Foul is not fair!
Ich würd' Dir gern, um Tacheles zu sprechen,
Die Nase und auch alles And're brechen!
Dann lernst Du Deinen Rächer kennen: mich!
Was kann man über ein Hollandrad sagen, dass nach anderthalb Jahren stumpf gestohlen worden ist? Dass es so treu war wie kaum ein anderes, dass es tapfer dem Kopfsteinpflaster trotzte und seine Reifen die Luft länger hielten als jedes Rad, was ich zuvor besessen habe. Dass es geschmeidig wie eine Pythonschlage durch die Häuserschluchten glitt und seine teekannenförmige Klingel mich im Alltag zum Schmunzeln brachte, wenn es galt, träge Radler aus dem Fahrtweg zu bitten. Dass es mich stets sicher und flink quer durch die Stadt gebracht hat. Vorerst nicht wieder, fürchte ich.
Eine seltsam mulmige Vorahnung flackerte in mir auf und hieß mich, mein Fahrrad lieber in den finsteren Innenhof zu stellen, als ich kurz nach Mitternacht den Ort der Abschiedsparty von zwei guten Freunden erreichte, die nach Japan und Leipzig entschwinden. Doch mein gesundes Urvertrauen gähnte nur "och..." Und so schloss ich mein Rad sorgsam inmitten eines Fahrradpulks vor einem japanischen Restaurant am Friedrich-Ebert-Platz ab, um zwei Stockwerke darüber zu feiern und zu verabschieden. Eine Abschiedsparty wurde es darüber hinaus für mein Rad. Nur habe ich nicht "Tschüs" sagen können. Definitiv ein Abschied mehr als nötig. Lange Finger haben es gekrallt und verschleppt, um es woanders aufzubrechen. Sich dreist vergriffen an dem, was mir teuer war und noch ist. Eine halbe Stunde habe ich das gesamte Gebiet abgesucht. Mehrfach. Es ist nicht umgestellt worden, es ist futsch. So sehr ich Überraschungen auch mag. Diese abscheuliche Sorte zählt wahrlich nicht dazu! Und so krallt sich mein Blick zurzeit an jedes Herrenrad der Stadt, sucht in neurotischer Akribie nach potenziellen Ähnlichkeiten, immer zum Absprung bereit, immer auf dem Kiewief, denjenigen mit einer Hechtrolle vom Sattel zu holen.
Wer auch immer ein graues Gazelle "Gelria" Herrenrad mit leichter Kerbe unten im Kettenschutz, einem schwarzen Plastikring an der Sattelstange und - wenn sie nicht abgeschraubt wurde - einer Teekesselklingel mit fremdem Fahrer (oder gar ohne) auf Münsters Straßen erblickt, möge geistesgegenwärtig handeln und/oder mir wenigstens Bescheid sagen. Auch wenn die Hoffnung nur schwach flackert. Zu groß ist die Stadt, zu klein die Chance.
29 Wortmeldung(en):
Och nö! bei meinem alten wurde ja mal im Hof das Schloss aufgebrochen, das Rad aber dann stehengelassen, es war den fiesen Fahrraddieben dann wohl doch zu oll. Vollstes Mitleid.
28/8/06 00:51
Es war zwar optisch nicht schick (wenn auch nicht oll), aber leider wohl doch zu doll. Donnerdieaxt! Wenn ich die Fräse in die Finger kriege, die... an Zahnpastalächeln wird danach nicht mehr groß zu denken sein!
28/8/06 00:59
Ein Gazellerad wie eine Pythonschlange, das klingt nach nicht zu ersetzender Einmaligkeit.
Vielleicht hat es einer geklaut, der es mindestens so schätzt wie Du. Oder eben deshalb.
(...ich wollte damit Trost aussprechen, kam das rüber?)
28/8/06 03:27
So leid es mir tut: Vergiß es- Du bekommst es nicht wieder. Meine göttliche Gattin hat schon zwei Räder als vermißt melden müssen. Eines gestohlen, eines von Halbwüchsigen geraubt. Beide SEHR auffällig.
Keine Spur davon.
28/8/06 08:30
och, ole das tut mir leid für dich. aber egal wie toll oder untoll räder sind - nem besoffenen isses egal, womit er nachts nach hause kommt. mir wurden ja schon vier drahtesel geklaut und momentan fahre ich ja auch noch ein heißbegehrtes mifa-klappi. ein bekannter von mir wollte gerade zur polizei sein rad als gestohlen melden, als ihm sein fahrrad, gelenkt von einem verpeilten junkie auf der straße entgegengeradelt kam. dieses glück wünsch ich dir auch.
28/8/06 08:49
Blödes Pack, kann ich dazu nur sagen. So hast Du mit Deiner Magisterarbeit eine weitere Ära abgeschlossen. Letztere offenbar nicht gut genug...
28/8/06 09:04
Volle Solidatität aus dem Hause wuestenfloh! Vorgestern wurden zwei gute Gudereit-Räder meuchlings vom Hofe geklaut. Der oder die schändlichen Täter hatten sich die beiden besten Räder gegriffen. Leider gehörte das eine meinem Töchterchen. Zahlt eigentliche die Hausrat-Versicherung? Und wenn, unter welchen Bedingungen?
28/8/06 09:34
@wuestenfloh: Danke. Was die Hausratversicherung betrifft, habe ich gehört, dass sie zahlt, auch wenn ich die Bedingungen nicht kenne, zumal ich inzwischen leider aus dem elterlichen Versicherungsschutz rausgefallen bin und selbst keine Hausratversicherung abgeschlossen habe. Sehr unpraktisch, das alles. Grmpf.
28/8/06 11:19
@ulf: Ich rechne auch mit nix, male mir keine sonderlichen Chancen aus. Aber in sehr seltenen Fällen soll man ja sogar hier mal Glück haben... und hoffen ist erlaubt. :)
28/8/06 11:20
@scheibster: Nicht immer ist der Ärenabschluss das, was man sich wünscht. :)
28/8/06 11:20
Dammit!
Soll ich meinen jogoslawischen Im- / Export-Freund mal anhauen? Der kann günstig neue Zweiräder besogen (lassen)?
28/8/06 11:21
@nachtschwester: Danke, aber dann hätte er sich ein entsprechendes Rad KAUFEN sollen!
28/8/06 11:21
@MC: Immer gern.
28/8/06 11:21
Da kann Jule ja noch zufrieden sein. Joes Maschine dagegen wurde sogar zweimal hintereinander geklaut, einmal hatte er es selbst vor dem Mercado in Altona (abgeschlossen) entdeckt und mit Hilfe der Bullerei wiedergeholt.
Seitdem es kurz darauf schon wieder verschwand, bringt er das Nachfolgemodell 14 Stockwerke hoch immer mit. Es paßt genau in den Fahrstuhl.
Das wird dich freilich wenig trösten ...
28/8/06 12:32
das genau ist der grund, warum ich nie ein fahrrad haben werde. die dauernde sorge darum, dass man es mir klaut (und dass mich autofahrer(innen) umfahren könnten).
armer ole!
28/8/06 13:10
@bitts: Nun habe ich allerdings kein Geld für ein Auto, zumal es mit dem Rad in Münster meist auch schneller geht und man sich keine Parkplatzsorgen machen muss (außer der umso berechtigteren Sorge, es in diebstahlträchtiger Position abzustellen). Und laufen und Bus fahren sind Zeit raubende, umständliche Fortkommensweisen hier.
28/8/06 13:52
Ein übertrieben fettes Bügelschloss und immer in der Nähe von anderen, schlechter gesicherten Rädern zu parken war bei mir bislang eine ganz gute Strategie...
28/8/06 15:53
Vorschlag: Ich schick ein Foto meines Rades! Als Ersatzdroge und um daraus zu lernen: rostig, verdreckt, einen unsicheren Eindruck erweckend, aber innerlich stark: hat sich trotz eines winzingen Hinterradschlosses noch niemand rangetraut.
28/8/06 16:09
Dieb dreister! Holen soll Dich der Deibel. Jawohl!
28/8/06 16:30
@lennyundkarlverfolgen: Das ist definitiv ne Idee. Ne gute sogar. Einziger Haken ist aber wahrscheinlich, dass es sich auf einem Foto weitaus weniger geschmeidig radelt. :)
28/8/06 17:49
Am Bügelschloss hat's nicht gemangelt. Wie gut die anderen Räder gesichert waren, habe ich nicht näher untersucht...
28/8/06 18:12
*ausErfahrungsprech*Wenn du es bei der Polizei als gestohlen meldest, musste auf jeden Fall angeben, dass es dir tagsüber geklaut wurde. Ansonsten zahlt die Versicherung gar nicht.
28/8/06 18:24
Danke für den Tipp. Ohne Versicherung muss allerdings auch niemand Fremdes bezahlen.
28/8/06 18:30
ja, sehr ärgerlich. mir ist zum glück nur einmal in hamburg ein 30-mark-rad geklaut worden, das war nicht so wild ...
28/8/06 19:10
Möge dem Gesindel der Hoden im Sack verdorren!
29/8/06 00:14
So ein Scheissdreck, Ole.
Ich würde dir gerne Tipps zur Diebstahlverhütung oder zur Raderhaltung geben, aber ich habe in meinen drei Jahren Berlin alleine 5 Räder verloren oder verschlissen.
29/8/06 14:46
Dann sag mir doch, wie Du es machst, und das mach ich schonmal nicht?! Auch ein Scheißplan, ich weiß. ;)
29/8/06 15:10
Och, fiese Sache! Mir wurde einmal das Rad geklaut, und das löste ein über den materiellen Wert weit hinausgehendes Wutgefühl aus, eine ohnmächtige, traurige, hundsgemeine Wut ist das. Die eigene Fairness und Ehrlichkeit kam mir mit einemmal wie Dummheit vor, und das Vertrauen in die Menschen war den Bach runter. Du siehst schon: Ich leide mit.
Und weil ein Fluch noch fehlt, geb ich ihn ab:
Den infamen Dieb soll der Blitz beim scheißen treffen.
29/8/06 15:25
Aber ohne Glitzergleiter, äh, Blitzableiter. Angeblich soll, wie ich jetzt erfuhr, eine rumänische Bande nachts des Öfteren umherkurven mit großem Lieferwagen und einfach Räder reinschlörren, um sie woanders zu knacken. Mögen sie alle schmoren bei lebendigem Leibe in Scheiße, Glut und eklem Gebräu!
29/8/06 15:41
Kommentar veröffentlichen
<< Home