Get inside the mud, honey!
Hier in Wales, zwischen buckligen Hügeln und knorrigen Baumresten kauert sich der kleine Flecken Llanwrtyd Wells in die Landschaft. Und hier wird auch in diesem Jahr wieder die Weltmeisterschaft stattfinden, im August. Eine Weltmeisterschaft, für die kein Kaiser Hubschrauberflugrekorde aufstellen wird. Eine Weltmeisterschaft, bei der es keine öffentlichen Übertragungen auf Großleinwände geben wird, vor denen hunderttausende Fans bierbeschwipst feiern. Eine Weltmeisterschaft, deren Finale nicht von Reinhold Beckmann kommentiert und nicht von Kerner anmoderiert wird. Eine Weltmeisterschaft, von der der Großteil der Welt nicht einmal weiß. Es ist die Weltmeisterschaft im Sumpfschnorcheln. Sieger wird, wer einen 50 Yard langen, schlammigen Graben am schnellsten durchschwubbert. Egal ob watschelnd, schwimmend oder tauchend. Kleidungskonventionen gibt es keine - egal, ob Ostfriesennerz mit Gummistiefeln, Bastrock oder Kittelschürze. Manche Anwärter hechten auch im Business-Anzug in den Sumpf. Der bravouröseste der etwa 100 Schlammschwimmer war im letzten Jahr ein Bristoler Feuerwehrmann. Ob die letztjährigen Gewinner des Ditzumer Kreier- oder Schlickschlittenrennens eine Delegation ins Vereinigte Königreich entsenden, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
(Bildquelle: www.web.de)
14 Wortmeldung(en):
Es gluckst und gnurpst bei jedem Schritt das feuchte Ufer entlang.
Der zähklebrige Schlamm
umklammert Sohle und Spann.
Große Lyrik !
Warum wird das nicht auf Großbildleinwänden übertragen? Haben sich die Italiener auch qualifiziert?
14/7/06 14:57
Meine Recherchen stecken diesbezüglich noch im Schlamm fest. :)
14/7/06 15:42
Da bin ich letztes Jahr bei der Finalfeier ziemlich versumpft.
14/7/06 17:42
"durchschwubbert" sollte Wort des Jahres werden.
14/7/06 17:55
hmjamjam. und andere leute zahlen sich dumm und dämlich für moorbäder und kuraufenthalte. ;)
in schottland habe ich auch schon zwischen erika-gewächs bis zu den knien eingesunken mit riesenlibellen gekämpft.
14/7/06 20:35
könnte man vielleicht als Schlammscheißer-Survival-Training vermarkten?
14/7/06 23:23
Nach der Überschrift wollt ich ja noch SubPop oder Russ Meyer? fragen, aber das ist explicit enough. Cool, mal was anderes als diese Krankenkassen-Moorbäder.
15/7/06 10:14
Kommt ja im Sinngehalt dem ostfriesischen Klootschieten (oder wie hieß nochmal das andere? Boßeln oder so?)nahe.
Und die Britinnen wissen schon, warum die meisten von ihnen als potentielle Ehemänner Feuerwehrmänner (und Polizisten) bei gleicher Qualifikation den Vorrang geben würden, wie vor einiger Zeit eine Umfrage enthüllte.
15/7/06 12:19
Boßeln ist da ja schon was ganz anderes, sage ich als Lokalpatriot. Sumpfschnorcheln ist allerdings sicherlich nicht allzuweit von Pultstockspringen (mittels eines längeren Pfostens über einen mehrere Meter breiten Schloot (Graben) springen) oder Kreierrennen (ein Staffelrennen, bei denen mehrere Mannschaften um die Wette einen Schlickschlitten bei Ebbe durch den Wattmatsch des Dollarts schieben)... Ich mag sowas. ;)
15/7/06 12:55
@Rationalstürmer: Dies ist schon eher eine andere Form von Indie-Pop, glaube ich. :)
15/7/06 12:55
wales gnurpst.
15/7/06 16:37
Große Prosa, chapeau!
Danke für das Lesevergnügen :)
16/7/06 08:15
Dagegen ist emsländisches Pfannkuchenrennen die verkörperte Unschuld...
16/7/06 18:31
du sag mal, portugal. the man, ne? was ist das eigentlich für eine band? ich bin zur zeit sowas von internetlos, deswegen ein bisschen zurückgeblieben, was so wirklich neue hype-platten betrifft. höre einiges an k-records und nichtneuelustige sommersachen, aber mehr auch nicht wirklich. also?
ach ja, und: I WAS HERE /,-) klein hat immer noch eine stimme. oder so.
16/7/06 22:22
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