Mittwoch, Juni 07, 2006
Es hat einen seltsamen Charme, nachts um vier, wenn die Stadt noch reglos in tiefem Schlummer liegt und die Helligkeit schon langsam wieder über die Hauswipfel klettert, von der neuen Arbeit nach Hause zu kommen und mit senkbleischweren Augenlidern die Haustüre aufzuschließen, die noch druckpressenwarme, probeabonnierte Süddeutsche Zeitung mit müden Händen zu greifen, sich noch kurz am Küchentisch niederzulassen, dem allmählich erwachenden Vogelgezwitscher das Ohr zu leihen, ein großes Glas Wasser zu trinken und dabei zu lesen, dass Jens Lehmann Körperkontakt mit Elefanten scheut und danach vor allem stirnrunzelnd die seltsame Golfspielbeilage zu durchblättern, in der sich ernstgemeinte Bewegungsstudien Veronica Ferres beim Abschlag mitsamt Tipps für die Verbesserung von Technik und Körperhaltung finden, ehe man erschöpft zwischen die Kissen kriecht und unruhigen Träumen entgegendämmert.
26 Wortmeldung(en):
Geh vorm Heimkommen noch beim ersten aufen Bäcker vorbei und kauf dir ein paar Salzstangerl, falls es die bei euch da droben gibt. Einen rechtschaffeneren Genuss gibts sozusagen überhaupt nicht. Naja, Brezn vielleicht.
7/6/06 15:01
Ich werde gleich heute nacht mal schauen. Heute und morgen geht die Einarbeitungsphase und die übertägige Müdigkeit wohl weiter...
7/6/06 15:03
Wie? Du leihst Dein Ohr wildfremden Vögeln...?
Un was ist das überhaupt für eine Arbeit, der Du nächtens nachgehst..., und passt die Rechtschaffenheit einer Brezn überhaupt zu dieser...?
7/6/06 16:45
Das wird noch zu klären sein. Worum es geht, wird in Bälde hier genauer aufgefächert. :)
7/6/06 16:45
Ein großes Glas Wasser. Bescheiden bescheiden. Das dritte "bescheiden" lass ich an dieser Stelle weg, schliesslich hätte das Glas auch etwas kleiner sein können...
Nächtliche Einarbeitung...klingt verdächtig...
7/6/06 17:59
Dass du nicht schlecht träumst, nach der erhellenden Lektüre!
8/6/06 00:34
Romantische Poesie pur, besser hätte das auch Gottfried Benn nicht schreiben können. Su Hause, Süddeutsche Zeitung, Singende Vögel, Saufen, Schlafen ... fehlt nur noch Sex dazwischen!
8/6/06 08:45
das ist eine hübsche zeit, die du beschreibst. die ferres und der elefantenlehman, das hätten auch inhalte aus der gala sein können.
8/6/06 08:48
ich fand es sehr appropriate, das frosch-im-hals-ferres ausgerechnet knödel-werbung machte. very pfanni.
8/6/06 10:45
gratulation zu der probeabo, mister olé. ich beneide sie. ich täts ja auch probeabonnieren, aber die feigen, verwöhnten zeitungsträger lassen die zeitung im erdgeschoß verhöhnt liegen. da stelle ich mir meine sz schon eher gebügelt vor der tür. der genuss ist einfach nicht der gleiche beim selberholen.
warten sie, bis sie die wellness beilage lesen. da wird ihnen ihr glas wasser wie ein giftcocktail vorkommen inbetracht von so viel pastelgetönnten kursivschnörkelschrift und erdiges bildmaterial. sie werden eine unbegründliche abneigung gegen lotusblüten und österreichischen bauernhäusern mit begrüssungsayurvedawohlfühlerfrischungscocktail entwickeln.
dann lieber doch ne breze. und kratzen sie ja nicht das salz runter.
willkommen in den klub der sz-magazin-rätzsel-neurotiker!
8/6/06 12:31
Dann sind wir ja jetzt Biorhythmuskollegen!
8/6/06 12:41
@nachtschwester: Wohl nur einmal wöchentlich, künftig, aber immerhin. :)
8/6/06 15:00
Wie käme ich dazu, bester Kubelick, Salz abzukratzen? Zumal, wenn man genügend Wasser dazu trinkt? Auf die Wellness-Beilage bin ich gespannt. Bei mir ist es mit der SZ indes genauso: Sie liegt im oder vor dem Flur. Vorteil, wenn man in der Nacht nach Hause kommt, ist die Chance, potenziell kleptomanischen Zeitungsfreunden zuvor zu kommen.
8/6/06 15:21
@dolce vita: Es geht um die Arbeit als Nachtfahrer in einem Medikamentenkurierdienst, der Apotheken im südöstlichen Münsterland beliefert. :)
8/6/06 15:32
@kryscho: Mein Bedürfnis nach intimer Zweisamkeit war zu der Uhrzeit weit geringer als der Wunsch nach Schlaf. Wobei es eine Menge Tageszeiten gibt, wo es sich umgekehrt verhält. ;)
8/6/06 15:33
Ole, ich wusste es doch. Du bist auf Droge. Und deshalb auch das Wasser...gleich noch die Reste geschluckt, was?!
8/6/06 16:45
Irgendwie scheint diese Annahme bei Dir zu einer Art Leitmotiv zu werden. :)
8/6/06 16:47
Zumal mein Vater ja Suchttherapeut ist und wahrscheinlich alsbald entsprechende Schritte zur Rettung seines eigenen Sohnes einleiten würde, wäre er ernsthaft in Sorge, dass ich ein Rauschmittelproblem habe. :)
8/6/06 16:53
Leitmotiv? Eher ein Refrain ;-)
Kann doch nix dafür, wenn denn Deine Texte immer wieder Rückschlüssen auf Dein Leben ziehen lassen :-p
(weiß Dein Vater von dem Blog? hihi)
8/6/06 16:57
Mein Vater liest hier regelmäßig, und inwiefern die Texte hier auch nur ansatzweise in Zusammenhang mit meinem Lebensstil stehen, sei ja mal komplett dahingestellt. :)
8/6/06 16:59
Ich finde schon urig, dass alle Gedanken und Worte, die normabweichend sind, keinen anderen Schluss als Drogenkonsum nahe zu legen scheinen... :)
8/6/06 17:00
Tjahaaaaa...inhaltliche Andeutungen gibt es nur selten hier, aber die Wortkreationen und -kombinationen, die Du aus dem Ärmel schüttelst, hauen einen manchmal regelrecht um. Das kann einfach nicht mit rechten Dingen zugehen...
8/6/06 17:02
"Urig" ist doch ein Wiener Wort, oder?!
8/6/06 17:03
aber dann gleich auf so Unrechtes wie illegale Drogen zu schließen... tz! ;)
8/6/06 17:03
Ich war noch nie in Wien - keine Ahnung. Mein Wortschatz hat sich bislang selten um etymologische Herkunftsgegenden gekümmert. :)
8/6/06 17:03
Wenn man nach Hause kommt und der Postboote gerade zu arbeiten begonnen hat... das ist ein feines Gefühl...;)
21/6/06 20:07
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