Dienstag, Juli 20, 2004

Darmentleeren, niedere Intelligenzen und sieben Cent mehr

Manchmal ist es wirklich vorteilhaft, mit Psychologiestudentinnen zusammen zu wohnen. Zuallererst habe ich grad fabelhaften Milchreis mit Erdbeeren serviert bekommen, spontan frisch gekocht. Zum anderen lernt man auch einiges, wenn man sich mit ihnen unterhält.

Und man kann das Erlernte direkt anwenden, wenn man von magenkranken Freunden, die in Ostfriesland mit Bauchschmerzen im Bett liegen, von momentanen Almbewohnern und deren Talkshow-Erlebnissen erfährt.

Doch bevor es immedias res geht, eine Richtigstellung: Ich bekomme nicht 70, sonder 77 Cent Essenszuschuss und zwar nur an den Tagen, an denen ich mehr als sechs Stunden arbeiten werde. Wie viele das sein werden, weiß ich noch nicht. Ist aber ja eigentlich auch reichlichst egal. Ich freu mich riesig drüber, und bin auch glatt schon ein wenig aufgeregt. Es ist doch schließlich wichtig, dass es Spaß macht und was bringt. Und da bin ich bester Hoffnung!

And now back to something completely different:

Was ich gelernt habe:

Der Durschnittswert menschlicher Intelligenz liegt bei einem Wert von 100. So weit, so wenig überraschend. Von diesem Mittelwert unterscheiden sich natürlich die Intelligenzquotienten der individuellen Tespersonen in den meisten Fällen. so hat die Psychologie Standardabweichungen in 15-Punkte-Schritten festgelegt. Nach unten heißt das dann: 100->85->70->55->40->25->10... kommt dann "minus 5"? Nach oben geht es ebenfalls in Fünfzehnerschritten.

97% aller lebenden menschlichen Intelligenz befindet sich innerhalb des Bereiches von jeweils zwei Standardabweichungen nach oben und unten, deren Intelligenz liegt also zwischen 70 und 130. Und jetzt geht's auf die Alm.

Dort fristen, zwanghaft atavistisch, der doofe Choreographenvollpfosten Detlev D! Soost und andere, wie ich hörte, prominente Menschen, deren Schicksal, Existenz und Wirkungskreis mir entweder bisher nicht noch gar nicht bekannt oder überraschend egal war, ein fragwürdiges Dasein in irgendeinem Bauernhof, wo sie grünen, fettschleimklebrigen Kot aus Schweinedärmen drücken müssen, Höhenangst überwinden und in 100 Meter tiefen Schluchten Enzian oder Edelweiß oder irgendein Alpengewächs pflanzen und ähnlich sinnvolle Tätigkeiten verrichten dürfen.

Ich gebe zu: Ich habe mir die Sendung heute angesehen. Eine Viertelstunde lang.Ich habe mich gefragt, warum. Bisher habe ich noch keine Antwort. Es mag einen Grund gegeben haben.

Ich zweifle allerdings daran, dass ich dazu nochmal Lust habe. Spannend ist es nicht unbedingt.

Auf der Alm wohnt wohl erst seit kurzem auch Lorenzo. Ein von einigen Menschen niedlich gefundener junger Mann, verblüffend braun mit gekonnt geschwungener Haartolle über der schokoladigen Stirn, mit homöoerotischem Sprachduktus, weichem Herzen, der "noch etwas wärmer werden will", panische Angst vor Krabbeltieren hat, sich wider erwarten nicht die Fingernägel lackiert, kokett kichert, mit Schmutz nichts anzufangen weiß, warscheinlich nie als kleiner junge Regenwürmer aufgegessen hat und kokett die Finger abspreizt, wenn er aus einem Handzug-Grundwasserbrunnen einen Becher mit kühlem Nass füllt.

Vor kurzem hat Lorenzo über das Fernsehen eine neue Freundin gesucht. Er ist nicht fündig geworden. Über Gründe wird hier nicht spekuliert. Jetzt wohnt er auf der Alm.

Bevor er auf die Alm zog, zwischen all die anderen Menschen, war Lorenzo, wie Hilmar erzählte, bei Arabella in einer Talkshow. Gestern. Die Sendung hieß: "Superstar mit Superhirn! Lorenzo macht den IQ-Test".

Infotext zur Sendung von Pro7.de:

"Heute wird bei Arabella den Gästen in Sachen Intelligenz richtig auf den Zahn gefühlt! Unter anderem werden sich Superstar Lorenzo, Big-Brother Christian, der „Nominator“ und die amtierende Miss Bayern bei einem IQ-Test unter Beweis stellen. Wer wird am Schluss den niedrigsten IQ entgegennehmen müssen? Wer geht, vielleicht auch unerwartet, als klügster Kopf hervor?"

Doch scheinbar ist nicht alles super, was super heißt. Denn Lorenzo erreichte einen Spitzen-IQ von sage und schreibe 66! In Worten sechsundsechzig. Miss Bayern hatte 78 und der Christian immerhin 133.

Er gehört also nach Bines Definition zu den 3% außerhalb zweier Standardabweichungen. Und zwar unten. Miss Bayern hat die untere Intelligenz-Schallmauer knapp verfehlt.

Ich glaube, Forrest Gump hatte einen IQ von 75. Das war auch nicht viel. Und ich habe gehört, dass man unter einem IQ von 70 keine Kinder eigenverantwortlich großziehen darf. Es täte mir Leid für Lorenzo. Mag auch nur ein Ausrutscher gewesen sein, aber es scheint schon grenzdebil zu sein.

Interessiert hat das alles hier wahrscheinlich eher keinen.

Randnotizen:

- Die SZ-Reihe ist fantastisch.
Elias Canetti - Die Stimmen von Marrakesch - traumhaft!
James Joyce - Porträt eines Künstlers als junger Mann - auch grandios!

überhaupt - Superaktion!

- Meine Ideenskizze für die Magisterarbeit ist auf angeregt-interessiertes Wohlwollen gestoßen und so abgesegnet worden. Klasse.

- Die Spanischklausur war durchaus machbar. War nach knapp 15 Minuten fertig.

1 Wortmeldung(en):

Blogger nora meint...

Hehe, die Welt ist schoen ein nicht kurioses Fleckchen.. so weit ich wusste liegt der Durchschnitts-IQ zwischen 95 und 100, das passt ja ganz gut (nur erwaehnensnotwendig um den Durchschnittsmenschen nicht zu ueberestimieren; wo kaemen wir denn da hin); wer haette das gedacht, vom Christian (ihn unbekannterweise schon diskriminierend, ignorant wie ich bin), dass er so absahnt. Tickle Net-test stand mir selbst nur 131 zu, somit bin ich also von einem ExRTLsklaven in den Boden gestampft worden, ja mei. Fuer alle Faelle habe ich ja das katholische Merici Maedchen College um die Ecke, die sind immerhin "rich in society, rich in faith", vielleicht ja auch an mich.
Dass es nun aber Leute mit einem niedrigeren IQ als 70 gibt, die laufen und sprechen koennen, masst sehr ueberraschend an, aber im Zeitalter der Crisscrossborstenzahnbuerste und essbarer Unterwaesche sollte ja eigentlich gar nichts mehr unmoeglich erscheinen. dass man den Kerl im Fernsehen findet ist wiederrum sehr beruhigend. Manche Dinge aendern sich halt nie.
Fuer deine Richtigstellung zum Thema Essenszuschuss muss ich dich ja belobigen, schliesslich kann die Jugend von heute ja gar nichts mehr wertschaetzen, von den ausgiebigen Staatszuschuessen. Du weisst doch, als die in unserem Altr waren.. *raeusper* aber ich komme vom Thema ab, was auch immer es gewesen sein mag.
Ach ja, zum Thema IQ habe ich naemlich auch noch einen netten Fakt hinzuzufuegen: Dass jaehrliche Treffen der "bebrainten" (ja, so was gibts) findet in Zwingenberg in Hessen statt und wie der Zufall so spielt wohne ich da. Mit amtlich bestempelter Gehirnkompetenz von mindestens 130 IQ-Punkten (die man dann wohl beim bulligen Tuerstehee vorzeigen muss) darf man dann an diesem exclusiven Teekraenzchen teilnehmen. Worueber die nun reden ist eine ganz andere Sache, meine Ideen dazu sind natuerlich die Illuminati und Freimauer, die in dunklen Kutten um die Haeuserbloecke schleichen, statt Codeword ihren Iq-Test vorzeigen und dann weltbewegende Entscheidungen treffen, die dann per Brieftaube in die Welt geschickt wird. oder aber man klagt sich gegenseitig sein Leid, wie hart es ist, taeglich, zwischen all diesen Minderbemittelten..
Es gruebelt noch immer und gruesst herzlich,
Nora alias la lune

21/7/04 10:08

 

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