Dienstag, Juli 19, 2005

Geh mich ausm Wech, oder ich schneid Dir durch...

Auf hoher See herrscht zuweilen ein rauher Ton, der ungeschliffene Diamanten der Komik hervorbringen kann. Liebe kann Berge versetzen, aber wie sieht es mit Befehlen und Leuchttürmen aus? Der folgende Funkdialog fand am 16. Oktober 1997 zwischen Galiziern und Nordamerikanern wirklich statt, aufgenommen von Canal 106, der Frequenz des spanischen maritimen Notrufs - erst im März 2005 wurde er zur Veröffentlichung freigegeben und stantepede in ganz Spanien gedruckt. Herr Neo-Bazi mag mich bei terminologischen Unschärfen korrigieren.

Galizier:
(Geräusche im Hintergrund)...Hier spricht A853 zu ihnen, bitte ändern sie ihren Kurs um 15 Grad nach Süden um eine Kollision zu vermeiden... Sie fahren direkt auf uns zu, Entfernung 25 nautische Meilen ........

Amerikaner:
(undurchhörbares Brummen und Gemurmel im Hintergrund)... Wir raten ihnen, ihren Kurs um 15 Grad nach Norden zu ändern um eine Kollision zu vermeiden.

Galizier:
Negative Antwort. Wir wiederholen: ändern sie ihren Kurs um 15 Grad nach Süden um eine Kollision zu vermeiden.

Amerikaner:
(eine andere amerikanische Stimme) Hier spricht der Kapitän eines Schiffes der Marine der Vereinigten Staaten von Amerika zu ihnen. Wir beharren darauf: ändern sie sofort ihren Kurs um 15 Grad nach Norden, um eine Kollision zu vermeiden.

Galizier:
Dies sehen wir als weder als machbar noch erforderlich an, wir empfehlen ihnen ihren Kurs um 15 Grad nach Süden zu ändern um eine Kollision zu vermeiden.

Amerikaner:
(stark erregter befehlerischer Ton) HIER SPRICHT KAPITÄN RICHARD JAMES HOWARD, KOMMANDANT DES FLUGZEUGTRÄGERS "USS LINCOLN" VON DER MARINE DER VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA, DEM ZWEITGRÖßTEN KRIEGSSCHIFF DER NORDAMERIKANISCHEN FLOTTE!

UNS GELEITEN ZWEI PANZERKREUZER, SECHS ZERSTÖRER, FÜNF KREUZSCHIFFE, VIER U-BOOTE UND MEHERE SCHIFFE DIE UNS JEDERZEIT UNTERSTÜTZEN KÖNNEN.

WIR SIND IN KURSRICHTUNG PERSISCHER GOLF, UM DORT EIN MILITÄRMANÖVER VORZUBEREITEN UND IM HINBLICK AUF EINE OFFENSVE DES IRAK AUCH DURCHZUFÜHREN.

ICH RATE IHNEN NICHT ..... ICH BEFEHLE IHNEN, IHREN KURS UM 15 GRAD NACH NORDEN ZU ÄNDERN!!!!!!

SOLLTEN SIE SICH NICHT DARAN HALTEN, SO SEHEN WIR UNS GEZWUNGEN DIE NOTWENDIGEN SCHRITTE EINZULEITEN, DIE NOTWENDIG SIND UM DIE SICHERHEIT DIESES FLUGZEUGTRÄGERS UND AUCH DIE DIESER MILITÄRISCHEN STREITMACHT ZU GARANTIEREN.

SIE SIND MITGLIED EINES ALLIERTEN STAATES, MITGLIED DER NATO UND SOMIT DIESER MILITÄRISCHEN STREITMACHT... BITTE GEHORCHEN SIE UNVERZÜGLICH, UND GEHEN SIE UNS AUS DEM WEG !!!!!!!!!

Galizier:
Hier spricht Juan Manuel Salas Alcántara. Wir sind zwei Personen. Uns geleiten unser Hund, unser Essen, zwei Bier und ein Mann von den Kanaren, der gerade schläft. Wir haben die Unterstützung der Sender "Cadena Dial" von la Coruna und "Canal 106" als Maritimen Notruf. Wir fahren nirgendwo hin, da wir mit ihnen vom Festland aus reden. Wir befinden uns im Leuchtturm A-853 Finisterra an der Küste von Galizien.

Wir haben eine Scheißahnung, welche Stelle wir im Ranking der spanischen Leuchttürme einnehmen. Und sie können die Schritte einleiten, die sie für notwendig halten und auf die sie geil sind, um die Sicherheit ihres Scheiß-Flugzeugträgers zu garantieren, zumal er gleich krachend an den Küstenfelsen Galiziens zerschellen wird, und aus diesem Grund müssen wir darauf beharren und möchten es ihnen nochmals ans Herz legen, das es das Beste, das Gesündeste und das Klügste für sie und ihre Leute ist, nämlich ihren Kurs um 15 Grad nach Süden zu ändern um eine Kollision zu vermeiden.......

11 Wortmeldung(en):

Anonymous Anonym meint...

tja, und schon ist das imperialistische kartenhaus zusammengefallen. ein kleiner witzstoß, äh windstoß.

19/7/05 09:43

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Wenn man nicht jede Quelle selbst prüft... Herr Neo-Bazi hat den beinahe identischen Dialog im Juni auch schon veröffentlicht, allerdings fand er dort vor der Küste von Neufundland statt und nicht in galizischen Gewässern... ob wahr oder nicht wahr... schöne Geschichte, finde ich.

19/7/05 10:11

 
Anonymous Anonym meint...

Sie haben völlig recht, Herr Ole. Mir lagen damals beide Versionen vor und ich habe mich für die kanadische entschieden. Den Gajegos ist das ebenso zuzutrauen und den Amis sowieso. Die Geschichte ging sowohl in Canada wie auch in Spanien durch die Presse.

19/7/05 10:28

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Wer weiß, vielleicht stimmen ja auch beide, und die USS Lincoln hat trotz GPS und anderer höchstmoderner Navigationshilfen gleich mehrfach Probleme, das Festland und darauf befindliche Leuchttürme als solche(s) zu identifizieren bzw. das Festland dazu zu bewegen, ihr den Weg frei zu machen?! Unwahrscheinlich, wahrscheinlich winkt die Spinne aus der Yucca-Palme, aber glauben möchte man die Geschichte schon gern; sie ist zu schön

19/7/05 10:35

 
Anonymous Anonym meint...

hammer! hehehe

19/7/05 10:37

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Fragt sich bei allem, wohin Dudu eigentlich verschwunden ist...

19/7/05 11:09

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Ich habe nirgends bei meinen Nachforschungen was über Kapitän R.J. Howard finden können, stattdessen aber das hier:

"A story circulating on the Internet claims that a large US Navy vessel engaged in a very amusing radio conversation with an object with which it was about to collide. The US vessel kept insisting that it was the other party's duty to change course. The other party turned out to be a lighthouse.

Various different locations, dates and ship names are given:

* Locations: Finisterre, Newfoundland, Puget Sound, Carolinas
* Ships: USS Lincoln, Enterprise, Missouri
* Dates: 16 October 1997, October 1995

All are incorrect. There is an official Navy page that debunks this story, which has been circulating for over forty years in various publications."

Aber in gewisser Hinsicht schimmert eine Menge Wahrheit durch das Geflunker der Geschichte. :)

19/7/05 11:46

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Gleichzeitig ein eindrucksvolles Beispiel, wie Klischees und Voreingenommenheiten dazu verleiten, die Scheuklappen aufzusetzen und die anders lautende Wahrheit gar nicht mehr hören zu wollen, weil das Erfundene so viel besser in den eigenen Kram passt. In gewisser Hinsicht auch gefährlich...

19/7/05 11:53

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Wie sagte doch der Journalist in John fordes Western, als er erfährt, dass nicht James Stewart, sondern John Wayne der Mann war, der Liberty Valance erschoss: "Wenn die Legende zur Wahrheit geworden ist, druckt die Legende!"

19/7/05 12:14

 
Blogger F meint...

Man wünscht sich, dass es wahr ist, weil man sich die Amerikaner genau so arrogant vorstellt, und es schön ist, wenn arrogante Windbeutel auf die Fresse fliegen, wenn sie sich nicht ändern.

19/7/05 15:19

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Zerschlagene Windbeutel sind auch so schön verbeult und matschig.

19/7/05 15:27

 

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