Samstag, März 12, 2005

Denn alles Fleisch, es ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blume

Zu den unangenehmsten Anlässen, die einem im Leben blühen können, gehören definitiv Beerdigungen. Gesenkte Häupter, schmerzverzerrte Gesichter, zusammengekniffene Lippen, Verzweiflungsausbrüche, trockener Kuchen. Und seit Jahrhunderten Thema ist auch die Wahl der angemessenen Begräbnismusik. Bisher weit oben in den Begräbnismusik-Charts rangierten etwa die Requiem-Kompositionen von Mozart, Brahms, Fauré, seltener auch Verdi, der "Marche funèbre" von Chopin, "Herr nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren" von Mendelssohn-Bartholdy oder das "Adagio for strings" von Barber. In Zukunft werden wohl zunehmend andere Klänge die Totenmessen begleiten.

Der digitale Musik-TV-Sender Music Choice hat - wie die Intro berichtet - eine europaweite Umfrage gestartet, welche Klänge wünschenswerterweise die überhaupt nicht wünschenswerte Beerdigung begleiten sollten.

Ganz oben auf dem Treppchen der Musik-Charts für zukünfitge Begräbnisse in ganz Europa landete The Show Must Go On von Queen, gefolgt von Stairway To Heaven (Led Zeppelin) und Highway To Hell (AC/DC). Die deutschen Teilnehmer lagen mit ihrer Vorliebe für AC/DC oder auch Metallica durchaus im Trend.

Die Briten nehmen das Verscheiden mit schwärzerem Humor und wählten Angels von Robbie Williams an die Spitze, gefolgt von Monty Pythons Always look on the bright side of life auf Rang drei und kurz dahinter Who wants to live forever der scheinbaren Begräbnis-Experten von Queen. Die Franzosen lassen sich lieber zu Chansons in der Landessprache zu Grabe tragen, während in Spanien und Italien nach wie vor die alten Begräbnismusiktraditionen lebendig sind und weitaus lieber auf Mozarts Requiem zurückgegriffen wird.

12 Wortmeldung(en):

Anonymous Anonym meint...

Ich will überhaupt keine Musik. Aber wer mir was Gutes tun möchte, der könnte mir eine trauernde Witwe spendieren. Die hängt dann an meinem Grabstein und weint verhalten, nichtsdestotrotz herzerbärmlich.

12/3/05 11:55

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Früher wollte ich mal "When I'm dead and gone" von Fury in the Slaughterhouse gespielt haben. Die Zeiten sind passé. Ich selbst fände ja das Adagio aus Bruckners 7. Sinfonie ja schön. Dauert nur so lang.

Wie teuer ist denn ein Klageweib?

12/3/05 12:06

 
Anonymous Anonym meint...

Keine Ahnung. Das kommt wahrscheinlich darauf an, wie gern es mich hatte. Und je lieber es mich hatte, desto authentischer klagt es. Daraus folgt: Je billiger, desto besser die Qualität. Da werden sich die Satanisten aber freuen.

12/3/05 12:37

 
Blogger Pe meint...

Ich hätte ja Time To Say Goodbye in der Spitzenposition vermutet. Der ganz, ganz schlechte Geschmack ist offenbar auf dem Rückzug. Wenn das so weitergeht, sind DJ Bobo, Chris DeBurgh, Phil Collins und Tocotronic in wenigen Jahren Sozialfälle.

12/3/05 14:31

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Ein gerade gefundenes Zitat aus der Oldenburgischen Volkszeitung: "Erfahrungsgemäß reicht es für einen guten Bestatter nicht aus, einfach nur tot zu sein."

Ich habe ja die Hoffnung, dass auch Westernhagen bald mit der CollinsTocoDJBoboDeBurgh-Gruppe den Weg nach unten antreten wird.

12/3/05 14:34

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

By the way... was bringt mir dieser tolle XML-Button eigentlich, den ich mir jetzt auch mal eingebaut habe? Zumindest hab ich's nicht geschafft, dass da "Subscribe to my Blog" angezeigt wird, und wenn man auf den Link klickt hat man das gleiche Geschreibsel wie vorher nur in weniger Layout... *grübel*

Das Blogroll-Gedöns wird in Kürze folgen.

12/3/05 14:38

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Alternative zu Deiner (wünschenswerten) Theorie: Die Bobo-Möger und Time to say goodbye-Hörer haben bei von der Abstimmung nix gewusst und nicht mitgemacht.

12/3/05 14:41

 
Blogger nora meint...

Und was ist mit dem Klassiker Tears in Heaven?
Ich sang mal "Für mich solls rote Rosen regnen" von Hildegard Knef. Auch das war ein Tränenschlager.

12/3/05 19:15

 
Anonymous Anonym meint...

Ich hörte unlängst von einer 95-jährigen Verstorbenen, die zwei Musikwünsche für ihre Beerdigung hatte: jawohl, Time to say goodbye, mit der Begründung, das sei auf sämtlichen Beerdigungen ihrer Freundinnen gespielt worden, und es hätten immer alle geweint. Das wollte sie auch.
Und dann Über allen Wipfeln ist Ruh in der Vertonung von Schubert. Großartig, das will man doch hören, wenn man eine Beerdigung besucht: "Warte nur, balde ruhest du auch."

15/3/05 00:36

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Ich war mal auf einer Beerdigung, wo eine Urne beigesetzt wurde. Am Grab wurde unter Tränen "Blowing in the Wind"gesungen. Spontan musste ich an Big Lebowski denken und schmunzeln, auch wenn der eigentliche Anlass keinerlei Anlass dazu bot.

15/3/05 12:35

 
Anonymous Anonym meint...

Richtiger, weil - auch - weniger verwirrend wäre: "Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein." Oder, wenn´s denn schon um Brahms gehen muss: "Denn alles Fleisch, es ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blumen.
Das Gras ist verdorret und die Blume abgefallen." (Der Prophet Jesaja; (Kapitel 40,1 - 55,13))

20/12/06 15:46

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Ich bin durchaus in profunder Kenntnis des Brahmsschen Requiems mitsamt seines Textes. Nur dass ich ganz absichtlich die Blumenanzahl reduziert habe. Was falsch ist, lässt sich in erster Linie daran bemessen, was ich denn intendiert habe. Und meine Absicht war eine minimale Abweichung vom althergebrachten Diktum, nicht dessen deckungsgleiche Reproduktion.

22/12/06 11:19

 

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