Mittwoch, Mai 02, 2007

Großartige Musik für neugierige Ohren (VI)


Bekannt ist, dass es hier immer wieder gern erlesene Musikempfehlungen zu entdecken gibt. Schade ist, wie unbekannt der Großteil der Musik aus vergangenen Jahrhunderten inzwischen ist. Ehe also in den kommenden Tagen wieder Neues und Spannendes aus Indie, Rock & Pop kommt, gibt es heute einmal "etwas andere" aber mindestens so empfehlenswerte Musiktipps, die ich der geneigten Leser- und Hörerschaft heute besonders ans Herz lege als Soundtrack für entspannte, sonnige Frühlingstage.

Musik des 1918 erschossenen Toivo Kuula gehört zu haben, beispielsweise, ist ein über alle Maßen eindringliches Erlebnis, was wohl den wenigsten bislang vergönnt war - denn die Zahl derer, die sich mit skandinavischer (Chor-)Musik des 20. Jahrhunderts auskennen, ist leider verschwindend winzig. Und doch gibt es gerade hier atemberaubende Entdeckungen zu machen und einzigartige Werke kennen zu lernen. Beispielsweise mit Auringon noutessa (1902) in seine lichtdurchwobenen und zugleich zartzitternden Harmoniefolgen einzutauchen, den lang geschwungenen Bögen zu lauschen, alle Viere von sich zu strecken und sich in dieser herrlichen Aufnahme des Ensemble Accentus unter Leitung der lebenden Legende Eric Ericsson treiben zu lassen.

Berückend schön, still in seiner hauchzarten Trauer, formvollendet, sublim und von unfassbarer Intensität ist auch das Lento assai e cantate tranquillo, der langsame Satz des F-Dur Streichquartetts op.135 (1826) von Ludwig van Beethoven. In einer fantastischen Einspielung des weltberühmten Sándor Végh-Quartetts ist es hier anzuhören.

Fantastisch ist auch Altro canti d'amor eins der bezaubernden Madrigale aus dem achten Madrigalbuch von Claudio Monteverdi (1638) über "Liebe und Krieg". Traumhafte Musik auf der Schwelle zwischen Renaissance und Barock, hier ist der "Stile nuovo" noch taufrisch, gleißende Kantilenen schweben über sanft gesetzten Generalbass-Akkorden auf dem Cembalo... Kennenlernen und genießen.

Voll innerer Ruhe, jedoch gewitzt in der originellen Harmonik, zart im Klang und berührend ist auch die Sonate für Violine und Klavier (1917) von Claude Débussy, deren 1. Satz: Allegro vivo der Violinist David Grimal gemeinsam mit Georges Pludermacher am Klavier nun in einer tollen Neueinspielung vorgelegt hat und die hier anzuhören ist.

Abschließend gibt es hier noch das ebenfalls herrliche, sanft melancholische, mit zartem ungarischem Schmelz überzogene Andantino aus den Sechs Variationen für Piano und Violine g-Moll, KV 360 (1781) von Wolfgang Amadeus Mozart über das französische Lied "Au bord d'une fontaine" in einer Einspielung des fantastischen Violinisten David Oistrach gemeinsam mit dem Pianisten Paul Badura-Skoda. Neugierige vor. Es gibt einiges zu entdecken.

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11 Wortmeldung(en):

Anonymous Anonym meint...

Ich könnte dich wieder mal knuddeln!
Danke, Alter.

2/5/07 19:52

 
Anonymous Anonym meint...

"Rose in Havixbeck..."

Oh Heimat, oh Heimat – noch drei Wochen und ich komme Dich besuchen, liebes Münster ;)

2/5/07 20:40

 
Anonymous Anonym meint...

mein gott, dafür sollte man dir die fersen küssen!

3/5/07 00:45

 
Anonymous Anonym meint...

Du ahnst ja gar nicht, welch gutes Werk du damit einem Banausen wie mir tust. Ist das schön!

3/5/07 01:21

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

@opa: Gern geschehen.

3/5/07 10:43

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

@wortteufel: Erstaunlich wie viele Münsteraner sich hier immer wieder einfinden. :)

3/5/07 10:44

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

@allyklein: My pleasure...

Und: Küssen ist definitiv besser als Giftpfeile in Richtung der Achillesferse zu schießen. ;)

3/5/07 10:45

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

@ratze: Datt freit mi. Es sollte ja gerade darum gehen, ein bisschen Neugier neben den üblichen Tellerrand zu lenken. Keiner kann alles kennen, aber um so schöner ist es doch, wenn man neue spannende Sachen für sich entdecken kann.

3/5/07 10:56

 
Anonymous Anonym meint...

Oh wie wunderschön. danke.

3/5/07 19:27

 
Blogger Oles wirre Welt meint...

@frau stella: Freut mich, gern.

6/5/07 16:47

 
Blogger Scheibster meint...

Danke, Ole. Jetzt muss ich mir schon wieder Urlaub nehmen. :-)

7/5/07 12:05

 

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