Montag, April 11, 2005

Stiftung Geschmackstest, oder: Oles nächster Fruchtgummifehlgriff

Noch ist unklar, ob und wann ich vielleicht doch demnächst einmal Wurstsalat bayrischer oder schwäbischer Provenienz probieren werde. Eigentlich habe ich mir ja schon lange mit einem Vierkantschlüssel geschmackliche Scheuklappen abmontiert. Doch nicht immer belohnt mich meine kulinarische Experimentierfreude.

Als ich am Samstag vergnügt meinen Einkaufswagen durch die eng gedrängten, pärchenüberfluteten Regalfluchten des Lebensmittelmarktes meiner Wahl bugsierte, zwickte mich die Neugier, als ich in die Nähe des Fruchtgummi-Regals kam. Und obwohl ich vor einiger Zeit mit den dezent nach getrockneter Hautcrème schmeckenden "Aloe Vera"-Fruchtgummis von Katjes schon ein ganzes Stück weit in die lukullischen Nesseln gesetzt hatte, verbannte mein neugieriger Ausprobierdrang sämtliche kritischen Stimmen in meinem Kopf aufs Gästeklo, je näher ich den neuen Kreationen von Katjes kam. Diesmal landete in meinem Einkaufswagen eine Tüte "Gummüse". Fruchtgummi aus Gemüsesäften in den herzerweichenden Geschmacksrichtungen Kürbis, Tomate und Mohrrübe.

Die kritischen Stimmen in meinem Kopf haben sich inzwischen mit Gewalt aus dem kognitiven Gästeklo befreit und meckern unentwegt: "Hab ich's Dir nicht gesagt? Na?" Denn wie eigentlich nicht anders zu erwarten, war der Kauf der Tüte ein genüsslicher Schlag ins Wasser. Ich heiße die Innovationslust der Katjes-Fruchtgummischmiede in fast jeder Hinsicht gut. Nur die Ergebnisse lassen deutlich zu wünschen übrig. Gemüse-Fruchtgummi wird garantiert kein Renner, wenn es den probierfreudigen Kunden schon nach dem ersten Bissen Gänsehaut, wildes Schütteln und Mundinnenraumimplosionen hervorruft. Spontan habe ich den Inhalt der Fruchtgummitüte dann abends auf der Party in einer Glasschale auf den Tisch gestellt und überraschenderweise war sie trotz diverser verzogener Gesichter beim Probieren am nächsten morgen leer. Den Lobeshymnen, die ich dafür auf einer französischen Seite gefunden habe - "Gummüse, une gomme aux fruits à saveur de délicieux légumes" - hätte wohl wirklich niemand zugestimmt.


4 Wortmeldung(en):

Blogger Pe meint...

Da sieht man mal wieder: Partyparasiten vertilgen alles, solange es nur gratis ist.

11/4/05 11:32

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Sehr netter, hier scheinbar nicht erschienener Beitrag dazu von Soljanka: "Man könnte es auch Volksvergummung nennen."

11/4/05 15:51

 
Anonymous Anonym meint...

Wußten Sie, dass Brennesselsaft in einem gut gekühltem Glas die gleiche Färbung wie die daneben stehende Bitter-Lemon-Flasche besitzt?

Seit dieser Erfahrung, die ich während der Fastenkur meiner allerliebsten Mitbewohnerin machen durfte, weiß ich, dass man Gemüsesäfte und Gemüsesaftartige meiden sollte.

Aber Sie haben Recht - kognitives Wissen hilft natürlich nicht immer weiter.

13/4/05 23:29

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Ein Kumpel von mir hat mir am Wochenende von einer Party erzählt, wo viel getrunken und später auch übernachtet wurde. So weit, so unspektakulär. Nun schliefen zwei volltrunkene Partygäste im Wohnzimmer, das nach vollendetem Feiertum noch nicht komplett wieder aufgeräumt war. Einer der beiden wachte mitten in der Nacht auf - von immensem Nachdurst getrieben. Auf dem Tisch standen noch zwei halbvolle Gläser. Inhalt egal, hauptsache was trinken. Also griff er beide Gläser und stürzte den Inhalt gierig seine Kehle hinunter, ehe er merkte, dass sich in dem einen Glas die Kontaktlinsenflüssigkeit mit samt der kleinen durchsichtigen Sehhilfen seines Sofanachbarn befunden hatte...

14/4/05 12:43

 

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