Freitag, Dezember 31, 2004

Prost Neeijaohr

Allen, die hier beizeiten reinschneien, wünsch' ich nen gut gelaunten, quietschvergnügten Rutsch ins neue Jahr, das hoffentlich in jeglicher Hinsicht positiv zu überraschen wissen wird!

Es ist irgendwie anders und klebt an einer von außen dreckigen Scheibe

Aldi scheint seine Pappenheimer zu kennen. Gestern habe ich beim Einkaufen das Auto auf dem Parkplatz des ehemaligen Aldi-Marktes abgestellt. Da ganz Ostfriesland in panischer Betriebsamkeit in die Supermärkte stürzte, als ob ein Blizzard bevorstünde und es monatelang nix mehr zu essen gäbe, dachte ich: Hier parkt es sich wesentlich problemloser. Ohne Suchen, ohne Warten auf ne freie Lücke. Soviel zum Kontext.

Als ich nun an der leerstehenden Gebäude-Ödnis vorbeischlurfte und gedankenverloren in die ausgeräumten, ehemaligen Geschäftsräume starrte, fiel mir ein großer Aufkleber im Schaufenster auf. Jedem, den es interessierte, teilte er mehrsprachig mit, dass der Safe elektronisch gesichert sei. Wobei: Jedem muss eingeschränkt werden. Denn neben Bedingung 1, dass man lesen kann, musste Bedingung 2 erfüllt sein: Man muss deutsch, russisch, türkisch, polnisch oder rumänisch sprechen, um den Text verstehen zu können.

Sonst naheliegende Fremdsprachen, wie niederländisch (geografische Nähe) oder die üblichen Verdächtigen, wie englisch, französisch, spanisch oder italienisch scheinen hier nicht notwendig. Scheinbar hat die Aldi-Verwaltung ihre Adressatengruppe klar umrissen. Zumindest findet man mehrsprachige Textaufkleber in dieser Sprachenauswahl ja doch nicht überall.

Sonntag, Dezember 26, 2004

Frohes Fest!

Warmes Streiflicht schimmert sanft von der Seite zwischen den Bäumen der Alleen hindurch und reflektiert auf den kalten Nebelschwaden, die sich über den hartgefrorenen Boden decken. Der Atem von warm eingepackten Spaziergängern kondensiert in kleinen Wölkchen. Durch die Fenster der Häuser glänzen Kerzen. Weihnachten. Ich hoffe, Ihr alle seid reichlich und treffsicher beschenkt worden, und auch bei Euch fallen die Lasten der vorweihnachtlichen Stresses langsam ab. Neue Energie tanken. Lasst es Euch gut gehen und rutscht gut ins neue Jahr, falls wir uns nicht mehr sehen und lesen sollten.

Dienstag, Dezember 21, 2004

Auch wenn man keinen Hals hat, können Rodeo-Ochsen schmerzhaft werden

Issä normalä. Ailton schissä Tor. Gucke vorne - Maskotte so groß, nix Platz genug mussä springe - issä Ailton! Jetzä Ailton zurück Brasilia. Machä Rodeo. Ailton gewinne dreimal. Dann Ailton nehme Schwanz von Ox und zieh. Warä aber sehr schwer Ox. Ailton habä nix Gluck. Fracturado la mano. Drei Finger kaputt. Issä Ailton.

Montag, Dezember 20, 2004

Da ließ Uri Geller vor Schreck fast einen verbogenen Löffel fallen

Der Besuch in der Dönerbude hat meinen Horizont heute erweitert. Sehr viel weiter ist er nun nicht, nur ein kleines Bisschen. Es gehört aber zum Service des Hauses, dass man alte, auseinandergefriemelte, zerfledderte Ausgaben der BILD durchblättern kann, während die Wetzmesser geschwungen werden, am Hackfleischspieß rumgeschnibbelt, im Tzatziki rumgerührt, und das Brot im Ofen nochmal aufgebacken wird. Insofern konnte ich jetzt das fassungslose Entsetzen über den Jackpot-Gewinn nochmal aus der Nähe nachvollziehen.

Zerren wir uns die Sachlage nochmal ins Gedächtnis:

Die BILD war fassungslos, völlig schockiert, traurig, entsetzt über die so wenig nachvollziehbare Zahlenfolge, die so gar nichts Poetisches hatte und so gar nicht ins Konzept passte. Die Titelstory war hier schon Thema. Aber wie ich jetzt weiß, legte BILD im Innenteil legte nach. "Blöde Lotto-Zahlen! Uri Geller völlig ratlos!"

"Was für blöde Zahlen! Die Zahl 13, eine Unglückszahl! Sie ist die seit 1955 am seltensten gezogene Zahl. Wer hat die schon angekreuzt?!" Die stichhaltigsten Indizien für die totale Blödheit der Zahlen ist, dass die 20 Promis, die in Bild getippt hatten, total daneben lagen. Wer würde schon damit rechnen, dass ein Promi sich vertippt? Nina Ruge, Uns Uwe Seeler und Reinhold Beckmann hatten als einzige Berühmtheiten wenigstens zwei Richtige. Schockierend. Lotto-Alarm! Und auch die Bild-Superlottoscheine mit 16 statt 6 Kreuzen (wie auch immer das funktionieren mag) und einer 8008mal höheren Gewinnchance verzeichneten nur zwei Vierer und acht Dreier. Wie konnte das nur passieren?

Auch Uri Geller zuckt nervös mit den Mundwinkeln, ist völlig irritiert. Er kratzt sich die in Falten geworfene Stirn und weiß nicht, warum so häufig Zahlen in den höheren Dreißiger- und Vierzigerbereichen vorkommen. Überrascht haben ihn die 6 und die 9: "Die 6 steht normalerweise für Harmonie, Schönheit, Familie, Verantwortungsbewusstsein, Verständnis, Mitgefühl, Perfektionismus - aber auch für Eifersucht und Neid." Eine mindestens so verblüffende Erkenntnis von Uri Geller betrifft die 19: "Sie ist wie 1 - nämlich 1 plus 9, die Null weggestrichen. Das ist eine kreative Zahl, eine Ego-Zahl. Sie signalisiert Unabhängigkeit, Originalität."

Doch: Was genau hat Uri Geller denn jetzt wirklich überrascht? Und was war mit der 9? Vor allem aber: Inwiefern haben die seltsamen Zahlenattribute auch nur den leisen Hauch von irgendwas mit der Wahrscheinlichkeit ihrer Ziehung zu tun? Verblüffend finde ich die nirgends zu Tage tretende Verblüffung von Uri Geller, und das, obwohl er doch so verblüfft war. geradezu ratlos! Um das zu verstehen, braucht man möglicherweise mindestens sieben Gehirne. Professor Nachtigaller, wir brauchen Ihre Hilfe.

Wenn Uri Geller schon bei den Lottozahlen völlig ratlos aus der frisch gewaschenen Unterwäsche staunte, wird er wahrscheinlich auch keine plausible Erklärung für die UFOs haben, die mal wieder über China durch den Luftraum gesaust sind. Tausende Menschen sind daraufhin in die Bergwälder gestürmt und haben nach Care-Paketen mit Schokolade, Zigaretten und Epillierern gesucht, die die UFOs vielleicht als Begrüßungsgeschenke abgeworfen haben könnten. Sie fanden immerhin Gesteinsbrocken aus dem All.

Die Weihnachtsmann-Aktie hat übrigens weiteren Schaden genommen: Jetzt wurde er (oder einer von ihnen) in Weißwasser mit Feuerwasser im Blut eingesackt - 1,22 Promille und einem Flachmann im Sack hinter dem Steuer! Der Lappen ist weg, und der Weihnachtsmann wird jetzt wohl auf dem Beifahrersitz die Geschenke verteilen müssen.

Samstag, Dezember 18, 2004

Mensch, ist der United!

Potz Strahl! Da hab ich doch grad mal einen riesigen Holzbauklotz gestaunt! Ein eigentlich völlig harmloser Beitrag über wild durchs Karstadt-Kaufhaus wuselnde Geschenkekäuferheere. Doch plötzlich! Schnitt! Wir sehen eine Kasse. Und daran sitzt: Anne K.! Die Frau, die ich nach meinen Eltern am längsten auf diesem Planeten kenne, mit der ich Sandkastenburgen gebaut habe, geschaukelt, kleine Maibäume gebastelt... und nun sitzt sie da bei Karstadt an der Kasse und kassiert im Fernsehen.

Schnitt!

Allen Glücksrittern der Nation sei verraten: Es gab ja Gemunkel, an welchem Körperteil ich mich heute verletzen würde. Schließlich ist KoWi-Cup gewesen (zum dritten Mal), und ich als Kampfschweinkatze wieder mittendrin. Flugparaden. Blitzschnelle Reflexe. Voller Einsatz. Ein Sehnenriss beim ersten Mal und im letzten Jahr sogar mit vollem Einsatz und sportlichem Ehrgeiz durch eine unglückliche Aktion die Mittelhand gebrochen - beide Turniere endeten für mich in der Uni-Klinik.

Hand und Fuß waren also schon - insofern dürfte der drogensüchtige Personalverwalter im Schicksalsamt sich sicherlich was Neues ausgedacht haben. Insofern hatte ich fast vor, Wetten anzunehmen. Ich tippte auf Kopf. Und: Ich hatte recht! Hätte ich gewettet, hätte es Geld geregnet. Konjunktiv. Egal. Gleich im ersten Spiel rammte mir eine Gegnerin bei einem Zweikampf versehentlich ihr Knie in die linke Augenhöhle. quod erat expectandum Aber ein Indianer kennt keinen Schmerz, einem Geschenkengaul putzt man gern die Zähne und wenn ich schon mit gebrochener Hand ein Turnier durchgestanden habe, war das heute doch harmlos. Fein! Endlich KoWi-Cup und keine Klinik! Das fette Veilchen is ja bald wieder weg. Alles nicht wild.

Schade war, dass wir schon im Viertelfinale die Segel streichen mussten, nach unglücklicher und extrem knapper Niederlage gegen die späteren Sieger.

Donnerstag, Dezember 16, 2004

Bild den Tränen nahe

6 - 13 - 19 - 34 - 45 - 48 / 9

Die "Bild" ist enttäuscht. Riesengroßer Aufmacher des Tages: "Diese doofen Zahlen haben den Jackpot geknackt."
So zum Beispiel die enorm doofe Unglückszahl 13, die es ja nun mal gar nicht verdient gehabt hätte, dazu zu gehören. Zumal das von Bild gestern noch entwickelte Jackpot-Knack-Zahlensystem die Bohne wenig gebracht hat. Schicksalsenttäuscht senken die Bildredakteure und mit ihnen die ganze Nation ihre Häupter. Ihre Augen sind traurige Anemonen. Getrübtes Schweigen. Quälender Kummer. Entsetzen!

Wie konnte nur eine derart unwürdige Zahlenfolge den höchsten Jackpot aller Zeiten knacken?

Stochastiker aller Länder, Ihr seid gefragt!

Mittwoch, Dezember 15, 2004

Manifest wider die Nachvollzîhbarkeit

Musikwissenschaftsprofessoren scheinen im Auflegen von Folien, und dem Formulieren kurzer, knackiger und prägnanter Sätze so etwas wie das Schlachten einer heiligen Kuh zu sehen. Anschaulichkeit? Wer braucht den sowas? Schreiben fürs Hören? Gerade in Sportpädagogenkreisen völlig überbewertet!!!

Was in Referaten gefordert wird - hier ist es wurscht. In altfränkisch barockem Sprachduktus, verkettet durch gigantomanische Parenthesenwunder des Satzbaus werden biografische und werkbezogene Informationen zusammengeknotet, eng verwoben und doch gegeneinander gestellt. Verben werden bis über den Horizont hinaus auseinandergerissen - bis die erste Hälfte schon die Hoffnung aufgegeben hat, seinen zweiten Teil je wiederzusehen. Es scheint ein ungeschriebenes musikwissenschaftliches Vorlesungs-Manifest zu geben, welches ungefähr so lauten könnte:

  • Anschaulichkeit sollte nicht das Zîl musikwissenschaftlicher Vorlesungen seyn. Vîlmehr sollen die Theilnehmer im Auditorium verbleiben in einem geysterhaften, mysteriosen Urnebel der kaum fassbaren Bezugnahmen und der Intransparenz. Denn erst hoc modo offenbaret sich auch im Perzeptionsprozesse des Auditoriums das wahre Wesen der Romantik.
  • Der Zwang zur Vorstellungsgabe als aktive Betheiligung der Hörenden sey das durch maximale Reduktion veranschaulichender Mittel anzustrebende Resulthat der Bestrebungen. Jedwede Darstellung durch ein Bild oder einen explizierenden Text an Wand und Tafel, ist zu verurtheilen. Denn allweyl die Musik ab primo tempore der Verherrlichung Gottes und der Religion gelten sollte, ist ein ikonoklastisches Bestreben auch in der Musikwissenschaft ein allerhöchst anzustrebendes Zîl. Denn bei den Hörenden lenket ein jegliches Abbild dero Aufmerksamkeit auf ander Ding denn die vox magistri, welche als einzig gültige anzusehen sey, und welcher alle Aufmerksamkeit zu gelten hat.
  • Kraft seyner sprachlichen Formulierungsgabe vermag es der Vorlesende besser als jedwede grafische Abbildung, die Zusammenhänge zu stiften, welche die offensichtliche, nachvollzîhbare Superiorität seyner Ausführungen stützen. Denn da das Außermusikalische in musica einen mindest so wichtigen Platze bei ihrer Interpretation einnehmet, so sei auch die Verwendung von Notenbeispielen untersaget. Auch diese lenken ab von der meysterhaften Stimme und dem excellenten Vortrage, dem allein zu folgen die studenti und discipuli geneiget seyn sollten.
  • Zudem ersparet die konsequente Intransparenz die wissenschaftliche Rechtfertigung postulîrter Kohärenzen am Objekte.

Dienstag, Dezember 14, 2004

Erkenntnis des Tages: Spanien liegt nicht in der Schweiz

Bevor jemand mich pufft oder mit Gotcha-Kugeln beschießt, weil meine Informationen hier nicht seriös genug sind, möchte ich den Bollerwagen eines vorherigen Beitrags aus dem Schlamm ziehen und etwas mehr Präzision walten lassen:

Der Fußballerfinger bleibt ab - wobei: es waren nur die zwei oberen Glieder. Und es war nicht in Spanien, sondern in der Schwyz. Der Mann heißt Paulo Diogo und ist Portugiese, der in der Schweizer Liga für Servette Genf kickt. Wer's nachlesen will, soll dem Link unter der Überschrift folgen.

Eher mäßig lustiger Flachwitz des Tages: Wie nennt man einen Tausendfüßler auf italienisch? Molto bene!

Montag, Dezember 13, 2004

Der wiesionäre Visengrund und die max-imale Weitsicht

Sechzig Jahre ist es her, dass in Frankfurt die kritischen Theoretiker Max Horkheimer und Theodor Wiesengrund Adorno ihre "Dialektik der Aufklärung" fertiggeschrieben hatten.

Nicht weniges davon hat inzwischen den flusigen Staub der gedanklichen Überkommenheit angesetzt, manche Ideen gaben Anti-Ideologen russischen Raumfahrern zum Verklappen im Weltall an die Hand , vieles aber ist auch noch heute schlau, gescheit, interessant und brauchbar. Spannend ist zum Beispiel die Aktualität gerade des folgenden Zitats, wenn man es mit der heutigen Sündflut von Superstarfabriken und Castingshowmonsunen im Fernsehen in Bezug setzt:

"Jede Spur von Spontaneität des Publikums im Rahmen des offiziellen Rundfunks aber wird von Talentjägern, Wettbewerben vorm Mikrophon, protegierten Veranstaltungen aller Art in fachmännischer Auswahl gesteuert und absorbiert. Die Talente gehören dem Betrieb, längst ehe er sie präsentiert." (Horkheimer/Adorno: Die Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 9. Auflage, 1993, S. 130)

Ostfriesland, doch ein Land nicht ganz so unschlauer Köpfe?

Ostfriesland wird oft unterschätzt. Da ich heute neue Nahrung für meine Argumente gefunden habe, möchte ich mein lokalpatriotisches Plädoyer erneuern. Denn es gab doch einige bedeutende Köpfe in den Riesenwiesenweiten meiner Heimat.

Zum einen gibt es mit Rudolf Eucken einen waschechten Ostfriesen, der 1908 für seine Schriften zur Philosophie der idealen Weltanschauung den Literaturnobelpreis erhielt.

Dann gab es Herrn Reil aus Rhauderfehn, der mit Goethe bekannt und mit Wieland und Herder befreundet war und Mitbegründer der Humboldt-Universität ist.

Außerdem hat der Timmeler Philosoph Wilhelm Schapp großen Einfluss auf einen Teil der aktuellen philosophischen Auseinandersetzungen.

David Fabricius, ein Pastor aus Osteel hat erstmals die Sonnenflecken entdeckt und beschrieben - ihm ist es gelungen, im "Walfisch" den Stern "Mira ceti" mit periodisch wechselndem Licht am 12. August 1596 zu entdecken und mit seinem Sohn Johann die Entdeckung der Sonnenflecken am 27. Februar 1611 zu machen. Dass es auch einige Torfköppe neben den schlauen Ostfriesengab, belegt, dass Fabricius mit einem Torfspaten erschlagen wurde.

Und die erste Frauenärztin Deutschlands, Hermine Heusler-Edenhuizen, kam aus Pewsum.

Samstag, Dezember 11, 2004

Honnît soit qui mal y pense

Bleiben wir noch einmal kurz in Britannien. Denn nicht nur die Schotten sind geizig, scheint mir. Beispiel? Zum einen ersteigern sogar die Londoner Behörden jetzt schon Ersatzteile für die U-Bahn bei eBay. Vor allem aber: Die britischen Behörden empfehlen Deutschland-Touristen Obdachlosenheime als äußerst preisgünstige Unterkünfte. Das Geld, was die Touristen dann gespart haben, geben sie natürlich an anderer Stelle aus. So hat ein Restaurant vor einiger Zeit den größten und teuersten Trüffel aller Zeiten gekauft. 850 Gramm schwer, 40.000 Pfund teuer. Ein komischer Klumpen, glich fast einem Koprolithen, einer fossilen Dinosaurierausscheidung - grau, klobig und in geradezu spektakulärer Weise unappetitlich. Dummerweise ist er jetzt verschimmelt, wie die Besitzer bei einem fachkundigen Blick in die Aufbewahrungsvitrine entsetzt feststellen mussten. Die Gourmetgemeinde weinte heiße Tränen, als der Pilz nun in der Nähe eines Baumes unter Blumen begraben wurde.

Nachtrag zum vorherigen Beitrag: In Stralsund wurde ein vermeintlicher Weihnachtsmann angezeigt wegen Beleidigung und Körperverletzung, da er scheinbar vehement nachhelfen wollte, als er merkte, dass sich niemand freiwillig mit ihm fotografieren lassen wollte. Trauriges Ereignis. Die Weihnachtsmann-Altie befindet sich im Sturzflug.

Llllaanfawas? Chrywydschnjaaääghrrrt! Padautz!

Llanfairpwllgwyngyllgogery-chwyrndrobwlllantysyliogogogoch heißt auf deutsch: "Die Marienkirche bei der weißen Esche über dem Strudel und die Kirche Sankt Tisilios bei der roten Höhle". Wales, oh wie liebe ich Deine Ortsnamen. Vor allem, weil wahrscheinlich nicht mal die Einheimischen genau wissen, wie man's ausspricht. Auch bei Pwllheli, Bwlch-Groes, Pontrhydfendigaid und Llanarmon-Dyffryn-Ceiriog flattert die Zung ratlos im Mundinnenraum umher und bringt verwegen wirre Laute heraus, die aber wahrscheinlich mit der richtigen Aussprache des Ortsnamens soviel Ähnlichkeit haben, wie eine auf Fuerteventura umgekommene Heuschrecke mit einem Siku-Feuerwehrleiterwagen oder einem Glas Milch mit Honig. Mit seinen Ortsnamen ist Wales schon im Guinness-Buch der Rekorde, mit einer anderen Aktion wollten sie hinein:

Mehr als 4000 Weihnachtsmänner sausten für einen wohltätigen Zweck rauschebärtig, mit rotem Mantel und einem "Hohoho" auf den Lippen, joggend für einen wohltätigen Zweck durch die Straßen von Newport - einer der am leichtesten auszusprechenden Ortschaften im kleinen Teilinselreich. Aber nicht nur in Stemwede, sondern auch in Wales scheint Weihnachten zum Fest der Hiebe zu werden. Denn nach einem feuchten Pub-Besuch war's mit "Hohoho" vorbei, und dreißig der Weihnachtsmänner fingen an, aufeinander einzudreschen. Die Polizei konnte die wild faustfuchtelnden, weihnachtsmännischen Trunkenbolde nur mit Hilfe von Tränengas und Schlagstöcken voneinander trennen. Bisher ist nicht bekannt, ob Zahnärzte dabei in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Donnerstag, Dezember 09, 2004

Kein Wort über Milch und Ohrfeigen

Manche Menschen halten Cola für sinnvoller als Suppe, weil man Cola nicht kühlpusten muss, wenn der Bus kommt. Unpraktisch ist Suppe selbst kühlgepustet noch, denn auch mit kühlgepusteter Suppe darf man nicht in den Bus. Mit Cola schon. Das ist aber ein Vergleich, der einen kein Mäuseschrittchen weiterbringt. Gedankenverschwendung. Wer stellt sich auch schon mit Suppe an eine Bushaltestelle?

Wichtigere Frage: Gibt es einen halbwegs harmlosen Weg, die Überreste einer festgebrutzelschmorten Plastikschöpfkelle restlos vom Topfboden abzubekommen? Die Glühwein-Reste sind weg, aber ein zähklebrig mit dem Edelstahl-Boden verschmolzener, knallharter PVC-Brei bappt immer noch unten im Topf fest und weigert sich bald störrischer, sich von der Stelle bewegen zu lassen, als ein Esel auf Kuba. Schweinebucht und Plastiktopfgeschmadder - ein diabolisches Konglomerat!

Ein hingegen vorzügliches Konglomerat ist übrigens mein neues Handy! Und der Held des Tages heißt Marco, seines Zeichens der Freund meiner Mitbewohnerin. Er hat mir sein altes Handy vermacht (baugleich mit meinem) und gestern abend spontan aus seinem alten und meinem zerdepperten Mobiltelefon mittels Taschenmesser, Schlitzschraubenzieher und einem großen Jutesack voll Feinmotorik ein neues, schickes, extrem funktionsfähiges Gerät zusammengebastelt. Respekt und Dank dem Handyreparierbär! I worship you!

Mittwoch, Dezember 08, 2004

Legen wir den Finger nocheinmal in die Wunde...

Abgehackte Finger sollen hier nicht leitmotivisch werden. Aber in den Kontext der glühweihnachtsmarktlichen Dekupierung passt die traurige Geschichte, die mir Carlo heute erzählt hat, und die wohl vor ein paar Tagen noch auf Spiegel-Online gestanden hat.

Ein Fußballer aus der Premiera Division in Spanien sauste im Torjubel begeistert nach seinem Treffer in die Fankurve, sprang am Gitterzaun hoch. Er sprang nun nicht von einem Hochhaus und blieb mit einem Augel an einem Nagel hängen (wie bei Otto), auch stürzte er nicht, wie Sideshow-Bob zusammen mit Bart Simpson von einem Staudamm und klemmte sich an einem Stahlrohr die Klöten. Aber beim Rückwärtswiederrunterspringen vom Zaun blieb er mit seinem Ehering im Drahtgitterhängen und riss sich den Ringfinger ab. Dumm: Auch der Finger konnte nicht mehr angenäht werden. Noch weit dümmer (und fast unmenschlich): Er bekam trotz Fingerverlustes noch die gelbe Karte wegen übertriebenen Jubelns.

Weihnachtsmarkt al dente

Gestern auf dem Weihnachtsmarkt warnte mich noch jemand vor den Langfingern, die einem den Geldbeutel mopsen, während man gemütlich die Hände und das Gemüt an brühwarmem Glühwein erwärmt. Doch nicht Langfinger, sondern in gewisser Hinsicht Kurzfinger waren das Problem auf dem Kuhkaffweihnachtsmarkt in Stemwede am Wochenende. In gemütlich vorweihnachtlicher Stimmung, zwei Tage vor Nikolaus, stieg ein paar Dorfvollfräsen der Punsch so zu Kopfe, dass sie zum Punch übergingen. Keile, Kloppe, fliegende Fäuste. Ein junger, smarter Zahnarzt mitte dreißig packte schleunigst seine Zivilcourage aus dem Rucksack aus, wollte den Streit schlichten, sprang zwischen die Prügelwütigen, um sie auseinander zu bringen. Und während er sich als Dr.med.dent. sonst sicher über gut gepflegte Beißer und makellosen Zahnschmelz freut, wurde es ihm hier zum Verhängnis. Denn einer der Querulanten riss die Kiefer auseinander und - Schwack! Gnurps! - biss ihm einen Finger ab. Mehr als wahrscheinlichwäre ihm in dem Fall ein Langfinger doch lieber gewesen - der Finger konnte nicht mehr angenäht werden.

P.S.:Der beißende Geruch verbrannten Glühweins hängt immer noch in unserer Bude.

Dienstag, Dezember 07, 2004

Festgebranntes Flüssiges

Komm ich grad nach Haus, steht die Tür offen, und der Flur stinkt gewaltigst verbrannt. Würzig-verkokelte Rauchschwaden schwängern die Luft. Aber es war kein angebranntes Essen, nix im Backofen, was steinhart gebacken worden wäre... es war festgebrannter Glühwein! Von meinen Mitbewohnerinnen auf dem Herd für einen gemütlichen Abend aufgesetzt und irgendwie dann doch wieder vergessen. Ne ziemliche Weile lang. Alle Flüssigkeit verdampft, Rest festgeschmort... jetzt riecht es seltsam in der Wohnung. Und dank der offenen Tür zieht es in den Flur. Schlau, das. Vor allem, weil im Flur gar kein Fenster ist. :)

Trojanische Pferde-Igel als Kaktusfeigen

Stichhaltige Hinweise gibt es auf die trügerische Gefahr von stacheligen Tropenfrüchten, wie z.B. Kaktusfeigen. Auch der Stechapfel ist nicht ohne. Wie gut unterrichtete Maschinenbauer-Kreise aus der Moselgegend herausgefunden haben, ist der Igel ein ganz schöner Schlingel. Er klettert heimlich in die Tropenfruchtregale der Supermärkte und tut so, als sei er eine Kaktusfeige. Und wenn man ihn dann gekauft hat, und zu Hause die Sachen auspackt, dann klettert er am Ende seiner odyseeischen Reise einfach aus der Plastiktüte - und kackt auf den Küchentisch.

Nicht der küchentischvollkackende trojanische Pferde-Igel, sondern der "Eselhase" ist übrigens ab heute Kosename des Monats.

Montag, Dezember 06, 2004

Zu spät, zu spät... doch dann ist es zu spät!

Gefährliches Königswissen:

"Pünktlichkeit ist die Fähigkeit, abschätzen zu können, um wieviel sich die anderen verspäten."

Beknackte Digitalformen verknackter Verbrecherinnen

Es gibt nicht viele Frauen, die Walter heißen. Wieso im Frauenknast so eine sitzt, und warum sie so heißt? Ich weiß es nicht. Aber den Frauenknast kann man jetzt auch auf dem heimischen PC installieren. Vielleicht lerne ich irgendwannmal wen kennen, der tatsächlich den geschlechterspezifischen Kerker gekauft und auf seinem Rechner eingerichtet hat. Mich würde schon interessieren, was man damit so anfangen kann... bisher ist es mir noch sehr schleierhaft.

Hingegen habe ich gelernt, dass folgendes wahren Mut als Mann erfordert: Er kommt in tiefster, schwarzer Nacht strumpelduun nach Hause getorkelt und schließt ungeschickt und lärmend die Haustür auf. Dahinter steht seine Frau in halber Erwartung eines Einbrechers und hält dabei einen Besen zum Schlag bereit (insofern sie nicht im Frauenknast sitzt oder selbigen auf dem PC installiert). Angesichts seiner besenbewehrten Frau fragt er dann: "Putzt Du, oder fliegst Du gleich weg?"

Sonntag, Dezember 05, 2004

Schildkröten tragen gemopste, scheibenförmige Ideen und pfannkuchige Bandnamen durchs All

Es war einmal. Ein öffentlicher Vortrag über Astronomie um die Jahrhundertwende. Bertrand Russell stand am Rednerpult und schilderte sternenklar, wie die Erde um die Sonne und die Sonne ihrerseits um den Mittelpunkt einer riesigen Ansammlung von Sternen kreist, die wir Galaxis nennen.

Als der Vortrag beendet war, gab es noch Zeit für Diskussionen. Hinten im im Saal stand eine kleine, hutzelige alte Frau auf und entgegnete:

"Was Sie uns da erzählt haben, stimmt alles nicht! In Wirklichkeit ist die Welt eine flache Scheibe, die von einer Riesenschildkröte auf dem Rücken getragen wird."

"Und worauf steht die Schildkröte?",

hielt der Wissenschaftler ihr mit einem überlegenen Lächeln entgegen.

"Sehr schlau, junger Mann", parierte die schrumpelige, vergnügt schmunzelnde Vettel. "Ich werd's Ihnen sagen: Da stehen lauter Riesenschildkröten aufeinander."

Eine Welt als Scheibe auf dem Rücken einer Riesenschildkröte - das kennt man doch! Terry Pratchett ist zwar nicht alt genug, um neben der knorrigen alten Dame im Plenum des kosmologischen Vortrags zu sitzen - die Anekdote scheint er aber irgendwo aufgeschnappt zu haben. Zu offensichtlich sind die Parallelen zwischen der Ideenwelt der Zweiflerin an Bertrand Russell und Pratchetts wiegeschnittenbrotverkaufter Scheibenwelt. Auch wenn die Riesenschildkröte, die Rincewind und Konsorten auf der Scheibenwelt durchs All trägt, nicht auf weiteren Schildkröten steht. Da sieht man mal, woher Schriftsteller sich ihre Ideen zusammenmopsen.

Woher Onkel Terry die Anekdote kennt, kann ich nicht sagen. Gefunden habe ich sie in "Eine kurze Geschichte der Zeit" von Stephen Hawking. Daher kennt er sie wohl eher nicht - der erste Scheibenweltroman "Die Farben der Magie" kam 1983 raus, das Buch von Hawking 1987.

And now to something completely different: Nachdem ich "Tölt" ja schon für einen brillanten Bandnamen halte, begeistern mich seit neuestem "The pantheistic Pancakepanopticon" oder wahlweise "Pancakes and Pantheism". "The world without zinc" ist auch immer noch im Rennen meiner Gunst weit vorne. Vorerst bräuchte es aber erst wieder etwas, was man auch benennen kann. Pfannkuchen sind ja immerhin auch scheibenförmig. Wenn sie auch selten von Schildkröten durchs Weltall getragen werden.

O sole mio - Sparpotenziale und neue Einkaufswelten rechts und links vom Fruchtgummiautomaten

Die Werbung suggeriert einem immer wieder, wieviel Geld man spart, wenn man trotzdem Geld ausgibt. Interessanter Ansatz. Das knackfrischeste Beispiel dafür habe ich gestern in den schmuddelig gefliesten Gängen des Münsteraner Bahnhofs gefunden. Links neben dem Fruchtgummiautomaten auf einem Plakat. Denn es lohnt sich enorm, Bus zu fahren. Wenn man mit der R 13 nach Bad Rothenfelde düst, spart man doch glatt einen Euro bei einem Besuch im Hallen-Sole-Wellenbad in Bad Rothenfelde. Na wenn das kein Deal ist!

Rechts neben dem Fruchtgummiautomaten steht jetzt übrigens ein neuer Automat. Jetzt kann man den einen Euro einwerfen, den man im Bad Rothenfelder Halle-Sole-Wellenbad gespart hat, und bekommt eine Lithiumbatterie. Für acht Euro gibt es eine Schnippschnapppappkamera, auch Nassrasierer kann man per Münzeinwurf sein eigen machen. Rund um die Uhr.

Samstag, Dezember 04, 2004

No more gebommel aber neue Erkenntnisse

Der Schmuck oder Schmock ist ab. Kein Tampongebommel mehr in unserer Wohnung. Irgendwelche Heinzelmännchen haben es heimlich des nachts abgehängt. Irgendwelche Sacknasen haben auch das Fahrrad geklaut, zu dem ich den Schlüssel hatte und mit dem ich gern weiterhin gefahren wäre.

Ich prangere das an!

Was ich auch anprangere, was mir aber einigen Aufschluss bietet:

Interessant war, wie überdurchschnittlich betrunken ich vor allem auf der Psycho-Party war. Und das bei vergleichsweise wenig Bier - drei Flaschen "Maisel's Weißbier" - vom "erfrischenden Getränkeladen" am Horstmarer Landweg. Ebenfalls sehr benebelt war ich ganz am Ende der WG-Einweihungsparty in der Gartenstraße am letzten Wochenende, nachdem ich ganz am Ende noch zwei Flaschen mitgebrachten Weizens getrunken hatte.

Schon seltsam, wie schnell ich nach dem Zeug betrunken wurde. Heute hab ich mir die Flaschen näher angesehen: "Mindestens haltbar bis 11.08.04" Frische geht anders.

Freitag, Dezember 03, 2004

Time to say goodbuy

Eine Ära geht zu Ende. Zwei Periodika von sportpädagogischem Rang und Namen werden dieses Jahr zum letzten Mal erschienen sein. 1960 durch eine Rezension von Hans-Magnus Enzensberger in einen beinahe schon weltliterarischen Stand geadelt, reichen sie in der Gesamtheit ihrer gedruckten Seiten vielleicht sogar an den Umfang der F-17-Bedienungsanleitung heran. Vielleicht. Definitiv wird es sie so nicht mehr geben. Dies ist ein indifferentes Requiem für den Quelle-Katalog und das Pendant von Neckermann. Adieu.

Wenn der Schutzmann ums Eck kommt...

Unbestätigten Gerüchten zufolge kommt ganz England mit weniger Beamten aus als Hamburg. Dafür erweitern die Beamten hier scheinbar ihren Wirkungskreis. Interessant fand ich folgendes Erlebnis letzte Woche am ganz frühen Freitag. Ort: Theißingstraße in Münster. Zeit: 0:58 Uhr.

Ich war zu Fuß unterwegs von der Südstraße zum Bahnhof, um den Nachtbus gen Heimat zu nehmen. Rasend geschwind zischte plötzlich ein Polizeiwagen an mir vorbei, jumpte mit Linksschlenker auf den Bürgersteig, bremste reifenquietschend und hielt an. Aus dem Auto selbst kamen befremdliche Geräusche - bioooooouuuuuuuuuu miep miep brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr zk zk zk bioooouuuuuuuuuuuu mädöööp, mädöööp. Dies soll kein postschwitterisches Dada-Gedicht werden, sondern nur die ungefähre Klangkulisse illustrieren. Erinnerte an Automatenvideospiele aus den Achtzigern. Quelle der Geräusche innerhalb des Streifenwagens? Unbekannt. So viele komische Geräusche, so gut. Interessanter war aber, dass eine (zumindest vermeintliche) Polizistin mit Uniform und Mütze aus dem Streifenwagen stieg, bei einer Wohnung klingelte und hineinging. Noch interessanter war dabei aber, dass sie vier Pizzakartons auf einem Arm trug. Die Polizei - Dein Freund und Pizzabote?

Donnerstag, Dezember 02, 2004

Was uns nicht gehört, wird bommelnd gemacht

Interessante Neuigkeiten aus der Tamponküchenwelt. Eine meiner Mitbewohnerinnen stellte fest: "Hey, der Tampon liegt ja immer noch auf dem Gewürzbord." Schmunzelndes Schulterzucken. Richtige Anmerkung. Interessant ist, dass der Tampon keiner meiner beiden Mitbewohnerinnen gehört - falsche Marke. Wer ihn da jetzt vergessen, verloren und künstlerisch hochwertvoll drapiert hat, bleibt im undurchsichtigen Nebel der Ahnungslosigkeit. Inzwischen liegt er nicht mehr da, sondern bommelt ausgepackt und hochdekorativ am Küchenfensterrolleau. Schick ist was anderes, finde ich. Aber nicht jede WG hat einen Tamponbommel im Küchenfenster.