Kreative Juristen im mexikanischen Paragraphendschungel
Wenn man der mexikanischen Tageszeitung "La Jornada" glauben schenkt, dürfen die villahermosischen Bürger seit dem 1. Januar nicht einmal mehr in ihren Privatwohnungen nackt herumlaufen. Trotz tropisch heißer Temperaturen, vor allem im Hochsommer. Andernfalls drohen ihnen 36 Stunden Arrest oder eine Geldstrafe von umgerechnet rund 100 Euro.
Doch ein Verbot allein ist einsam, sitzt verlassen und den Tränen nahe in einer finsteren Ecke, wird verspottet und verhöhnt. Insofern haben sich die kreativen Verbotserfinder erbarmt und gleich noch ein paar weitere Verbote erlassen. Nun droht den gut 500 000 Einwohnern der 750 Kilometer südöstlich von Mexiko-City gelegenen Stadt zudem drakonisches Unheil und wüste Bestrafung, wenn sie ihren Mitbürgern ohne Grund «Ohrfeigen oder Fausthiebe» versetzen, Hunde auf sie hetzen oder ohne Einladung zu einem Fest erscheinen - wenn letzteres bei Münsteraner Studentenparties genauso wäre... Ohauerha!
In Deutschland ist es grad Trend, in egal welcher Sendung an SMS-Votings teilzunehmen und sich Klingelton-Abos zu bestellen. In Mexiko scheint man umso hipper zu sein, je mehr abstruse Verbote man sich ausgedacht und erlassen hat. Denn auch andere Städte basteln wild an neuem, ideenreichem Regelwerk. In Mexiko-Stadt ist es jetzt verboten, an Ampeln Windschutzscheiben zu putzen oder Gegenstände zum Kauf anzubieten. Interessant wäre aber vor allem, ob jemals ein splitterfasernackter Gaucho in den eigenen vier Wänden in Villahermosa angezeigt wird. Denn, wie zu erwarten war, ist das Ausspionieren von Nachbarn dort ebenfalls verboten. Wunderschöne Geschichte, das.
2 Wortmeldung(en):
Lustig das, hatte ich vor ein paar Tagen auch gelesen. ich halte es allerdings für äusserst fragwürdig, dass da irgendjemand irgendjemanden anzeigt. Entweder sind die Menschen schlau genug, zumindest mal in so weit zusammen zu halten als dass sie die Schikane nicht mitmachen und sich gegenseitig anschwärzen, ausserdem müssen die nackten Tatsachen im Falle einer Anzeige erstmal bewiesen werden. Könnte ja ansonsten jeder behaupten, nur weil ihm Hinz und Kunz gegenüber auf den Nerv gehen, weil sie nachts immer so laute Musik hören oder den Müll nicht ordentlich trennen. Will sagen, um den Regelbruch des Nachbarn zu beweisen, müsste der angebliche Spanner widerwillen eigentlich ein Foto schiessen oder das Ganze filmen, womit er sich selbst nun wieder eine Anzeige wegen Verletzung der Privatspähre einhandelt oder dergleichen... Es ist ein weites Feld.
Eine weitere Frage drängt sich ebenfalls auf: Wie ziehen sich die Menschen in Villahermosa nun eigentlich um, wie gehen sie schlafen, wie duschen sie? Nur noch in anderer Leute Wohnungen oder beim Italiener um die Ecke, wo man dann in der 1/2qm Toilette legal die Hose wechseln darf?
8/1/05 15:02
ein halber Quadratmeter ist wenig Platz!
1/2/05 16:24
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