Freitag, November 26, 2010

Letzte Weihnachten

Spitzfindige Spürnasen, die mit pedantischem Eifer auf der Pirsch sind, Ungenauigkeiten erspähen und geißeln, erheben zuweilen ihre Finger und meckern: Der umgangssprachlich "letzte" Dienstag ist doch eigentlich nur der "vergangene". In keiner Chronik der vergangenen Jahrtausende ist schließlich ein Dienstag verzeichnet, auf den nicht sieben Tage später ein weiterer folgte. Nirgends lauert ein Hinweis darauf, dass sich dies spontan ändern sollte und der nächste Dienstag ausgerechnet der sein sollte, der fortan als Schlusspunkt einer Wochentag-Ära gelten könnte.

Nun, da seit dem Spätsommer vor fast drei Monaten schon wieder Spekulatius in den Gitterkörben der Discounter liegen, quäkt indes auch das unvermeidliche, unkaputtbare "Last christmas" wieder unentwegt aus den Radioboxen. Das womöglich blödeste Weihnachtslied aller Zeiten - auch im Titelrennen um das langweiligste und nervigste läge es weit vorn. Schön wäre: Wenn es nun das "letzte" Weihnachtsfest wäre, an dem die Nummer gespielt wird, die ewig, alle Jahre wiederkehrt und vom "vergangenen" Weihnachtsfest singt. Denn auch das "Letzte" meint doch das englische "Last".

Freitag, November 05, 2010

Herbstblick

Dienstag, November 02, 2010

Kantholzgewinde

Inmitten der zerklüfteten Dunkelheit ist es, als tanze ein geprügelter Hund ein Menuett der Gleichberechtigung auf einem Tautropfen. Zerbeulte Leidenschaft schleppt sich nach Wasser dürstend an einen Holztrog. Diese himmlische Hülle versteckt kein so teuflisches Herz. Jedes kühne Gefühl, jede leise, schüchterne Saite erbebt, als ob das blutende Herz am eisernen Schaft der Notwendigkeit zittert, als sei der Held, auf den keiner wartet, kaum mehr als der Kaugummi unter der Schuhsohle der alternden Gesellschaft, ein Unterwelttaucher ohne Stirnlampe, der Süßigkeiten knabbernd alte Legenden heraufbeschwört, wie der Farbenschmelz der Schmetterlinge vom Amazonasstrom, der die Sinne umnebelt, wie der Wahnsinn der Gifte, unter denen die Ballette von Strawinsky in bunte Farbsplitter zerspringen. Wäre die Welt eine Kugel, der Held wäre die ungeschälte Bittermandel der Sehnsucht. Fernab des Gesichtes, das man jahrelang getragen hat, das schmutzig geworden ist, abgewetzt, ausgeleiert. Eines Abends sang die Seele des Weines in den Flaschen: "Zu Dir, o Mensch, erhebe ich, o teurer Enterbter, in meinem Glasverlies und unter rotem Siegellack mein Glas voll windiger Tinte, aufragend über die Welt und rings die Schätze ihrer Heiterkeit ergießend." Zuweilen hängen Krieg und Frieden davon ab, ob ein hohes Tier gut gefrühstückt hat. Manche sagen Angst setzt Säfte frei, die das Fleisch erst richtig zart machen. Ein Seemann, rostbärtig, schlürft Rum aus einem Humpen und beäugt die meergenährte, schweigende Brunst. Das Dasein ist im Sinne der Epik ein Meer. Und Du, der Du alte Bilder aus der Begräbniserde reißtest, verflixte Pfefferminzserviette! Die Posaune schnauft wie ein Walross zwischen den Akten, ein anderer Blechbläser leert Spucke aus. Und die Beine des Dirigenten, zappelig, schlappig, ganz recht, dass sie die verstecken. Der Bahnhof gibt gleichsam die Anweisung auf ein veraltetes Überraschungsmanöver. Zaghaft. Dreifach. Blond.