Schock! Glück!
Leicht benommen von pollendurchzwirbelter, durchwachter Nacht, stieg ich in den Bus in Richtung Innenstadt, um zur Uni zu kurven. Generell umständlich, in den letzten Tagen war jedoch zu viel Stress und zu wenig Zeit, mein plattes Hinterrad zu flicken. Auf dem Rücken wuppte mein Rucksack, leger über die Schulter geworfen, baumelte meine Notebook-Tasche. Entspannt, vielleicht zu entspannt fläzte ich mich in die Bussitze, beide Taschen übereinander gestapelt zu meiner Rechten. Die Sonne glitzerte, tagträumerisch glitt mein Blick aus dem Fenster.
Als der Bus den Bahnhof passierte, schoss mir siedend heiß in den Kopf, wie weit fortgeschritten der Vorverkauf für das diesjährige Hurricane-Festival laut Newsletter schon ist. Also hechtete ich schnurstracks aus dem Bus, um im Plattenladen noch schnell ein Ticket zu ergattern. Die Türen schlossen sich, der Bus fuhr an und bog um die Ecke. Erst langsam formierten sich im trübmatten Hirn klare Gedanken: Auf Deinem Rücken der Rucksack. Auf Deiner Schulter... auf Deiner Schulter... auf Deiner Schulter... äh... Donner die Axt! Mein Notebook fuhr soeben allein gelassen mit dem Stadtbus weiter durch die Stadt.
Sämtliche Nervenstränge glühten ultrahocherhitzt, binnen Sekunden zimmerte mein Hirh tausende apokalyptischer Szenarien zusammen, Sorgentürme schossen gen Himmelreich. Gedanken zerstoben wie gesprengter Kies. Du hast kein Geld für einen neuen, Deine Magisterarbeit ist drauf, in der Tasche wissenschaftliche Bücher, überhaupt, wenn jetzt einer das Teil schnappt und an der nächsten Haltestelle...
Sofort raste ich unter Volldampf zur anderen Straßenseite sprang bald panisch in die Kundenzentrale der Stadtwerke, wo eine viel zu entspannte und laaaaaaaaaaaangsame Angestellte sich gemütlich daran machte, meinen hektisch vorgebrachten Wunsch, sofort hinterherzufunken, umzusetzen. Quälende Minuten bangen Wartens zerflossen wie zäher Zuckerrübensirup. Und dann doch: Busfahrer kaum versteh deutsch, aber gefunde Notebook, könne abhol in ein Stunde Bussteig gegenüber.
Inzwischen habe ich ihn wieder. Donnerknispel, welche Aufregung. Und so sehr ich Nerven kitzelnde Aufregung in manchen Momenten auch mag und spannend finde. Diese Art von Abenteuer darf sich vorerst eine Weile fernhalten von mir, wennmöglich auf ewig.
27 Wortmeldung(en):
und ich dachte erst, du wärest beinahe überfahren worden!!!
PS: GROSSE ARBEITEN IMMER IMMER IMMER NACH JEDER BEARBEITUNG AUF CDROM O. Ä. SPEICHERN :-) freue mich mit dir, dass alles nochmal gutgegangen ist.
6/4/06 15:32
Texte sind auf USB-Stick auch gesichert, aber ohne Notebook wär's trotz allem enorm kacke geworden. :)
6/4/06 16:04
Glückwunsch! Da geht ja selbst beim Lesen noch der Puls hoch.
6/4/06 16:25
Danke. Meiner senkt sich auch erst ganz allmählich wieder. :)
6/4/06 16:46
Uff - Du jagst einem vielleicht einen Schreck ein....
Off topic: Bin schon neugierig auf Deinen Beitrag ;-)
6/4/06 16:57
so ein wenig stress ab und zu schuetzt vor herzkrankheiten - wird alles mal ein wneig durchgepustet :)
aber so ne dinger bring ich auch schon mal. hab mal das firmennotebook in der reinigung unten an den tresen gelehnt stehen lassen. herzrasen ist cool (aber nur wenns gut ausgeht)
6/4/06 17:11
Ole, wie oft soll ich Dir noch sagen. lass die Drogen sein!!! Dann passiert Dir sowas nicht. Tz! Wäre der USB-Stick eigentlich auch im Rucksack gewesen?
6/4/06 17:32
Auf den Schreck muß ich mir jetzt erstmal einen einschenken ...
6/4/06 17:45
Prost, Opa! Ich stoß' mit Dir an. Auf das Glück!
6/4/06 18:24
@dolce vita: Sag, was Du magst. Intus hatte ich zu dem Zeitpunkt anderthalb Tassen Kaffee und zwei Marmeladentoasts, abends zuvor habe ich immerhin einen Rooibos-Vanilletee getrunken. Ich sollte das vielleicht zurückschrauben, da magst Du recht haben. :)
6/4/06 18:25
@michael: Nicht nur Dir... :)
Und: Gern.
6/4/06 18:26
Ole, bitte mach das wieder weg. Da kam vorhin immer eine Fehlermeldung: Verbindung unterbrochen ...
6/4/06 19:10
Schon passiert. :)
6/4/06 19:15
War Allah also gnädig, als er das Gerät seinerzeit von IT Concept mit einer gewissen Trägheit ausgestattet hat. Ein flinkerer Apparat hätte sich zwischenzeitlich schon von dannen gemacht.
Hat es denn mit dem Ticket noch geklappt? So als Sahnehäubchen auf den Glücksrausch?
6/4/06 21:46
usbstick - und wie bewahrst du den auf? vielleicht am schlüsselbund, das du vorletztes jahr mal bei deinen ellies liegenlassen hast ;-) ?
6/4/06 22:45
@rulla: Nope. Dafür gibt es deppensicherere Verwahrungen. Und wenn ich mir die Blätter anschaue, die ich beim heutigen Skatabend bekommen habe... Jungejungejunge... so schlecht wie seit Jahren nicht mehr, und das konstant. Aber völlig egal. Lieber Laptop wieder da und Murksblätter en masse, als ein triumphaler Siegerabend beim Skat ohne Laptop. :)
7/4/06 00:19
@k.e.: Das hat geklappt. Allerdings habe ich das Ticket erst gekauft, nachdem gesichert war, dass das Notebook gefunden und gesichert ist. Und, Respekt: Dass Du Dir sogar den Namen des Ladens gemerkt hast... :)
7/4/06 00:20
na, ich wünsch dir weiter viel pech im spiel, ole :-)
7/4/06 07:25
PUH
(Ich werd gleich mal einen Blick auf mein eigenes Notebook werfen und mich vergewissern, dass es an Ort und Stelle ist, um mein Gemüt wieder zu beruhigen nach dieser Lektüre)
7/4/06 09:22
ich hab mal aus versehen einen 5 gramm-bubble heroin in den mülleimer geworfen, in köln. war auch scheisse.
7/4/06 10:52
aha.
7/4/06 10:57
@rulla: Wenn Pech im Spiel auf anderer Ebene ne Menge Glück mit sich bringt, wär das ein feiner Deal. :)
7/4/06 11:00
du kapierst schnell,he? :-)
7/4/06 13:12
Depends. :)
7/4/06 19:48
ich nehme mein geliebtes notebook nur gaaaanz selten irgendwo mit hin. einmal allerdings war ich gezwungen, es auf dem fahrrad zu transportieren. da ich keine notebooktasche besitze, packte ich es in meine bundeswehr-umhängetasche. diese könnte ich, so dachte ich mir, am ehesten sicher auf dem gepäckträger befestigen. so radelte ich dann durch eine lauschige sommernacht, system of a down begleitete mich per mp3-player und alles war toll: ich nahm den weg am kanal entlang, der mond spiegelte auf dem wasser und zeichnete die siloutten schlummernder enten ins finstere. binnen einer halben stunde war ich am ziel. dort angekommen verwandelte sich naturromantische radleridylle binnen eines herzschlages in blankes entsetzen: mein notebook war weg. samt tasche. vor dem geistigen auge sah ich es zwischen den enten im stadtkanal treiben, obwohl notebooks bekanntlich nichtschwimmer sind und sofort untergehen. weil mir die winzige hoffnung blieb, es könnte nicht in den kanal, sondern vielleicht reparabel irgendwo in den kies gefallen sein, fuhr ich zurück. nichts. den ganzen weg nichts. voller verzweiflung kam ich schließlich wieder bei mir zuhause an., trug das rad in den keller und wollte endlich in ruhe eine runde heulen gehen. im keller fiel mein blick dann in die ecke, in der eine grüne tasche lehnte...
8/4/06 20:14
@Morphin: Donnerknispel, das hat mindestens soviel Schockpotenzial wie meine Geschichte. Ich wusste ja zumindest grob, wohin mein Notebook unterwegs war - in der großen und gottseidank erfüllten Hoffnung, dass kein wildfremder die Reiseroute eigenmächtig ändert und es einfach mitnimmt.
10/4/06 10:31
deshalb habe ich freiluftgänge für elektronische nutzgeräte ja auch so stark eingeschränkt. mein scheusaliges schicksal und meine schreckliches schusseligkeit sind einfach ein nervenzerfetzendes team. ;)
10/4/06 21:38
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