Sammler, kein Jäger
Er meint, das seien Großstadtdiamanten.
Er hat einen Glaskasten gebastelt, sagt er, und darin hat er eine Reihe benutzter Spritzen aufgestellt, die er in einer Gasse gefunden hat.
Und wenn er etwas nicht mit nach Hause nehmen konnte, hat er sich davorgekniet, es fotografiert und die Aufnahmen liebevoll in Fotoalben geklebt. Er hat dafür sogar eine Wasserwaage benutzt. Man soll Fotos nie schief einkleben.
Er erzählt, dass er ein Archäologe der Gegenwart sei, lacht darüber und wechselt die CD. Ich glaube, das passt grad nicht so in die Stimmung, sagt er, und ich trinke einen Schluck, während sich meine Stirn vergnügt kräuselt. "Findest Du das seltsam?", fragt er mich. Ich sage: "Nein, ich mag sowas."
Er fährt mit dem Zeigefinger durch seine Locken an den Schläfen, guckt verlegen zur Decke, steht auf und wendet sich dem Paar zu, das den ganzen Abend abseits am Rand saß, in einsamer Zweisamkeit über Photosynthese sprach und gebannt in Berchtolds Chirurgiebuch blätterte. Er erzählt die Geschichte noch einmal, wie gern er sammelt, erzählt von seinen Großstadtdiamanten und zupft sich am Kinnbart.
3 Wortmeldung(en):
Herrlich!
5/5/05 13:41
Wo zum Teufel hast du mich getroffen? :-)
5/5/05 15:52
Ich hatte mehr das Gefühl, dass ich gefunden wurde. :)
5/5/05 16:56
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