Samstag, Dezember 22, 2007

Hyvää Joulua


Viel zu tun in diesen Tagen. Netzjenseitiges Gewusel. Viel zu regeln, erleben, treffen, besorgen. Doch wünsche ich Euch allen famose Festtage, gespickt mit passgenauen Geschenken, durchsprudelt von tollen Stunden, erfreulichen Begegnungen, besinnlichen Momenten und formidablen Festschmäusen. Als kleines Weihnachtsgeschenk gibt es hier noch das herrliche Asthma came home for christmas meiner Lieblings-Schotten von Aereogramme zum freien Runterladen. Frohe Weihnachten Euch!

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Samstag, Dezember 15, 2007

Kinotipp: Nichts als Gespenster

Ein Schleier des Schweigens umhüllt die Gesichter. Wünsche, die verschluckt wurden, Sehnsüchte, nicht in Worte gekleidet, Positionen, die heimlich geblieben sind. Mangels Eindeutigkeit vielleicht auch vom Radar der anderen falsch erfasst. Konflikte, die totgeschwiegen wurden mit leisen Seufzern in einsamen Momenten, mit aufeinander gepressten Lippen. Stillschweigende Sündenregister. Es gärt im Verborgenen. Sie öffnen Münder, doch bleibt vieles unausgesprochen, oftmals das Wesentliche. Die Beziehungen: verkantet. Kaum ein Wort. Schmurgeln im eigenen Sud. Flügellahm ist die Neugier geworden, die Lust, zuzuhören, das Werden und Wandeln des Partners zu entdecken, begleiten, als spannend zu begreifen. Aber wer öffnet schon den Mund, wenn er vorab ahnt, dass, was er sagt, beiläufig versickert oder missverstanden wird? Sich lieber verschließen, bevor frustkalter Wind das Herz durchzuckt. Offen ausgetragen wird hier fast nichts.

Wehmut, eine nüchterne Tristesse umflort die Kurzgeschichten von Judith Hermann. Sachliche Romanzen. Das nahende Scheitern. Zerbrechlichkeit, poetisch eingefangen, nüchtern seziert, scharfsinnig beobachtet, mit sanft skurrilen Momenten garniert. Fünf von Hermanns bitterschönen Skizzen hat Martin Gypkens nun in seinem wunderbaren Episodenfilm „Nichts als Gespenster“ gegeneinander montiert. Geschichten, die quer über den Globus spielen – in der Wüste Nevadas, im klirrend kalten Island, in Venedig, auf Jamaika und in und um Leipzig. Menschen auf Reisen, auf der Suche nach Liebe, vielleicht auch auf der Flucht vor sich selbst, vor Entscheidungen, vor Klarung des trüben Nebels.

Ellen und Felix durchkurven die zerklüfteten Canyons in der amerikanischen Steinwüste, halten sich nurmehr zähneknirschend aus. Ihre wechselseitige Entfremdung bricht offen hervor. Die Luft knistert gefährlich, Nerven zum Zerreißen gespannt. An jedem „Scenic view“ will Ellen aussteigen, lässt die Autotür offen stehen und zückt ihre kleine Kamera, um die Panorama-Aussicht zu knipsen. Auch wenn Millionen Touristen vor ihr dieselben Motive heimgebracht haben. Aber wie sollen die Freunde zu Hause sonst nachvollziehen können, wie es war, wo sie war? Felix grummelt in sich hinein, möchte unkonventionellere Blicke erhaschen, sich nicht von Verkehrsschildern vorschreiben lassen, wie er zu schauen hat. Meter voneinander entfernt laufen sie, meilenweit klaffen ihre Wünsche auseinander.

Nie sind sich Caro und Ruth bei Männern ins Gehege gekommen, haben als beste Busenfreundinnen keine Geheimnisse voreinander gehabt und zusammen gewohnt, bis Ruth für ein Schauspiel-Engagement vor Kurzem nach Leipzig gezogen ist. < Nun schwärmt die weiche, überaus gefühlvolle Mimin von ihrer neuen, kribbelnden Beziehung zu einem Kollegen, den Caro beim Besuch unbedingt begutachten soll. Doch zeigen sich schon erste Risse. Und es kommt, wie es nicht kommen sollte.

In die klirrende Kälte Islands sind Irene und ihr bester Freund Jonas ausgebüxt, um Ablenkung zu finden nach zerborstenen Beziehungen. In der Einöde wird das ungleiche Gespann – zu Gast bei Freunden – plötzlich wild aufeinander. Doch scheint auch die Gastgeberin mehr für Jonas zu empfinden und sich heimlich zu wünschen, mit ihm in stiller Heimlichkeit und knisternder Glut auszubrechen.

Marion ist allein in Venedig, frisch von ihrem Freund getrennt, traurig, allein schlurft sie durch die engen Gassen der Lagunenstadt, wird von einem rätselhaften Fremden verfolgt und trifft ihre Eltern. Doch niemand hört ihr zu, vorgefertigte Bilder, selbsterfülltes Wortsprudeln der Mutter, Sensibilität eines Betonblocks. Marion ist da und kommt doch nicht vor.

Ein Hurrikan braut sich über Jamaika zusammen, wo Nora ihren ausgewanderten Ex-Freund gemeinsam mit ihrer besten Freundin besucht. Doch ist nichts mehr wie früher, der Spalt zwischen den ehemals Liebenden klafft weit, stattdessen verlieren und verlieben sich Herzen über Kreuz, mit stillen Verwicklungen und offensichtlichen Heimlichkeiten.

Die Karibik-Episode stammt aus Hermanns Überraschungs-Erfolg „Sommerhaus, später“ – die anderen vier aus dem Nachfolger „Nichts als Gespenster“. Behutsam und mit geschickten Schnitten führt Gypkens die Geschichten parallel, verleiht den Bildern jeder Episode eigene, charakteristische Farbtönungen. Der eisige Blaustich auf Island, sanfte Sepia-Körnung in Leipzig, entsättigte, blasse Farben in Venedig, Gelb- und Rotfilter in Nevada und auf Jamaika. Hitze und Kälte, Südsee, Eisgletscher, Wüste, europäische Hochkultur und deutsche Provinz stehen nebeneinander. Gemeinsam ist ihnen die gefühlte Verlorenheit, das zarte Sehnen. Zart und nüchtern zeichnet Gypkens die Figuren nach, ohne falsches Pathos, ohne Gefühlsduselei. Und ihm gelingt es, die prominente Schauspieler-Riege mit Jessica Schwarz über August Diehl, Fritzi Haberland, Maria Simon oder Stipe Erceg zu berückend intimer Intensität im Spiel zu treiben. „Nichts als Gespenster“ widerlegt die Unverfilmbarkeit von Kurzgeschichtenbänden, liefert einen der schönsten und berückendsten Filme seit Langem. Eine nachdenkliche Reise voll poetischer Tristesse und aufblitzendem stillem Witz, klar beobachtet, in traumschöne Bilder eingefangen. Ein klitzekleines Wunder.

© für alle Bilder: Senator Film AG


Donnerstag, Dezember 13, 2007

Goldene Gelegenheit


Die großartigen Okkervil River haben zur Adventszeit das "Golden opportunities mixtape" als MP3s zum kostenlosen Herunterladen bereitgestellt - eine Zusammenstellung aus seltenen Fassungen von eigenen Songs und diversen Coverversionen. Ein tolles musikalisches Vorweihnachtsgeschenk, dass hier zum Abholen bereit liegt. Sogar mit Artwork und Liner-Notes zum Ausdrucken.

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Man muss schon sehr genau hinsehen...


Nicht immer ist drin, was draufsteht. Ein manchmal erfreulicher Umstand.

Samstag, Dezember 08, 2007

Heute ist Muttertag in Panama, das Fest der Madonna in Paraguay und der 15. Gründungstag von Usbekistan. Und in Finnland feiern Kylli und Kyllikki Namenstag. Irgendwelche Fans zelebrieren den 22. Geburtstag der Lindenstraße, andere betrauern, dass John Lennon noch fünf Jahre vor Serien-Start erschossen wurde. Hier regnet es.

Mittwoch, Dezember 05, 2007

Näkemiin, Suomi!

Der letzte Morgen ruckt herein. Das Schrillen des Weckers reißt süße Träume in Stücke. Zertrümmerter Tiefschlaf, dessen Partikel immer noch als dunkle Glocke die Sinne umschwirren. Wirres Gleiten ins Bewusstsein. Tonnenschwer wiegen die Lider. Stark bleiben, nach dem Lichtschalter tasten, nicht zurückschlittern. In einer Dreiviertelstunde fährt der Bus zum Flughafen. Tampere liegt noch in finsterem Dämmer. Nur die Flutlichtstrahler am Dom mussten durchmachen, zerteilen die Dunkelheit unbeirrt mit ihren grellen Lichtkegeln und tauchen das Kirchenschiff in kaltes Licht. Müde Handballen reiben Krümel aus den Augenwinkeln. Träge schlurfe ich ins Bad, klatsche kristallklares Wasser ins Gesicht, das frisch die Wangen hinabperlt. Die Lebensgeister lassen noch auf sich warten, dösen weiter, sträuben sich, zurück zu kehren. Nur zaghaft, im Schneckentempo zerfasert der Nebel, der das Hirn noch in trübe Watte taucht.

Fußmarsch zum Bahnhof. Es riecht nach kaltem Staub und Linoleum. Die Schaufenster der Bestattungs-Unternehmen sind noch dunkel. Stoisch qualmt es aus den Schornsteinen der backsteinernen Fabrikgebäude in der Innenstadt. Die Industrie schläft nicht. Nur wenige kaltgefrorene Reifen rattern über das Kopfsteinpflaster in der Einkaufsstraße. Es ist noch zu früh und doch rechtzeitig. Wenige Minuten noch warten vor den düsteren Klinkern vom „Rautatieasema“, dem Bahnhof. Dann rumpelt der silbergraue Diesel des Busses vor, der mich mitten in die Birkenhaine vor der Stadt zum Flughafen bringen wird. Abschied nehmen, Adieu sagen, traute Umarmungen, schwere Seufzer, hoffnungsteure Blicke. Die Busfahrerpranken pfeffern Koffer in den Busbauch.
Abfahrt. Zurück durch das Industriegebiet, an leuchtreklamierten Wellblechkästen vorbei, über die breiten, von scharfkantigen Felsen flankierten Ausfallstraßen. Am Flughafen rauchen blasse Russinnen zwei Zigaretten gleichzeitig. Womögliches Auftanken für die rauchfreie Wartezeit im flachen, kleinen Terminal.

Schäfrige Gestalten schlurfen zum Einchecken. Gewicht wird gewogen, Handgepäck röntgenbestrahlt. Plastikstühle und wacklige Tische im Café, erster Stock. Kaffee: drei Euro. Mir gegenüber hockt sich ein schweigsamer Finne. Acht Uhr morgens. Zeit für die ersten zwei Bier. Matter Miene nippt er daran. Sagt kein Wort. Starrt durch alles hindurch. Ein schnauzbärtiger Engländer in speckiger Lederjacke schreibt seiner Geliebten auf seinem Laptop schweinische Kurznachrichten. Darling, ich will Dich lecken und nach allen Regelbrüchen der Kunst durchpimpern. Blickt sich stolz um, dass auch ja wer zusieht. Schließt sein Handy an. Aurora kriecht müde über die endlos scheinenden Birkenwipfel. Verschickt die Botschaften.

Es dröhnt metertief, der Boden bibbert, beginnt zu beben, Gläser klirren, Tassen klappern auf Untertassen. Eine alte Propellermaschine der Aeroflot senkt sich auf die Landebahn, rollt zum Nachbar-Terminal. Das Dröhnen ebbt ab. Sicher gelandet. Träge zerrinnen die letzten Minuten auf finnischem Boden. Meine Backenzähne zermalmen Lakritz-Schulkreide. Kleine Kinder gähnen. Noch zu müde, um herumzutoben. Ein Fratz verschüttet seinen Kakao. Die Schwester hat Schokoladenflecken im Gesicht. Mutter spuckt ins Taschentuch und wischt energisch um die Mundwinkel. Kind verzieht seine Mienen angewidert. Geschafft. Schokolade abgeschrubbt. Mutter zufrieden, Kind genervt.
Dann landet unsere Boeing. Betriebsame Eile. Forsche Vertreter lupfen ihre Online-Check-In-Bescheide. Hallo, ich werde bevorzugt. Lassen Sie mich durch, ich bin...

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Montag, Dezember 03, 2007

Besinnliches zum Advent

Eine der schönsten und eindringlichsten Cover-Versionen überhaupt. Sollte es jemanden geben, der das Original nicht kennt, hier entlang.