Dienstag, Mai 16, 2006

Verworrene Verwirrung

Das waren noch Zeiten. Als Jungs noch Heinerle und Mannsbilder Kurti hießen. Und alles so verheddert und schwindelig war. Der Vetter Kurti kriegt keine Süße nicht ab und entdeckt den Cognac, obwohl er doch eigentlich Baldrian gegen das Herzklopfen haben wollte. Und schlürft ihn mit der Inge, seiner Sekretärin, die den Schluffi heimlich liebt und ihm den Cognac untergejubelt hat, obwohl er doch eigentlich die Sabine so gern hätte, und sogar zum Geburtstag geschenkt bekommen sollte, die er aber eh nicht bekommen wird, so vertrottelt wie dieses „Wunder von einem Mann“ ist. Und die Inge. Die soll ja hierfür auf den kleinen Sohnemann aufpassen, der gar nicht der Sohnemann ist und nur für Schokolade gekauft wurde, auf Heinerle, den Lausbub, den ältesten von ganzen neun Wuselblagen, die von den Cognacbohnen ganz beschickert werden, als ihre Eltern das Heinerle doch zurückholen wollen, weil das Heinerle ja eigentlich zu ihnen und nicht zum Peter und dem Kurti gehören, die das Heinerle ja nur für ihre Zwecke ausborgen wollten. Und ist auch gar nicht aus Amerika, sondern aus Michelsbach. Das Heinerle flitscht mit Zwillen und malt der Frau Stadlmeier, die auch noch im Haus mit dem Kurti und dem Peter und jetzt auch mit der Sabine wohnt und haushaltet, Schwarzepeternasen und sagt sogar nur wegen der Schokolade „Papa“ zum Peter, obwohl doch sein Vati der Herr Bärwald ist, der ganz eifersüchtig ist und verwirrt plötzlich an seiner Vaterschaft zweifelt, der Depp, während der Peter mit der Inge Klammerblues zu „Andrea“ von den „Monte Carlos“ tanzt. Und dabei hat der Peter zwar eine riesige Tolle aber gar nicht genug Geld dabei für die Unmenge an teurem Schampus, die er und die Sabine getrunken haben, weil ihn der Kurti doch auslösen sollte, der doch noch vor dem Cognac in die Sabine so verliebt war, für den der Peter bei der Sabine gute Worte einlegen und den Erfolgsweg bereiten wollte, obwohl er sie ja selbst ganz zauberhaft findet, doch der Kurti, der doch noch nie Alkohol getrunken hat, wird von der Inge mit ihrem Vulcano-Cocktail abgefüllt, gefügig gemacht, geküsst und überwältigt, verlobt sich gleich noch nachts im Fuseldusel mit ihr und liegt nun sinnenlos zu Haus darnieder, und deshalb müssen sie umso herzzerreißender kuscheln, damit sie den Tanzwettbewerb gewinnen, um doch noch genug Geld zu haben. Und dann stolpert die Sabine in ihr Zimmer, wo der sturztrunkene Kurti schon schlummert, weil er vergessen hat, dass er inzwischen ja einen Stock höher wohnt, und dann schläft er auf der Treppe, und die Frau Stadlmeier stolpert mit ihrem Schwarzpetergesicht über ihn. Und dann kommt auch noch alles raus, weil sich der Kurti verplappert hat und die Sabine sieht, wie das Heinerle den Herrn Bärwald mit „Vati“ anredet, obwohl die Sabine doch dachte, das Heinerle sei wirklich der Sohnemann vom Peter, der ja gar nicht sein Vater ist, denn das ist ja Herr Bärwald, und der Peter hat das Heinerle ja nur von Frau Bärwald ausgeborgt. Und da ist die Sabine ja doch ein bisschen empört und will dem Peter eins auswischen, obwohl sie den Peter ja liebt. Und dann beschwindeln sie alle noch mehr und legen sich rein, doch am Ende ist das Heinerle wieder bei seinen betrunkenen Geschwistern und die Sabine und die Inge fallen ihrem Peter und Kurti um den Hals, denn das Leben, es war zwar enorm kompliziert, aber am Ende immer wunderschön, damals in den Fünfzigern, scheint’s.

14 Wortmeldung(en):

Blogger Pe Pe meint...

Obwohl (wie immer) wunderbar geschrieben bin ich nach dem fünften Satz (geistig) ausgestiegen.

17/5/06 14:25

 
Anonymous Anonym meint...

Hat mal jemand Papier und Stift?

17/5/06 14:58

 
Blogger claire meint...

hääääääääh ?!?!
gibts da denn keine deppensichere version davon ?!

17/5/06 15:44

 
Anonymous Anonym meint...

blue sky...das war auch mein Gedanke. Personenpunkte und Verbindungslinien, dann entwirren, nur eine Frage der Konzentration, dann wird alles ganz klar. Eine Geschichte wie Planarity, so Level 8.

17/5/06 15:47

 
Blogger kein einzelfall meint...

Da gehded ja zu wie bei den Loriot'schen Cousinen, die von North Cottlestone Hall aus zu Gwyneth Molesworth über Middle Frithham nach Nether Eddltehorpe ... Another Eierlikör or Weinbrandbohne anyone?

17/5/06 20:12

 
Anonymous Anonym meint...

Beeindruckend verwirrend! Beim ersten Lesen wird einem leicht schwindelig.
Stammbäume der Familien und eine Skizze der Verwicklungen wären da schon eine Hilfe. Aber wie die Nachtschwester schon anmerkt, mit gesteigerter Konzentration schafft man es auch, wenn man sich nicht gerade vom verlockenden Eierlikör oder den Weinbrandbohnen von Frau K.E. ablenken lässt.

17/5/06 20:40

 
Blogger dieLinda meint...

hmm, warum wurde der sohnemann nur für dies schokolade gekauft?

17/5/06 23:04

 
Blogger schafswelt meint...

Wo hast du deinen Kopf gelassen, lieber Ole?...:-)
Erst scheint er dir optisch abhanden gekommen und nun verwirrst du uns auch geistig?
Ich ziehe dennoch den Hut, denn du scheinst die Übersicht behalten zu haben. Die Fünfziger triffst du wohl ziemlich genau, aus der Sicht des weinenden Jungen, der mit seinem "Mama" eine Nation zu Tränen rührt oder den Peter-Alexander-Filmen, die einem das Leben erklärten. Oder war das in dem spießigen Teil der Sechziger?...:-)

18/5/06 08:48

 
Anonymous Anonym meint...

herrlich, ole, mir ist schon wieder ganz gut schwindelig ... von den vielen cognacbohnen :)

18/5/06 09:15

 
Anonymous Anonym meint...

Die fünfziger Jahre..., ein Jahrzehnt, wie Falschgeld...

Wer Jahrzehnte nachmacht oder verfälscht oder verfälschte in den Umlauf bringt wird mit der Lektüre Ihres Textes bestraft...

18/5/06 14:07

 
Blogger Galen meint...

Und von welchem 50er-Jahre-Film war das jetzt die Handlung in eingeverfasster Kurzform? Oder ist dieser Text eher inspiriert durch eine Schnittmenge einer Vielzahl solcher Filme? Auf jeden Fall erinnert es mich stark an diese ganzen Filme, die gerne mal wochentagvormittags oder sonntag(nach)mittags im öffentlich rechtlichen laufen.

18/5/06 14:27

 
Anonymous Anonym meint...

ja da waren die verhältnisse noch klar. heute heißt sowas "patchwork" weil alles immer englisch heißen muss, und wäre im vorliegenden fall leichter als 3d puzzle darstellbar. mir wärs leiber, es tät in berlin spielen und nicht in wien (oder ist es münchen) und die musik könnte dann auch eher richtung paul kuhn gehen, vielleicht sogar mit einem schuß swing statt diesem heimatgesäusel. aber als entwurf doch schon ganz gut.

18/5/06 17:03

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

@galen und den Rest: Es ist kaum mehr als eine Zusammenfassung der Handlung von "Kindermädchen gesucht", einem Film, den ich zur Magisterfrustablenkung am vergangenen Wochenende im ZDF geguckt habe. :)

18/5/06 21:46

 
Anonymous Anonym meint...

Ob es ein Wordpress Plugin gibt, um komplizierte Sachverhalte schematisch einwandfrei darzustellen? ... ;-)

19/5/06 11:34

 

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