Dienstag, August 23, 2005

Mohnblumen im Oktober zum Dank an Opa

Nicht einmal die Sonnenwolken kommen mit solchen Röcken zurecht.
Auch die Frau im Rettungsauto nicht,
Deren rotes Herz so erstaunlich durch ihren Mantel blüht -

Ein Geschenk, ein Liebesgeschenk
Schrecklich unaufgefordert
Von einem Himmel

Der blass und flammend
Seine Kohlenstoffmonoxide in Brand steckt, von Augen
Zum Starren ermattet unter Melonenhüten.

Oh mein Gott, was bin ich
Dass diese späten Münder offen schreien sollen
In einem Forst von Frost, in einem Morgengrau von Kornblumen.

(Sylvia Plath)

26 Wortmeldung(en):

Anonymous Anonym meint...

puh, da bin ich plath.

(die rache für deinen schwachen blasen kalauer;))

23/8/05 18:00

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

oha! füße hoch!

23/8/05 18:04

 
Anonymous Anonym meint...

Toller Text, Chapeau für die Auswahl an Sie, für das Gedicht selbst an Frau Plath.

23/8/05 18:39

 
Anonymous Anonym meint...

Wenig ist schicker als Melonenhüte.

23/8/05 18:56

 
Anonymous Anonym meint...

Wie gesagt, russisches Roulette mit 6 Patronen in der Trommel. Sie schreibt von sich und sie schreibt bis ihr Leiden mit 30 zu Ende ging. Jahrhundertlyrik?
Trotzdem, danke für die schonende Auswahl. Aber wenn schon, dann richtig:

KLEINE ASTER

Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkellila Aster zwischen die Zähne geklemmt.
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muß ich sie angestoßen haben, denn sie glitt in das nebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
zwischen die Holzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster!

Gottfried Benn

23/8/05 19:28

 
Anonymous Anonym meint...

toller text, opa. chapeau für die auswahl an dich, für das gedicht selbst an herrn benn.

wie du nur immer die ganzen gedichte auswendig daherbringst..

ole, ich versteh das nicht mit den füssen hoch.

23/8/05 20:00

 
Anonymous Anonym meint...

siehste ole, ich habe heute auch einen lesefehler. statt aster habe ich alster gelesen. wo ich doch dunkellila astern so gern mag.

23/8/05 20:07

 
Blogger undundund meint...

bei den melonenhüten erschrak ich kurzzeitig. dann kurz nachgedacht. dann gut gewesen.

23/8/05 20:27

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

@ Burns: bei uns in Ostfriesland gab's immer den Spruch: "Achtung Flachwitz - Füße hoch!"

Fugenkriecher, Teppichuntertunnler... und damit man solchen Witzen bestmöglich ausweicht reißt man die Füße hoch...

23/8/05 20:56

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

@illiterary shock: Dunkellila Alster ist doch auch schön. Solange es nicht um das Biermixgetränk geht. Womit wir fast schon wieder beim Beitrag davor wären...

23/8/05 20:58

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

@undundund: Würde Pit nicht auch ein Hut (vielleicht gar eine Melonenmelone) stehen?

23/8/05 20:58

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

@opa edi: Gesonderte Dankesmail ist noch in Vorbereitung, das Benn-Gedicht ist im Übrigen (wie Benn generell) ja auch wirklich famos.

23/8/05 21:03

 
Anonymous Anonym meint...

Absolut überflüssig, ich bin froh, daß es mich nicht mehr anstecken kann.

23/8/05 21:22

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

ach, mit der richtigen Behandlungsweise ist das gesundheitsgefährdende Potenzial des Buches - glaube ich - durchaus handhabbar. :)

23/8/05 21:26

 
Anonymous Anonym meint...

Macht es einen Unterschied, ob man eine schwarze Schachfigur unter der Melone trägt oder nicht?

23/8/05 21:59

 
Anonymous Anonym meint...

ich bin kornblumenblau

23/8/05 22:22

 
Anonymous Anonym meint...

khaki

23/8/05 22:33

 
Blogger undundund meint...

@ bakunin: das würde mich jetzt aber auch mal interessieren.

@ ole: das wird dann zwar ein etwas tautologisches outfit, aber ich werde es pit mal für karneval vorschlagen.

[nach diktat zum abendumtrunk verreist]

23/8/05 22:41

 
Anonymous Anonym meint...

Wo wir grad beim Gottfried B. sind:

Männerhirn stürzt sich auf Frauenbraun:

Eine Frau ist etwas mit Geruch.
Unsägliches! Stirb hin! Resede.
Darin ist Süden, Hirt und Meer.
An jedem Abhang lehnt ein Glück.

Frauenhellbraun taumelt an Männerdunkelbraun:

Halte mich! Du, ich falle!
Ich bin im Nacken so müde.
Oh, dieser fiebernde süße
letzte Geruch aus den Gärten.

Na und jetzt Burschen: analyze that (oder besser doch nicht?)

23/8/05 23:39

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

@und³: Wir müssen Pit ja keinen Schüttelshake als Wegproviant mitgeben und ihm keinen weißen Schimmel als Reisebegleiter mit auf den Weg geben. :)

@diejulie: Für irgendwelche Interpretaionen mit oder ohne Sinn ist mein Hirn inzwischen zu schlapp. :)

24/8/05 00:37

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

@anonymous und petöfi: Farbenfroh seid Ihr, scheint's.

24/8/05 00:38

 
Anonymous Anonym meint...

Das dichterische Wort ist unbestimmt, aber auch welthaltiger als der Begriff. Das Wort "Süden" ist hier nicht einfach die Bezeichnung einer Himmelsrichtung, die Bedeutung des Wortes "Hirt" wird von der Definition "Hüter einer Herde überhaupt nicht erfaßt, das "Meer" ist nicht nur eine Wassermasse zwischen den Kontinenten. Nicht der begriffliche Kern, die Aura des Wortes ist wesentlich. "Hirt": Arkadien, süßes Nichtstun, geschichtsloses Sein, Vorzeit, Tiernähe, Somnambulie. Einsfühlen mit dem All usw.
ANALYSEN SIND LANGWEILIG, MIR KOMMT ES DARAUF AN, DASS ICH ETWAS FÜHLE!!!

Das Gedicht heißt D-Zug und gefällt mir nicht besonders. Was Schönes:

Drohung

Aber wisse:
Ich lebe Tiertage. Ich bin eine Wasserstunde.
Des Abends schläfert mein Lid wie Wald und Himmel.
Meine Liebe weiß nur wenig Worte:
Es ist so schön an deinem Blut.

24/8/05 01:02

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Der einsame Backzahn einer Dirne, die unbekannt verstorben war, trug eine Goldplombe. Ich trage mich selbst jetzt ins Bett. Ich möchte meinen Kreislauf nicht überbeanspruchen. :)

24/8/05 01:07

 
Anonymous Anonym meint...

Schlaf gut, Alter! Morgen früh, wenn Gott will, stehn wir wieder am Spill ...

Aber keine halben Sachen:

Kreislauf

Der einsame Backenzahn einer Dirne,
die unbekannt verstorben war,
trug eine Goldplombe.
Die übrigen waren wie auf stille Verabredung ausgegangen.
Den schlug der Leichendiener sich heraus,
versetzte ihn und ging für tanzen.
Denn, sagte er,
nur Erde soll zur Erde werden.

24/8/05 02:00

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

Wird's insofern mal wieder Zeit? :)

24/8/05 11:02

 
Anonymous Anonym meint...

sowas, hab gar nicht gedacht, dass sonst noch jemand Plath kennt.

29/8/05 19:34

 

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