Fietspad - Dus niet brommen (I)
Die Vorabfahrtsnacht war kurz. Ein paar Schlafkrümel rieselten noch aus nur halb geöffneten Augen in den frisch aufgebrühten Frühstückstee. Fast ein wenig müdigkeitsstumm dämmerten wir der Abfahrt entgegen. Mehrfachst waren wir am Tag zuvor die Listen durch gegangen. Alles dabei? Den neuen Benzinbrenner hatten wir getestet – funktionstüchtig. Ein kleiner, faltbarer Plastikwassersack daneben gestopft, um nicht andauernd vom Zelt zu den Sanitäranlagen schlurfen zu müssen, für das Kochen sowie den obligatorischen Abend- und Morgentee.
Geschirrtücher, T-Shirts, Hosen, Unterwäsche und Socken wurden wie winzige Fischröllchen zusammengestaucht und aufgewickelt. Fleece-Pullover und –Hosen für die kühlen Abendstunden nach getanem Werk und wohlverdienter Dusche waren auch an Bord. Ein kleiner Schwamm zerschnitten und in einer Filmdose verstaut, Duschgel und Shampoo sowie Spülmittel in kleine Wäschefärbefläschchen umgefüllt. Die Schlafsäcke zusätzlich in alte, wasserdichte Bundeswehrschlafsackbeutel gestopft.
Das Kochgeschirr, Werk- und Flickzeug sowie Besteck eng verpackt, leichte Kunststoffbrettchen und Becher, denn alles Gewicht muss selbst geschleppt werden, und es ist nur so viel Platz wie die Fahrradtaschen lassen. Alles feinsäuberlich in kleine transparente Plastiktüten gewickelt, um das Durcheinander zu bündeln und die Atmung des Chaos von vornherein flach zu halten. Die Gepäckträgerschrauben waren ruckelfrei festgezogen, der Luftdruck der Reifen geprüft, die Kette geölt.
Auch die Route war bereits ausgetüftelt. Eigentlich war alles vorbereitet, vielleicht nicht von langer Hand, aber im Rahmen der Möglichkeiten. Eigentlich. Morgens musste nur noch das Zelt von den Wäscheleinen im Keller genommen werden, denn die Güsse des Vortags hatten das Außenzelt und die Unterplane klitschnass geregnet, und ein nasses Zelt einzupacken und später nass aufzubauen hat bislang nur selten zu den spaßigeren Dingen des Lebens gehört.
Die Teekerze flackerte schüchtern, während wir in unsere Brötchen bissen, schon in Gedanken auf den fast achtzig Kilometern, die uns noch bevorstanden. Die Stirn kräuselte sich bei den Blicken aus dem Fenster nach draußen, zwischen den grünen Baumkronen hindurch. Düster dräuende Wolken hingen tief, Wind fegte aus West-Südwest, exakt der Richtung unseres Ziels. Besserung war zwar angekündigt, doch nicht mehr für diesen Tag. Und eine weitere Frage blieb: Mochte das Knie von M., das sich seit zwei Tagen aus heiterem Himmel mit zwickenden Schmerzen immer wieder meldete, halten? Ist das Knie doch das vielleicht zentralste Gelenk bei einer Fahrradtour. Eine Manschette hatten wir zum Glück, dennoch man weiß ja nie.
Wenn noch viel Wegstrecke zurückzulegen ist, sollte man nicht ewig frühstücken. Und so kletterten wir alsbald in den Keller, zupften das Zelt von den Leinen, rollten es ebenfalls zusammen, bepackten die Räder und radelten los.
17 Wortmeldung(en):
Aus Gründen des Dopingmangels bin ich nicht der famose Fietspaddler, aber da will man glatt hinterherstrampeln.
4/6/07 22:57
ja das mit dem knie ist so eine sache. ich ziehe mich mittlerweile wegen zweier kaputter kniee mit den händen am tischrand aus dem sitzen. anruf beim orthopäden - die nächstmöglichen termine wären dann im november. danke. ich hoffe, die reise war wasserarm (von oben), windarm (von vorn) und knieschmerzfrei :-)
5/6/07 11:12
Na ja, das Wetter dürfte ja besser geworden sein, aber davon wirst du dann ja noch schreiben in den nächsten Tagen. Gegenwind hat man hier in der Ecke (vor allem drüben auf der anderen Seite der Ems) ja eigentlich immer, egal in welche Richtung man fährt.
Wann seid ihr eigentlich zurückgekommen - und für wie lang wart ihr noch in der Heimat?
5/6/07 16:01
Ach, das klingt trotz aller Widrigkeiten recht entspannend...üsch will auch endlich mein neues Fahrrad.... Hoffe Sie sind jetzt nicht erkältet! Und willkommen zurück!
5/6/07 23:59
mein heerer plan war bis vor 5 minuten noch, im kommendenden winter mit meinem geliebten alten klapprad durch vietnam zu reisen.
beim lesen deines beitrags fielen mir dann blitzartig die widrigkeiten einer fahrradtour wieder ein.
mal sehen, wie's hier weitergeht, dann entscheide ich mich vielleicht doch eher für all-inclusive auf malle oder domrep?(da war ich nämlich noch nie)
dus, momenteel wens ik nog heel lekker fietsen, hor?
6/6/07 10:19
Da bin ich ja mal gespannt, ob das nur die Ruhe vor dem Sturm ist.
Aber ganz schlimm kann's ja nicht gewesen sein, schließlich bist Du wieder da und kannst noch schreiben. :-)
6/6/07 11:47
@mq: Zur Not reicht auch Training. Und die Tour lohnt wirklich. Auch wenn der Einstieg nicht der willkommenheißendste war... :)
6/6/07 16:35
@rulla: Mein Knie hat bislang nie wirklich gezickt; ich hoffe, das bleibt so. Was die Reise betrifft, will ich noch nicht vorgreifen - wird ja noch berichtet. :)
6/6/07 16:36
@galen: Jein. Und die Gegenwind-Geschichte ist ja ein frieslandtypisches Spezifikum der Naturgesetze, ob ost- oder westfriesisch ist dabei egal. :)
6/6/07 16:37
@FrauH: Ich bin nicht erkältet und war es auch zwischenzeitlich nicht. Wohlbehalten zurück bin ich (mit etwas Glück) auch. Aber dazu später... eins nach dem anderen. :) Und danke.
6/6/07 16:38
@frech'n'nett: Vietnam beradeln? Wie spannend! Tolle Idee, spannende Herausforderung. So lange Ihr wirklich gutes, stabiles Material habt, kann das ja ne hochinteressante Reise werden. Mit Widrigkeiten hat man ja immer wieder ein wenig zu kämpfen; das Wetter erwischt einen direkter, und nichts ist blöder, als ein nasses Zelt einpacken und gar im Regen noch wieder aufbauen zu müssen. Aber ich kann eigentlich nur zuraten, und die Fietstour hat sich insgesamt wirklich gelohnt, bot spannende Geschichten, unterschiedlichste Wetterfacetten und eine Menge toller Momente. Dank u well!
6/6/07 16:41
@scheibster: Überlebt habe ich es locker, zu Beginn war es allerdings schon manchmal eher an- als entspannend. :)
6/6/07 16:42
sobald muse wieder hier is, entwerfe ich mal den exakten gegenentwurf deines urlaubs.
wie gesagt ,sobald sie wieder hier is.
8/6/07 06:29
brauchst Du für einen Gegenentwurf nicht einfach alles, was ich geschrieben habe ins Gegenteil umkehren? Sprich: Ihr fahrt nicht los, ohne Fahrräder, ohne Gepäck, ohne Sturm und ohne Regen, nicht tags sondern nachts, unbekleidet und nur mit Zeltstangen und Häringen dabei? :)
8/6/07 12:40
...jetzt haste mir die pointe versaut!
ich lache zwar darueber,abr verzeihen werd ich dir das nie!
nath
9/6/07 05:16
Oh je, ein Elefantengedächtnis. :)
9/6/07 10:53
Das ist so schön retro. Erinnert mich an meine Schulferienzeit. Bloß die Stoffarbe war da noch Pulver in Tütchen.
13/6/07 15:29
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