Samstag, Februar 11, 2006
Ein halbes Jahrhundert war der Vogel eingedost, da rückte Les Lailey dem Blech drumherum zuleibe. Mitte der fünfziger Jahre bekam er ihn geschenkt. Von seiner zärtlichen Braut Beryl, als Teil eines Präsentkorbs. Ein Konservenhuhn in Gelée. Was für eine Delikatesse. Wie seinen Augapfel hütete Les das prachtvolle Geschenk seitdem, versteckte es wie einen Schatz. Vor verstohlenen Blicken verborgen dämmerte die Blechbüchse jahrzehntelang dahin. Und nun, fünfzig Jahre später, zur goldenen Hochzeit der Beiden kam das Dosenhuhn auf den Tisch, das Eingemachte wurde geschmackvoll angemacht. «Es schmeckte wunderbar, höchstens ein klein wenig zu salzig», schwärmt Les. Allerdings schwärmt er als Einziger; seine Gattin, mit der er immer noch glücklich ist, wurde von Vorsicht überwältigt und traute dem Braten nicht. Fünfzig Jahre altes Fleisch ließ ihren Magen skeptisch argwöhnen, auch wenn nicht der Hauch von Vogelgrippengefahr bestand. So überließ sie ihrem treuen Ehemann das gelierte Federtier. Der machte sich glücklich darüber her, schlug alle Sorgen über ein Jahrzehnte abgelaufenes Haltbarkeitsdatum in den Wind - ohne das leiseste Magengrummeln im Anschluss.
16 Wortmeldung(en):
Dafür gibt es - oho, geschickt übergeleitet - ein neues Mindestens-Haltbar-Datum: Ab dem 16. Februar wird es einen exklusiven neuen Wulnikowski-Text bei Mindestens haltbar zu lesen geben. :)
Und: Originelle Idee, Michael. ;)
11/2/06 20:00
Ich sympathisiere mit der zärtlichen Braut und hätte Les das Dosentier auch ohne Neid überlassen. Schöne Geschichte!
11/2/06 20:13
ich dachte präsentkörbe schenkt man sich erst NACH 50 jahren ehe?
11/2/06 21:29
Da bin ich schon mal gespannt, wie apart die liebe Christine dich diesmal verlinkt, daß Dussel wie ich deine Texte auch begreifen.
12/2/06 01:46
Das begreife ich wiederum nicht wirklich, Opa. :)
12/2/06 10:04
Und mir geht's da sehr ähnlich. :)
12/2/06 10:05
@agathe: Das wir verschieden gehandhabt. Viele schenken die Körbe eher, da sie nicht sicher sein können, die 50 vollzumachen. :)
12/2/06 10:17
@rabe: ich hätte das dosentier, wenn überhaupt, viel eher gegessen. :)
12/2/06 10:22
Das glückliche Paar lebt in Kentucky und ist Begründer einer Kette von Schnell-Restaurants?
12/2/06 14:49
Laut Auskunft der Deutschen Presse-Agentur sind es Briten, die auch irgendwo in Britannien hausen. Was sie dort tun, weiß der Kuckuck, aber der verrät nix.
12/2/06 18:50
Das kann einfach nicht gesund gewesen sein... und hierzulande sowieso verboten. Hier ein Auszug aus dem Anhang des Betäubungsmittelgesetztes über verbotene Stoffe:
Aminorex - 5-Phenyl-4,5-dihydro-1,3-
oxazol-2-ylazan
Butalbital - 5-Allyl-5-isobutylbarbitursäure
ExtremAltesHuhn - 1-(4-(3-Hydroxyphenyl)-1-
methyl-4-piperidyl)propan-1-on
Levomoramid - (R)-3-Methyl-4-morpholino-2,2-
diphenyl-1-(pyrrolidin-1-yl)
butan-1-on
...da sieht mans!
12/2/06 19:03
Ich bin entzückt von der Idee, und werde sogleich damit anfangen, meine Konservenbüchsen gleichfalls zu horten. Irgendwann kann man bestimmt jemanden damit aus dem Weg räumen...und Ehemänner taugen nach 50 Jahren ja sowieso nicht mehr so viel... ;-)
12/2/06 22:41
Jaja, ich weiß, das ist nicht besonders logisch, was ich gerade geschrieben habe. Aber das liegt nur daran, dass ich so flott im Kreis herum gedacht hab, dass einige zwischen-drin-Ideen die Kurve in die Tastatur nicht mehr gekriegt haben...;-)
12/2/06 22:42
Dann gibt es demnächst auch das "DosenHUHNtrauma"? :)
12/2/06 23:44
Es ist immer das Gleiche:
mich versteht sowieso keiner.
13/2/06 03:48
Ah! Da warst Du doch glatt wie die Christine und hast mir bannig geholfen, zu verstehen, wovor ich zuvor stand wie ein Ochs vor einem böhmischen Bergdorf. Danke. :)
13/2/06 08:19
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