von dessen materiellem Substrat

Das Tolle an Wissenschaftlern ist: Sie haben schlaue Gedanken, und sie schaffen es, dass jeder sofort versteht, was sie meinen. Prof. Dr. Bernhard Greiner ist so einer. In seinem Aufsatz über "Kleist und Kant" heißt es zum Beispiel:

"Wenn aber der Abbruch des Bildes, der Abbruch des Anspruchs, vom erfahrbaren Sinnlichen zur Idee zu gelangen, die Unterscheidung von Signitfikantem und Signifikat einzuziehen, die Materialität des Bildes aufdrängt, so ist die bekannte Verschiebung nahe, die gesuchte Einheit von Signifikantem und Signifikat zu materialisieren, d.h. hinüberzuspielen zur Einheit von Signifikantem und materiellem Substrat des Signifikats. [...] Der Akt der Symbolisierung, der die Welt der Erscheinung als sinnhaft durchdrungen erweisen soll, erscheint bei Kleist zutiefst ambivalent, hält euphorische Erhebung und völlige Vernichtung zugleich bereit, weil er das Gesuchte, die Einheit von Wirklichkeit und Idee, von Erscheinung und Sinn, von Signifikantem und Signifikat nur noch verschoben, in 'materialistischer Wende', als Einheit von Signifikantem und materiellem Substrat des Signifikats vorzustellen vermag".

Verblüffend einleuchtend. Ein sehr signifikanter Text.

Die Saugkraft aus dem All

Meine Mitbewohnerin schwört seit neuestem auf Weltraum-Servietten, die jeweils zur Hälfte aus Dunstabzugshaubenfleece und Papierfasergefussel bestehen. Sie wurden extra für Astronauten entwickelt, lassen sich nur unter Androhung körperlicher Gewalt zerreißen, können dafür aber wahrscheinlich auch eine ganze verschüttete Kaffeekanne mit dem linken Zipfel aufsaugen. Sehr spacig.

Samstag, April 16, 2005

Schon wieder der Dusel

Scheinbar hat Viktor sich zu früh gefreut: Der Dusel der Bayern lebt immer noch. Leider.

Au contraire, Frage 4!

Den linken Arm angewinkelt unter das Kopfkissen gebuddelt, das Gesicht schräg aufwärts gerichtet. Müde geht der Blick durch das Dachschrägenfenster in den Himmel. Verhängten die Wolken den Himmel nicht, könnte man den Sternen beim Glitzern und Funkeln sehen. So sieht man bleigraues Dunkel. Willkommen beim Festival der Konjunktive. Kein Hauch, kein Laut, nur der eigene Atem. Stilles, sehnsüchtiges Seufzen. Und plötzlich surrt diese Jingle-Melodie durch den Kopf. Aus einem Computerspiel. Inzwischen kenne ich Jack, auch wenn ich ihm länger nicht begegnet bin. Gerade deswegen verwirrt es. Warum jetzt? Und ich bin immer noch komplett anderer Meinung. "Ich brauch keinen Sex, nein ich brauche die Frage vier!" Wos für oan Schmarrn, denke ich, während mein Hirn versucht, mich durch den süddeutschen Gedankenakzent ein wenig zum Schmunzeln zu bringen. Wenn man die Wahl hat: Nichts gegen Frage 4! Doch wie schal, matt und geschmacksneutral ist deren Vergnügen doch gegenüber dem übersprudelnden Glück, Nächte voll brodelnder Leidenschaft und aufregender Nähe durchzuschmusen - sie in unmittelbar zu spüren, von heißen Küssen, brennender Begierde, zweisamer Zärtlichkeit und berstender Lust beseelt. Sehr viel Platz unter der Bettdecke. Dann ballt sich der Faust in den Gedankengängen: "Lass in den Tiefen der Sinnlichkeit uns glühende Leidenschaften stillen; in undurchdrungnen Zauberhüllen sei jedes Wunder gleich bereit." Unvermittelt reißt die Wolkendecke für einen Moment auf; das stille Schimmern heller Sterne durchdringt den trüben Teppich, als wolle es sagen: "Entspann Dich, schlaf! Hab noch ein wenig Geduld, das wird bald alles wieder, und bis dahin freu Dich an Frage 4."

Freitag, April 15, 2005

Oper in Bülows knackigen Happen. Heute: Rigoletto

"Die Tragödie Rigoletto vollzieht sich am herzoglichen Hofe von Mantua, einer oberitalienischen Kleinstadt in der Po-Ebene.

Sie erreichen Mantua auf der A22 über Brixen, Bozen, Verona, wählen vor Mantua die nördliche Ausfahrt und halten sich in der Altstadt links.

Dort finden sie den Herzoglichen Palast. Der Herzog selbst paart sich mit jeder attraktiven Touristin. Soviel zu Rigoletto."

Er lässt den Blick ziellos in die Ferne schweifen, ein Kratzbaum ist nicht in Sicht, aber die Sorge, dass der Stuhl wegen ungleichmäßiger Gewichtsbelastung gleich umkippen könnte, bricht sich Bahn. Deswegen wird er gleich von der Lehne plumpsen. Nicht zuletzt auch, weil der leidenschaftliche Gedanke ans Fressen, der in Endlosschleife Dauergast in seinem Kopf ist und immer wieder aufs Neue spannend ist, ihn in Richtung Futterschale treibt...
Wer jemals behauptet hat, Katzen seien elegante und grazile Wesen, hat nie einen sechs Kilo wiegenden Kater besessen und ihn dabei beobachtet, wie er vom Kratzbaum fällt.

Donnerstag, April 14, 2005

Verstopfte Nasen im Frühling


Wie dies Bild möglicherweise beweist, sind Blütenpollen nicht die einzigen Unholde, die einem die Nase verstopfen können. Aber wenn einem zufällig einmal Pilze aus der Nase wachsen oder darin feststecken, ist es schön, wenn man wenigstens ein Auto-Seitenfenster zum Hinausgucken hat.
Der Frühling ist da. Wenn jetzt auch noch die passenden Gefühle kommen...

Was macht der Schrank von einem Mann im Schrank von meiner Frau?

Ich kann mir eine Menge Orte vorstellen, wo es sich hervorragend leben und wohnen ließe. Auf meiner fiktiven Wohnortwunschtraumliste rangiert ein "Kleiderschrank" dabei allerdings irgendwo auf den allerhintersten Plätzen. Kaum genug Platz zum Atmen, geschweige denn für die Kissenburg, Plattensammlung, Bücherregal und andere lebenswerte Einrichtungsgegenstände lassen den Puls meiner leidenschaftlichen Begeisterung für solch einen Wohnort beinahe komplett im diastolischen Bereich dümpeln. Und selbst, wenn's für die Liebe wär'...

In Nashville (Tennessee), der Heimat jaulender Steel-Guitars und jodelnder Breitkrempenhutträger, hat ein liebestolles Mannsbild einen kompletten Monat im Kleiderschrank seiner Geliebten gewohnt, ehe sein Schnarchen dem Ehemann ins Ohr drang und diesen argwöhnisch machte. Nicht ahnend, wer da schon eine ganze Weile im Schrank lebte, entdeckte der gehörnte Gatte den schlummernden Liebhaber, weckte ihn und setzte dem Schrankbewohner eine Frist zum Verschwinden, bis er von einem Spaziergang zurückkäme. Doch bei der Rückkehr war der Lover seiner Frau alles andere als verschwunden. Der hielt ihm stattdessen sogar eine Schrotflinte zwischen die Augen, drängte ihn in eins der vielen Badezimmer des Hauses und erschlug ihn dort.
Ob die beiden Missetäter die Leiche danach im Kleiderschrank verschwinden ließen, darüber liegt mein dunkler Schleier der Ahnungslosigkeit. Unschöne, gar schreckliche Geschichte das. Was mich kurz vor der Nachtruhe aber beruhigt, ist, dass mein Kleiderschrank, wenn ich richtig geschaut habe, nach wie vor unbewohnt ist. Momentan gibt es in meinem Schrank weder Sex noch Crime.

Mittwoch, April 13, 2005

Selbstversuch, der zweite

error

Verblüffende neue Testergebnisse. Ich bin nicht nur eine gespaltene Persönlcihkeit aus Schröder und Snoopy, ich bin auch ein 2day-Typ. Sagte das Ergebnis. Den Link zum Test grad bei Pe entdeckt und prompt selbst ausprobiert. Da ich nicht weiblich bin, fällt das übermäßig Hübsche bei mir zwar unter den Tisch, aber man kann auch nicht alles haben. Und nachdem meine linke Bloggerhand der rechten Hand des wirklichen Lebens die Pranke reicht, werde ich mich jetzt auch mal wieder dem wirklichen Leben zuwenden und weiterarbeiten, ehe es in die Mensa geht, um den energisch knurrenden Raubtiermagen zu füttern.

Wenn irgendwo mal was klebt...

Ob ich fatalistisch veranlagt bin? Meine Stirn kräuselt sich in skeptische Falten, und aus dem Mundwinkel kommt ein zögerliches "nö". Und doch schleicht sich das fahle Gefühl ins Bewusstsein, dass Murphys Gesetzeshüter mindestens so früh aufstehen wie ich und immer wieder gern ihren stechenden Blick auf mich werfen.

Nun will ich nicht übertreiben: Alles, was schief gehen kann, ist heute morgen nicht schiefgegangen. Aber ich hätte schon zu einem früheren Zeitpunkt des Tages den weiteren Verlauf erraten können.

Seit Tagen hing ein zerknittertes Schriftstück an unserer Eingangstür. Es besagte:

"Bitte lassen Sie in der Nacht vom 12. auf den 13. April keine elektronischen Geräte laufen, da wir in der Zeit von 3 Uhr bis 5 Uhr den Strom wegen Wartungs- und Prüfungsarbeiten abstellen müssen. Vielen Dank, Ihre Stadtwerke"

Gelesen hatte ich den notdürftig mit Tesa an den Türzargen festgeklebten Wisch. Verstanden hatte ich ihn auch. Vor allem hatte ich ihn aber vergessen - samt seinem Inhalt. Und so programmierte ich gestern abend vergnügt meine Anlage, um mich heute morgen um 7:30h mit Brad Mehldau aus dem Schlaf klimpern zu lassen. Schließlich steht auf dem Mittwochsplan um 9h das Hauptseminar "Die kammermusikalischen Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy". Und Felix wollte ich gern frisch geduscht, gut duftend und entspannt begegnen.

Als meine Augen sich heute morgen widerwillig öffneten, drangen keine perlenden Klavierklänge an mein Ohr, und der Blick auf die Uhr verriet: 8:40h. Nicht ganz der geplante Aufstehzeitpunkt. Meine Anlage blinkte hilflos - sobald ihr jemand den Saft abdreht, weiß sie nicht mehr wie spät es ist. Sie hätte mich gern geweckt, wusste aber nicht mehr wann. Sie war nicht auf das Stromabstellen vorbereitet.

Schlagartig fuhr ich aus dem Bett hoch. Mit mehr Rändern als Augen und die unterlaufen (pollenbedingt) kramte ich frische Klamotten aus Schrank und Kommode, sauste ich ins Bad, ließ für wenige Minuten eiskaltes Aufweckduschwasser meinen Körper schockfrosten, wischte mir die Schlafkrümel aus den Augen, stürzte einen halben Becher Tee herunter, kramte meine Sachen zusammen und stürzte die Treppen hinunter aufs Rad und jagte los in Richtung Musikwissenschaftliches Institut.

Schweißperlen glitzerten auf meiner Stirn, das Herz pumpte im prestissimo, als ich hechelnd und völlig adrenalinübersättigt das Institut erreichte. Prompt stellte ich fest, dass die Eingangstür abgeschlossen war. Nanu? Wiesu denn bluß? Kurze Zeit später fiel mir ein notdürftig mit Tesa an den Türzargen geklebter Wisch auf. Das zerknitterte Schriftstück besagte: "Wegen Umbauarbeiten beginnen alle Veranstaltungen erst in der kommenden Woche." Much a do about nothing also. Wobei: Hätte ich mich entschieden, die erste Sitzung einfach ausfallen zu lassen (unsinnig!), hätte das Seminar womöglich stattgefunden.

Immerhin genügend Zeit, jetzt das Ankommen im Tag mit einem ausgiebigen Frühstück nachzuholen.

Dienstag, April 12, 2005

Blech

Vielleicht kommt's überraschend, aber das Paradies auf Erden besteht aus Blech und liegt fernab der Zivilisation auf einer sandverwehten Hochebene. Ich selbst war nie da, aber ich habe gelesen, wie es dort gewesen sein soll...

Mich traf mein ich

Ich stand am Fenster. Ich zog das Rollo mit spitzen Fingern ein Stück weit beiseite und spähte hinaus. Trübseliger Regen. Eine triefnasse Gestalt bewegte sich durch die feuchte Finsternis. Ein Mann. Er näherte sich dem Haus, würde irgendwen hier besuchen. Mich? Wer konnte er sein?

Ich vermochte sein Gesicht kaum zu erkennen, aber sein Gang hatte etwas Vertrautes. Auch die Kleidung hatte ich schon mal gesehen. Jetzt sah ich ihn. Ich wusste, wer er ist. Er war ich! Ich stürzte die Treppe hinunter, öffnete die Haustür, als er gerade im Begriff war, zu klingeln.

Sogleich konfrontierte er mich mit der Frage: "Was hattest Du denn am Fenster zu suchen? Hast Du auf etwas aufgepasst?"

"Ich kann auf mich selbst aufpassen"
, antwortete ich schlagfertig.

Montag, April 11, 2005

Sing, sing, sing...

Während Gracia, die beinahe mal Popstar oder sowas ähnliches geworden wäre, ganz viele ihrer eigenen CDs scheinbar selbst gekauft hat, um schwupps an vorderster Spitze der Charts aufzutauchen, treten die vier estnischen Mädels von "Vanilla Ninja" beim European Song Contest für die Schweiz an. Ob sie je zuvor mal da waren, weiß ich nicht. Singen für ein vereintes Europa...

Stiftung Geschmackstest, oder: Oles nächster Fruchtgummifehlgriff

Noch ist unklar, ob und wann ich vielleicht doch demnächst einmal Wurstsalat bayrischer oder schwäbischer Provenienz probieren werde. Eigentlich habe ich mir ja schon lange mit einem Vierkantschlüssel geschmackliche Scheuklappen abmontiert. Doch nicht immer belohnt mich meine kulinarische Experimentierfreude.

Als ich am Samstag vergnügt meinen Einkaufswagen durch die eng gedrängten, pärchenüberfluteten Regalfluchten des Lebensmittelmarktes meiner Wahl bugsierte, zwickte mich die Neugier, als ich in die Nähe des Fruchtgummi-Regals kam. Und obwohl ich vor einiger Zeit mit den dezent nach getrockneter Hautcrème schmeckenden "Aloe Vera"-Fruchtgummis von Katjes schon ein ganzes Stück weit in die lukullischen Nesseln gesetzt hatte, verbannte mein neugieriger Ausprobierdrang sämtliche kritischen Stimmen in meinem Kopf aufs Gästeklo, je näher ich den neuen Kreationen von Katjes kam. Diesmal landete in meinem Einkaufswagen eine Tüte "Gummüse". Fruchtgummi aus Gemüsesäften in den herzerweichenden Geschmacksrichtungen Kürbis, Tomate und Mohrrübe.

Die kritischen Stimmen in meinem Kopf haben sich inzwischen mit Gewalt aus dem kognitiven Gästeklo befreit und meckern unentwegt: "Hab ich's Dir nicht gesagt? Na?" Denn wie eigentlich nicht anders zu erwarten, war der Kauf der Tüte ein genüsslicher Schlag ins Wasser. Ich heiße die Innovationslust der Katjes-Fruchtgummischmiede in fast jeder Hinsicht gut. Nur die Ergebnisse lassen deutlich zu wünschen übrig. Gemüse-Fruchtgummi wird garantiert kein Renner, wenn es den probierfreudigen Kunden schon nach dem ersten Bissen Gänsehaut, wildes Schütteln und Mundinnenraumimplosionen hervorruft. Spontan habe ich den Inhalt der Fruchtgummitüte dann abends auf der Party in einer Glasschale auf den Tisch gestellt und überraschenderweise war sie trotz diverser verzogener Gesichter beim Probieren am nächsten morgen leer. Den Lobeshymnen, die ich dafür auf einer französischen Seite gefunden habe - "Gummüse, une gomme aux fruits à saveur de délicieux légumes" - hätte wohl wirklich niemand zugestimmt.


Weisheiten, auf die man zur Not auch verzichten kann...

Wenn die mechanisch lächelnde Buchstabenumdrehfrau beim Glücksrad zum blinkenden Kästchen stakst und nach dem Umdrehen ein "e" erscheint, ist das gesuchte Wort in den seltensten Fällen "Rostbratwurst".

Samstag, April 09, 2005

Es gibt Städte, die gibt's gar nicht...

Ich fahre heute abend in die Stadt, die es gar nicht gibt. Nichtgeburtstag feiern. Und Geburtstag nachfeiern. Ich freu' mich drauf, mal wieder dahin zu fahren, wo angeblich Bielefeld liegt, und gute Freunde wiederzusehen!

Gemeinsamkeiten sind die neuen Unterschiede

Hochphilosophisches bei Wer wird Millionär:

J: "Was haben denn der Neusiedler See und der Plattensee gemeinsam?"

G: "Also, der Plattensee liegt in Ungarn und der Neusiedler See nicht."

Nach langem mal wieder ein richtig amüsanter Gast. Bravo.

Freitag, April 08, 2005

Absurdistan als Fetisch-Heimat?

Immer wieder verblüffend ist, dass Absurdistan in aller Regel via Google am häufigsten über "Natursekt" gesucht und gefunden wird. Ich wusste gar nicht mehr, dass das Wort irgendwo hier auftaucht. Aber es stimmt. Bei der Google-Recherche liegt der Link immerhin auf Suchergebnisseite 19. Ich frage mich schon, wer sich 19 Seiten lang durch Google-Natursekt-Suchergebnisse klickt. Es scheinen doch ein paar zu sein. Wie enttäuscht müssen diese wahrscheinlichen Fetischisten dann sein, dass sie hier keine geilen Girls, pinkelnden, heißen, vor Wollust beinahe platzenden Körperwunder und leidenschaftlich nierenspülenden, nach Sex gierigen Babes finden? Ich wünsche ihnen, dass sie auf den 19 Suchseiten zuvor schon fündig geworden sind. Irgendwas wird doch schon dabei gewesen sein.

Modebewusste Vögel in famosen Songs

Wie ich finde, nachwievor einer der grandiosesten Songtext-Einstiege aller Zeiten (und zudem ein absolut großartiges Stück Musik):

"Good morning sun
I am a bird
wearing a brown
polyester shirt..."

(Ben Folds, Still fighting it)

Freu mich schon auf's neue Album!

Mittwoch, April 06, 2005

Tante Alma und mein Gedächtnis

Was in vielen Fällen verblüffend gut funktioniert, ist mein Gedächtnis. Hingegen nicht immer. Manchmal bekomme ich auch Sachen zu hören, bei denen ich scheinbar beteiligt war, bei denen ich aber durchaus geneigt wäre, meine Götz-Alsmann-Gedächtnis-Schwimmkerze zu verwetten, dass ich noch nie in meinem Leben davon gehört habe.

Gestern abend klingelte das Telefon und meine Mutter erzählte mir, dass eine ihrer Cousinen gestorben ist. Das ist schade. Ich äußere auf diesem Weg mein Beileid. Ich kann mich nicht erinnern, ihr je begegnet zu sein.

M: "Das war die, die bei Tante Alma in Grimersum wohnte."

O: "Muss ich Tante Alma aus Grimersum kennen?"

M: "Da warst Du doch als Kind auch ein paar Mal."

O: "Ach..."

M: "Die wohnte nicht weit von Tante Erna."

O: "Tante Erna kenn ich. Und ne Tante Alma gibt's da also auch?"

M: "Du bist da doch damals in den Keller gefallen."

O: "Ich bin bei Tante Alma aus Grimersum, bei der Deine Kusine gewohnt hat, die jetzt gestorben ist, in den Keller gefallen?"

M: "Ja. Erinnerst Du Dich gar nicht mehr?"

O: "Nicht wirklich. Eigentlich nicht mal im Ansatz."

Aber falls Tante Alma das hier liest: Liebe Grüße unbekannterweise. Vielleicht komm ich ja mal vorbei, wenn ich das nächste Mal in Grimersum bin, dann können wir uns mal kennen lernen und ich guck mir den Keller nochmal genauer an.

Wasser verspricht sich nicht, denn Wasser kann nicht sprechen...

Wie's im Werbebiz zugehen kann, erfährt man unter anderem in Beigbeders Roman 39,90 (bzw. 99 Francs). Erstaunlich. Seltsam. Erstaunlich und seltsam ist manchmal auch das Talent der Werbung, in potenziellen Kunden das Kaufbedürfnis für etwas zu wecken, das sie nicht im Geringsten brauchen. Mein momentanes Lieblingsprodukt in der Hinsicht hört auf stylishe Namen, wie "Active O2" oder "Oxivit". Mit dem fünfzehnfachen an Sauerstoff. Sieht lecker aus. Klingt erfrischend, vitalisierend, gesund. Wenn man glaubt, was man sieht, rennt man sofort in den Laden und kauft den "Powerstoff mit Sauerstoff". Wahrscheinlich platzt man danach vor Lebensenergie, sprudelt vor Tatendrang, sprüht vor Elan und düst voller Schmackes durchs Leben.

Doch denken wir kurz nach:

Wenn alles gut geht, trinkt man das Wasser, es landet im Magen, wandert zu großen Teilen in den Flüssigkeitsspeicher des Körpers, und der Rest wird nach einer Wanderung durch Nieren und Harnleiter danach wieder von sich gegeben.

Wenn's nicht gut geht, landet etwas davon in den Lungen und man verschluckt sich. Was noch nie zu meinen großen Hobbies gehört hat.

Bisher glaubte ich nun aber, dass Sauerstoff nur in den Lungen umgesetzt wird. Wozu Sauerstoff im Magen oder der Darmflora und -fauna nützlich sein kann, darüber liegt bei mir noch der seidene Nebel kompletter Unwissenheit. Soll ich mich verschlucken, um das Wasser überhaupt sinnvoll nutzen zu können?

In einem Liter Wasser lassen sich unter normalen Druckbedingungen bei Raumtemperatur eigentlich nur 20 Milligramm Sauerstoff lösen. Der Beitrag zur Sauerstoffversorgung des Menschen ist verschwindend gering, denn im Ruhezustand nimmt ein Erwachsener über die Atmung etwa 580 Gramm am Tag auf. Und Experten haben berechnet, dass trainierte Läufer bei hoher Anstrengung ihre Sauerstoffaufnahme durchs Atmen von 20 auf 500 Gramm pro Stunde steigern können. Was bringen da 70 mg Sauerstoff pro Liter Tafelwasser?

Nach tiefem Durchatmen, einem Schluck Wasser aus der Leitung und ein wenig Nachdenken bin ich zur Entscheidung gekommen, dass mich hier ein konservativer Hauch durchweht. Vorerst bleib ich dabei und hol' mir meinen Sauerstoff aus der Luft.

Umziehen für Fortgeschrittene

Manchmal glaube ich, die Raumplaner der Universität nehmen Drogen. Und gerade hier gibt's gewaltiges Geldeinsparungspotenzial:

Einst waren die Personalabteilung und die Bibliothek Germanistik im Erdgeschoss, im Keller war auch irgendwas, Geschichte war im ersten Stock, Alte Geschichte im zweiten. Dann kam ein Statiker vom Bauamt, verursachte Panik und befahl, das Haus von Grund auf zu renovieren, da bei der Büchermenge es nur eine Frage von Stunden sein könne, dass das Haus zusammenbräche. Auch wir Studenten sollten eigentlich am besten einen Bauhelm tragen, damit uns keine Betonbrocken auf den Kopf fallen.
Es wurde unter erheblichem Pressluftbohrergeknatter, Mischmaschinengeröhre und feinstaubigem Bauschuttnebel das Mauerwerk durchbohrt, neu gemauert, verputzt. Semester lang röhrte, schepperte, krachte und dröhnte es, dass man kaum ein Wort verstand. Gedichtrezitationen von Baudelaire oder Eichendorff bekamen einen beiläufig futuristischen Anstrich.

Derweil zogen die Bibliothek und die Seminarräume der Germanistik in den Keller, etwas später die Geschichte ins Erdgeschoss, dann die alte Geschichte in den ersten Stock, die Personalabteilung der Germanistik in den vierten Stock im Gebäude gegenüber. Doch nun zieht die Bibliothek der Germanistik in den zweiten Stock, die Personalabteilung wiederum in den ersten Stock, in den auch die Bibliothek der Geschichte kommt, während die Bibliothek der alten Geschichte ins Erdgeschoss kommt. Am schönsten ist, dass man die Bibliotheken nur durch den Keller betreten kann. Man kommt rein, geht eine Treppe runter, geht ans andere Ende des Gebäudes, geht drei Treppen hoch, holt sich ein Buch, kopiert es einen Stock tiefer, bringt es einen Stock höher zurück, geht drei Treppen runter, quer durch's Gebäude, eine Treppe wieder rauf und ist dann wieder da, wo man hergekommen ist.

Nun möchte die Germanistik aber eigentlich gern wieder alles auf einer Etage haben, was ja durchaus Sinn macht... Ich werde im Auge behalten, was passiert.

Dienstag, April 05, 2005

Zurecht vergessene Fußballtrainer, Folge 2




Heute: Willi Entenmann

Eher erfolglos bei Nürnberg und Stuttgart, ist das einzige, was von ihm haften geblieben ist, seine schöne Krisenbewältigungstheorie:

"Unser Schiff hat Schlagseite. Es lässt sich nur wieder aufrichten, wenn wir alle auf dieselbe Seite gehen."

Wer bin ich?

Wenn ich wäre, wer ich bin,
dann sei ich, wer ich doch nie war.
Oh wie verschränkt sich mir der Sinn,
im Nebel sieht man alles klar.

Vaterliebe in mausgrau


Das ist mein... also, das war mein bester Mantel!... In dem Mantel hab ich deine Mutter kennengelernt! Zieh doch mal über!

Ta-del-los!

Den Knopf kann man annähen!

Todschick! Dreh dich mal um... Sitzt wie angegossen! Mensch, wenn mein Vater mir so'n Mantel geschenkt hätte... Freust du dich? Sag doch mal!... Und die Farbe steht dir so gut!... Den kannst du zu Omas Geburtstag anziehen...

Sag doch mal was!

Montag, April 04, 2005

Auf der Arbeit vor der Flucht oder umgekehrt?

Ich sollte endlich mal wieder was tun und nicht nur am Rechner rumfummeln! Erst die Arbeit, dann das Vergnügen - oder wie der Lateiner so sacht: "Hic labor, hoc otium". Dabei fällt mir ein: Ich habe meinem Opi niemals Opium gegeben.

Mein Leben als Erdnuss

Schroeder
Bisherige Erkenntnis des Tages: Wär' ich Peanut, wär ich Schröder! Gefällt mir. Solange ich nicht Lucy bin... Auch wenn ich eigentlich lieber inmitten einer Party als am Rand bin, meine Zurückhaltung auch schon mal an der Garderobe an den Haken hänge und meine Neurosen gut im Griff hab: Ich mag Schröder.

Wer auch wissen möchte, welcher Peanut er wäre, kann hier gucken!

Alles neu macht der April

Seit Samstag hab ich nen neuen Rechner. Und seit heute sogar funktionierendes W-LAN-DSL. Ich befinde mich immer noch im Geschwindigkeitsrausch!

Dieter und die verrückte Tee-Party

Wer genau hinguckt merkt: Dieter Hallervorden ist in Wirklichkeit der "Mad Hatter" aus Disneys Version von "Alice im Wunderland". Aussehen, Gestik, Mimik, sogar die Sprache... verblüffend ähnlich. Und das zwanzig Jahre vor Dieters Zeit. Gerüchte, nach denen der Märzhase verblüffende Ähnlichkeit mit Eddi Arendt aufweist, sind noch nicht in Umlauf geraten. Viel Glück zum Nichtgeburtstag!

Samstag, April 02, 2005

Abramacabra

Die katholische Welt beweint den Tod des Papstes, alle öffentlich-rechtlichen Sender trauern, bringen einen elegischen Nachrufmarathon - und auf PRO7 läuft zeitgleich "Stirb langsam 2".

Freitag, April 01, 2005

Mümmelndes Gehoppel zu früher Stunde

Als ich heute morgen aufwachte, mümmelte neben mir ein weißes Kaninchen eine schrumpelige Möhre auf dem Kopfkissen. Vermutlich war es über Nacht durch das Dachschrägenfenster hereingehoppelt. Dann zog es einen wirr zusammengedetschten zerdepperten Haufen aus Messingblech, Marmelade, Butter, Zahnrädern, Spiralfedern aus der Jackentasche, seufzte und verschwand. Aus der Ferne rief es noch kurz: April, April.

Frühlingsfoppen als Lieblingshobby

Etwas, woran ich mich schon seit frühester Kindheit gefreut habe, sind Aprilscherze. Der Schalk steckte mir schon als Zweieinhalbkäsehoch im Nacken.

Insofern rufe ich hier spontan zur Aprilscherz-Competition auf und lege vor mit einigen liebgewonnenen Aprilscherzen der letzten Jahre.

Aufsehen erregend war ein zu früher Aprilscherz vor drei Jahren. Ich machte derzeit ein Praktikum bei der Lokalzeitung des G.A. in R., wo zu dem Zeitpunkt auch J., ein sehr guter Freund von mir, volontierte und mich täglich mit dem Auto zur Arbeit mitnahm. Nun saßen wir um den 23. März herum mit einigen Kollegen in der benachbarten Pizzeria beim Mittagessen und einige der Redakteure zogen mit bedauernder Miene ihre Schultern hoch, als sie beklagten, dass der erste April des Jahres auf einen Ostermontag fiel. Sprich: Keinerlei "Enten", keine Aprilscherzmöglichkeiten in der Zeitung. Schade.

Ich war schon vormittags mit meinen Texten fertig und hatte insofern nichts mehr zu tun, musste aber noch warten, bis J. ebenfalls sein Tagespensum vollbracht hatte. Während ich so tatenlos vor dem Bildschirm saß, stach mich spontan der Hafer und ich dachte: "Ich schreib jetzt einfach mal eine Quatsch-Meldung. Wenn schon keine Enten in die Zeitung können, stelle ich einfach eine ins Redaktions-System, damit sich ein paar Redakteure amüsieren können."

Gedacht, getan. Heraus kam folgende Meldung:

Biber nagen jetzt zu dritt

Idafehn. Sand ins Getriebe der jahrelang unerfüllten Sehnsucht auf Nachwuchs streute der Storch Adebar gestern einer Biberfamilie am Idasee. Die beiden hochverschuldeten Nager nahmen das Geschenk dankbar entgegen, weil sie sich ein eigenes Kind nicht hätten leisten können. Zur Gewöhnung an die neue Umgebung wurde das Biberjunge vorerst auf einen dreiwöchigen Tauchlehrgang mit Überlebenstraining in das Freizeitzentrum Center Parcs "De Huttenheugte" geschickt.

Als ich J. mein opus obscurum zeigte, runzelte er skeptisch die Stirn. Ich möge das Ding doch lieber wieder löschen. Man wisse ja nie. Ich wollte, aber ich vergaß es. Drei Tage später kamen wir morgens zum Dienst und die gesamte Redaktion war gezeichnet von ahnungsloser Verwirrung, verschmitztem Schmunzeln und Fassungslosigkeit. Spontan reichte man uns eine druckfrische Zeitung, zeigte mit dem Finger auf eine unscheinbare Spalte am Rand der Lokalseite und fragte: "Hat einer von Euch beiden ne Ahnung, was und vor allem von wem das ist???"

Ich las. "Biber nagen jetzt zu dritt..." Huch.

Das Ding stand tatsächlich in der Zeitung! Der verantwortliche Redakteur hatte noch Platz zu füllen und nur die Überschrift gelesen. Da die Meldung vom Platz her gut passte, platzierte er die Meldung. Aber: Drei Leute inclusive des Chefredakteurs hatten die Seite gegengelesen! Ein Redakteur, der Wochenenddienst hatte, wäre sogar noch fast zu dem moorbrackigen Badesee gefahren und hatte das Biber-Ehepaar fotografieren wollen - unwissen, dass Biber sich eigentlich immer in Fließendgewässern aufhalten und im Moorsee war wenig Fluss.

Auf durchaus humorvolle Art und Weise habe ich es quasi geschafft, die (Un-)Sorgfältigkeit bei der Produktion einer Provinzzeitung aufzudecken. Wirklichen Ärger bekommen habe ich keinen. Die Meldung hingegen hat es an dem Tag sogar bis in den NDR geschafft, wo sie vorgelesen wurde.

Auch schön war der Scherz im letzten Jahr, als ich gemeinsam mit C. unten in den Kellergewölben des Uni-Radios über einem gelungenen Aprilscherz brütete. Das Uni-Radio liegt unter dem Studentenwerk, direkt am Aasee und spontan kam uns eine Idee, die wir prompt umsetzten. Wir riefen spontan H., einen sehr guten Freund von mir, an und erzählten ihm todernst:

"Mööönsch H., Du musst sofort zum Radio kommen. Das ist einfach unglaublich. Nachdem jetzt ja wochenlang die Sonne geschienen hat oder warum auch immer ist der Aasee ausgetrocknet. So gut wie überhaupt kein Wasser mehr drin. Man kann alte Fahrräder aus dem Schlamm ragen sehen, die Tretboote stecken fest, es stinkt bestialisch und ich wollte sogar schon die Sonnenbrille suchen, die Dir letztes Jahr ins Wasser geplumpst ist!" "Wie jetzt... wirklich? Wirklichwirklich?" "Ja klar, die haben das Wasser scheinbar abgepumpt. Verdunstet sein kann's ja nicht."

Er war derart fasziniert, verblüfft und überrascht, dass er prompt auflegte in dem Plan, sich das Schauspiel anzusehen. Wir mussten extra ein zweites Mal anrufen, erwischten ihn noch zwischen Tür und Angel, damit wir ihm die zwei zentralen Worte sagen konnten: "April, April"

Wer fast, mindestens oder genauso schöne Aprilscherze ersonnen hat: Nur her damit!