Freitag, Januar 28, 2005

Der mit dem Rüssel im All rumschnüffelt

Dass ich eine Nase habe, weiß ich. Den Verblüffungsschweiß der Verwunderung wird das wohl auch niemandem auf die Stirn treiben. Was ich aber wahrscheinlich nicht habe, ist ein Duftrüssel. In vergangenen Jahrhunderten, als Spiritismus, Totenbeschwörung, Tischerücken und Schnupftabak mindestens so in Mode waren wie heute Jamba-Klingeltöne und Kabelanschluss, schnitzte das Hirn mancher, gern esoterisch veranlagter Menschen ihnen die Vorstellung in den Hinkelstein unumstößlicher Überzeugungen, dass sie einen Duftrüssel hätten.

Was das sein sollte? Ein unsichtbares langes Rohr am Hinterkopf, das von den Haaren bis zu den Planeten im Weltall aufsteigt und es den Duftrüsselträgern ermöglichen sollte, mit den Geistern des Saturn zu reden, die vielleicht gerade auf dessen Mond Caliban ein Schaf in einer Kiste zeichneten oder mit außerirdischen Füchsen Freundschaft schlossen. Von der Erde zu den Gestirnen fand angeblich ein Hin und Her, eine Übertragung, ein reger Austausch statt. Emanuel Swedenborg aus Uppsala hat so schon im 18. Jahrhundert die Venus, den Mars, den Saturn und allein dreiundzwanzigmal den Jupiter erforscht. Nebenbei begegnete er 1744 und 45 Jesus auf der Straße in London, traf die heiligen Paulus und Johannes. Der "Fürst der Jenseitskundigen" konnte den Menschen aufgrund eigener Anschauung versichern, dass es auch im Himmel Blumen, Paläste, Märkte und Kirchen gibt und dass Engel, die früher Menschen waren, ihre Träume auf Blätter betten. Kant wetterte gegen ihn in seinen "Träumen eines Geistersehers". Und möglicherweise hatte er auch mit seinem Duftrüssel wirklich nur zuviel Äther geschnüffelt.

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