Die große dünne Frau beobachtet die seidenpapierdünnen Dampfwirbel, die aus den Teetassen aufsteigen und angestrahlt von der Sonne bescheiden glitzern. Ihr Blick verschwimmt, fixiert einzelne, aufsteigende Flüssigkeitströpfchen, dann wieder größere Grüppchen - alle leichter als Luft. Sie drehen sich umeinander wie ein Schwarm Vögel, der auf die Sonne zufliegt, wie ein winziger, umgekehrter Wasserfall, eine verspielte Bewegung. Es könnte kitzeln, wenn ich meine Hand darüber hielte, denkt sie. Der große, dicke Mann sagt und willst Du was zum Frühstück, er setzt sich wieder hin und fährt sich mit den Fingern durch die noch ungewaschenen Haare, zieht den unteren Saum seines Unterhemdes über die weich geschwungene Kugel seines Bauches. Immer wieder rutscht das Ding hoch, die große Rundung hinauf. Er flucht leise.
Sie sagt nein, ich hab keinen Hunger, mein Magen fühlt sich ein bisschen, und sie zögert und sagt ach ist ja auch egal, und sie lächelt blass. Die Worte zersplittern in ihrer Kehle, gefangen im Flaschenhals dieses Augenblicks. Sie greift nach der Zeitung und kreist die Stellenanzeigen mit optimistisch rotem Filzstift ein, fährt dabei sie mit den Fingern über das Tischtuch, als wäre es eine Landkarte. Schon bald könnte es wieder besser sein. Was die Zukunft bringen wird, weiß sie nicht. Was die Zukunft gebracht hat, denkt sie, wissen wir schließlich erst, wenn sie schon Vergangenheit ist.
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