Dienstag, Januar 31, 2006

Her mit dem Titel!

Hirnwindungen einschalten, ganz scharf nachdenken und gewinnen! Denn: Ich habe ein Problem. Meine Magisterarbeit steht kurz vor dem Beginn und auch wenn ich selten um Worte verlegen bin und auch das Thema schon klar umrissen habe, fehlt mir noch der Titel, der das Ganze prickelnd und knackig auf den Punkt bringt. Ich habe mich intensiv mit dem Thema befasst, aber die punktgenaue und präzise Klammer, die den Untersuchungsgegenstand knapp und präzise in wenigen Worten formuliert, will mir nicht so recht gelingen. Zig Versuche, doch ist jeder bisher noch knapp vorbei geschrammt; keiner hat mich wirklich zufrieden gestellt. Für die Anmeldung brauche ich nun aber den endgültigen Titel.

Insofern schreibe ich hier spontan einen Wettbewerb aus. Ich schildere Euch, was ich vorhabe, und Ihr geht in Euch und versucht, es möglichst knackig auf den Punkt zu bringen. Der beste Titel gewinnt einen Preis! (durchaus sehr ernst gemeint!) Als Gewinn winkt dem Sieger ein von mir höchstpersönlich ausgesuchter Roman, der dann kurze Zeit später im Siegerbriefkasten landen wird. Minderwertiger Murks wie bei Poertgen-Herder wird hier nicht verscheuert. Die Jury bei der Preisvergabe setzt sich aus mir als hochkarätiger Besetzung zusammen.

Worum soll's also gehen? Es wird gehen um einen Vergleich synchroner Kommunikations-Modi, also verschiedenen Möglichkeiten, in Echtzeit miteinander zu kommunizieren. Genauer: Ich plane den Vergleich von Face-to-Face-Kommunikation (also die direkte Begegnung mit anderen, Aug in Aug), Telefon und Chat - im Hinblick darauf, wie der Informations-Austausch im jeweiligen Modus funktioniert und mit besonderem Blick auf Wahrnehmung und Emotionen. Welche Möglichkeiten habe ich in welchem Modus, mir ein Bild vom Gegenüber zu machen, gerade auch von seinen emotionalen Stimmungslagen? Anhand welcher Reize und Hinweise entsteht mein Bild vom Kommunikationspartner, wie vollzieht sich die Identitätsbildung?

"Kommunikation und Emotion in Echtzeit. Eine vergleichende Analyse synchroner Kommunikationsmodi im Hinblick auf die Möglichkeiten der Wahrnehmung von Emotionsausdrücken und Identitätskonstruktion" - Ein wenig holprig, ein bisschen lang, insofern bei mir durchgefallen.

Bei Face-to-Face-Kommunikation stehen ja prinzipiell alle Sinneswahrnehmungen zur Verfügung. Ich bekomme den Inhalt des Gespräches mit, ich kann das Gegenüber nebenbei aber auch sehen - Körperhaltung und Gestik einordnen, ich kann die Sprachmelodie wahrnehmen, sehe, wie sich das Gegenüber kleidet, kann es unter Umständen berühren etc... und gerade Gestik/Mimik (nonverbal) und die Sprachmelodie (paraverbal) sind ja wichtige Übermittler von Emotions-Ausdrücken. Was passiert nun, wenn ich das Gegenüber und seine Gestik/Mimik nicht mehr sehen kann, wenn plötzlich beide Kommunikationspartner räumlich voneinander getrennt in ganz unterschiedlichen Umwelten und Kontexten am selben Gespräch teilhaben, sich vielleicht sogar noch nicht einmal je gesehen haben? Wie wird kompensiert, dass ich ihn (wie im Chat) nicht einmal mehr hören kann und das Ganze eher zu einer Art "an die gesprochene Sprache angelehntem Schriftdrama ohne dramaturgisches Konzept" wird, "das nie zur Aufführung kommt"?

Die linke Tour des Rechtswegs ist ausgeschlossen, eine Verleihung des Preises an mich selbst wird nicht stattfinden.

Montag, Januar 30, 2006

Radio killed the video star?

Schringschringschringzirpschringzirp
Nüdelwüdel Paik is dead
Schringschringschringzirpschringzirp
Gniedldidl Paik is dead
Schringschringschringzirpschringzirp
Nüdelwüdel Paik is dead
Schringschringschringzirpschringzirp
Gniedldidl Paik is dead

Tröt-tröt-tröt-trööööt. Humpahumpa. Ruarg. Ruarg.

Yes mournful is the melody
That echoes in their head
Without a beat they march along
Believing Paik is dead

(with allusion to the Residents)

Sonntag, Januar 29, 2006

Neues aus der Reihe "Dinge, die ich noch nie getan habe":

Mit Elefanten rückwärts seitwärts einparken.

Samstag, Januar 28, 2006

Mein Leben im Messerhandel

Wie viele dutzend Mal habe ich gemerkt, dass unsere Blicke sich kaum mehr treffen? Von Deinem Richterstuhl kann ich den brodelnden Abscheu über mein bloßes Dasein spüren. Klär mich darüber auf, wann genau Du so ein immenser Teil meines Lebens geworden bist, dass all Deine Lügen mich kratzen sollten, die nur darauf abzielen, mich in Abgründe zu stürzen. Pustekuchen! Mal wieder! Werd' mich nicht wieder von einer Reaktion abhängig machen!

Oh, wie ich mich an die bitterkalten Mauern aus schierem Eis erinnere, die emporschossen aus dem Nichts. Und ich kann jede einzelne der Lügen sehen, die Du jemals ausgeheckt und Dir eingeredet hast. Du blutest mich aus, bis ich verdorrt und ausgetrocknet bin; und ich frage nicht, warum ich zurückgelassen bleibe mit dem Staub. Judas Kuss, ich kündige, danke für den Fisch und all das, was ich geworden bin! Ich bin unverurteilt. Hey, warte gefälligst! Ich bin noch nicht durch mit dem Geschrei!

Ich sag Dir was und verfechte, dass Dir nichts Besseres einfällt. Verscheuer' mein Leben für 'nen Goldbarren. Such Dir fix jemand Anderen, bevor ich zu alt werde. Wenn ich für den Preis der Schönheit lebe, wirst Du mich mit all Deiner Scham bezahlen! Ich erspähe jeden Lichtschimmer in Deinen Gehirnwindungen jedes Mal aufs Neue, wenn ich vorbeigehe nur für Lärm und Geflüster. Dein Vergnügen an meinem Leid juckt mich nicht mehr. Ich bin jenseits Deiner Stoppuhr verloren, in der Echtzeit des Lebens ist das Leben echt! Stehen geblieben! Ich bin noch lange nicht durch mit Dir!

Mach Dir keine Mühe, Dich zu erheben. Ich war grad dabei, mich aus dem Raum zu verkrümeln, als die Tür Deines Urteils zurückschwang. Vielleicht halt' ich kurz inne, um Deinem Schauspiel beizuwohnen, ehe ich dann meines Wegs gehen werde. Zu viele dieser kindischen Spiele hab' ich mit ansehen müssen. Für jede Minute jedes Tages, die ich mich darauf eingelassen habe, durchwurmt mich beißende Scham. Die schlimmsten aller Feinde sind allzuoft verflossene Freunde.

Frei nach: Boysetsfire - My life in the knife trade

Freitag, Januar 27, 2006

Plattdüütske Spreekworden (VI)

"Eenfach man nüülk, sä de Düüwel un' streek sück sien Steert arfkengröön an."

(Einfach aber niedlich, sagte der Teufel und pinselte seinen Schwanz erbsengrün an)

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Bon anniversaire!

Kulturtouristen werden mehr als je zuvor mit Mörike als Reise-Lektüre nach Prag strömen. Vielleicht ertönt zur Abschlussgala der WM gar das Lacrimosa aus dem Requiem? Vielleicht fällt die WM wegen des Mozartjahres auch komplett aus, wie Rattelschneck in der Zeit mutmaßte?

Die Jubiläums- Marketing-Maschine sirrt wie irre. Nach Einstein nun Wolferl. Gedenkjahre haben (gerade in diesem Fall) absolute Berechtigung, vor allem aber Höchstkonjunktur. Der Hype des Giganten macht mich fast schwindelig, treibt beinah in die Flucht. Erst nächstes Jahr wieder Mozart hören.

Doch einer der großartigsten Komponisten der Musikhistorie hat trotz meiner zähneknirschenden Abneigung gegen seine kommerzielle Ausschlachtung verdient, dass ihm ein Musikwissenschaftsstudent zum 250. Geburtstag gratuliert. Herzlichen Glückwunsch, Johannes Chrysostomus Wolfgang Gottlieb.

Donnerstag, Januar 26, 2006

Das dritte Brotmesser ohne Brotmesser

Der Saga dritter Teil, in dem obskure Erinnerungen neue Ebenen eröffnen. Der Leser wird in fremde Welten geschleudert. Zukünftige Handlungen werfen ihre versteckten Schatten, neue Fährten schleichen sich ein, bleiben aber noch nebulös und harren ihrer Entdeckung.

„Zuviel Stille macht mürbe“, dachte Gregor, „Zeit für Musik.“

Er raffte sich auf und schlurfte zum CD-Player. Sein Blick durchschlängelte das übervölkerte Holzregal mit den Tonträgern. Kurz legte er seinen Zeigefinger auf die sprüden Lippen, grübelte. Dann zupfte er eine Platte heraus und schickte sie in den Schlund des Abspielers. Er plumpste zurück in den Sessel. Die Federn quietschten. Mit dem Ellenbogen streifte er seinen Kaffeebecher. Fast hätte er seinen Cappuccino dabei von der Lehne gefegt. Nur ein paar Tropfen schwappten über.

„Die Flecken kann ich auch morgen wegschrubben.“

Ein Glockenspiel klimperte leicht schräg gegen schleppend schepperndes Schlagzeug, psychedelische Gitarren und langgezogene Streicher. Novokain für die Seele. Die unheimlichen, riesigen Mädchenaugen, der kranke Blick, der schöne Freak. Die erste Platte der Eels. Und plötzlich ratterte es in seinem Kopf. Die Musik fuhr ihre knöchrigen Langfinger aus, holte den Dietrich aus der Jackentasche und öffnete damit versteckte Hirnpforten. Dahinter wurde im Kopfkino eine unangekündigte Vorstellung mit alten Aufnahmen längst vergessen geglaubter Erlebnisse gezeigt, (auf Super-8?) und erst noch etwas verschwommen. Allmählich schärfte sich das Bild, die Farben wurden klarer. Der Film hörte auf den erschreckend öden Arbeitstitel „Gregor kauft die Eels-CD“.

Er spähte sich selbst über die Schulter. Gregor als Neunzehnjähriger, im Oktober vor elf Jahren in Minsk. Mit verwaschener Jeansjacke in der verwitterten Markthalle aus zerbröselndem Waschbeton zwischen Dynamo-Stadion, dem Museum des Vaterländischen Krieges und dem Platz des Sieges, an dem die ewige Flamme brannte. Über wen da wer gesiegt hatte, war Gregor entfallen. Auch, für wen die Flamme brannte. Wahrscheinlich hatte der Vaterländische Krieg etwas damit zu tun gehabt. Völlig unsinnig erschien ihm die Idee zumindest nicht.

Die Markthalle war ein riesiger, verwitterter Betonklotz, dessen bröseliges Dach sich weit geschwungen und lebensmüde wölbte. Darunter quirlte schwermütige Lebhaftigkeit. Schäbbig bekittelte Bauern trugen Diesel in übervollen, angerosteten Blecheimern nach draußen, um ihre knallblauen Traktoren damit zu betanken. Kanister waren womöglich zu teuer oder einfach nicht ihr Bier. Treibstoff plätscherte über den Rand, sickerte in den porösen Kiesboden. Plötzlich krabbelten sogar Erinnerungen an den ebenso faszinierenden wie Ekel erregenden Geruch dort aus der Erinnerungsschatzkiste zurück ins Bewusstsein. Der Treibstoffgeruch mischte sich in den Dunst von frisch gebackenem Brot, in Essig eingelegtem Weißkohl, Urin, Halva, roter Bete, Mottenkugeln und abgehangener Blutwurst.

Hier in der Markthalle gab es nahezu alles Lebensnotwendige. Alles, was sich kochen, backen und braten ließ, Jacken wie Hosen, Hämmer, Kreissägen, Nachtsichtgeräte. Aber auch einiges, was vielleicht in der Dringlichkeitsliste des Überlebens weniger weit oben stand. Das hervorstechendste Beispiel dieser Kategorie war für Gregor ein knapp meterhohes Plastikkreuz von Jesu Kreuzigung gewesen, in das Dutzende, kleiner, bunter Leuchtdioden eingelassen waren. Auf Knopfdruck blinkten diese hektisch, und dazu quäkte aus einem kleinen Lautsprecher am Fuße des Kreuzes eine Melodie, die Gregor von einer CD mit russisch-orthodoxen Liturgiegesängen zu kennen glaubte, die er vor Jahren mal auf einem Flohmarkt äußerst günstig erstanden hatte. Neben dem obskuren Kreuz hatten auf dem Tapeziertisch noch aufziehbare Blechsoldaten der Roten Armee gestanden, bei denen ebenfalls Leuchtdioden blinkten. Aus den Augen. Beinahe unheimlich.
Immer wieder hatten freundlich und zahnarm lächelnde, faltige Herren in kälteanfälligen Lumpenkleidern „Druschba!“ - Freundschaft! – gerufen und über Angebote zum Bruderschaftstrunk mit hausgebranntem Wodka versucht, die Jungen für ihr hochprozentiges Kartoffeldestillat zu begeistern.

An einigen Ecken der kargen Markthalle konnte man aus Blechtonnen, in denen unten Holzkohle schwelte, sogenannte „Rattenbäuche“ kaufen. In Teig eingeschlagenes Hackfleisch, dessen Name und Anblick Gregor allerdings den Appetit verschlagen hatte. Ein Verkäufer einige Meter weiter schlürfte Bier aus einem Einweckglas. Er hatte sogar den Weckring drangelassen und verkaufte Kunstdrucke in erschreckend schlechter Qualität, hauptsächlich Maler des zwanzigsten Jahrhunderts – Magritte, Dalí, Kandinsky, Miró. Das Kunstwerk im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit. Die technischen Reproduktionsmöglichkeiten schienen in diesem Fall allerdings ausbaufähig. Für einen Moment war trotzdem Gregor geneigt gewesen, sich einen Druck der konzentrischen Kreise Kandinskys zu kaufen. Doch das Papier stank sauer, die Farben waren sehr blass, der Druck selbst sehr streifig. Außerdem: Die Reisetasche war auf dem Hinweg schon fast auseinandergerissen, wo sollte man da noch ein Poster reinstopfen ohne dass es knickte? Gregor hatte es folglich nicht gekauft.

Aus einer relativ windstillen Ecke in der Halle krähte Musik durch das lebhaft durcheinander murmelnde, feilschende und feilbietende Treiben: Das Folklore-Trio „Kressiwa“, zu deutsch: Feuerstein, spielte, in traditionellen Trachten gewandet, rasante wilde Polkas, Tänze und schmerzhaft langsame Trauergesänge über erlittenes Leid. In jeder Pause hielten die zwei Balalaika-Spieler und der Sänger sich selbstbeschriftete Wodkaflaschen an den Hals und ließen den scharfen Schnaps in erschreckend großen Schlücken die Kehle runtergluckern. Einige Adern in ihren Gesichtern waren geplatzt. Die beiden Tänzerinnen, die zusätzlich zur Gruppe gehörten, hatten nicht einen Schluck abbekommen, vielleicht aus Rücksicht auf deren Beinkoordination.

Irgendwo dort hatte Gregor vollkommen unerwartet die CD der Eels gefunden, auf einem kleinen Flickenteppich, ebenerdig, Zwischen noch fettigen Speckschwarten und blutigen, gehäuteten Schafsköpfen, orthodoxen Marien-Ikonen und alten Militäruniformen der Sowjetzeit war es ein mehr als verblüffender Fund gewesen. Nicht U2, nicht Michael Jackson, nicht die Scorpions – die Eels in einem Haufen sowjetischer Schlager-CDs. Ausgerechnet die Eels. Und die erschienen ihm schlagartig als wesentlich sinnvollere Investition gegenüber dem schäbigen Kandinsky-Druck. Die einzige westliche CD, die er sonst noch dort hätte kaufen können, wäre „Eins, zwei, Polizei“ von Modo gewesen. Ein heutzutage nicht zu Unrecht fast vergessenes Stück Musik. Frank, der Bassist seiner früheren Band, hatte im Scherz einmal angemerkt: „Sollte mich irgendwann mal der Lebensmut verlassen und ich mich umbringen wollen, werde ich mich stilvoll in die Badewanne legen, brüllend laut ‚Eins, zwei, Polizei’ von Modo hören und dann einen Toaster mit ins Wasser werfen.“ Bislang lebte Frank noch. Gottseidank.

Fortsetzung folgt...
Teil 1
Teil 2

Mittwoch, Januar 25, 2006

Es war einmal...






















In ganz jungen Jahren ließ sich bei einem verschmitzten Wald- und Wiesenschrat mitten in Ostfriesland eine Vorliebe für seltsame Kopfbedeckungen nicht immer abstreiten.

Dienstag, Januar 24, 2006

Der leise Zauber über dem Sommer unweit vom Nordstrand

Gemütlich lässt die Sonne ihre Strahlen durch den warmen Staub in der Luft auf den Helmholtzplatz gleiten. Wir betreten ein typisches Haus am Prenzlauer Berg. Die Eingangstür zum karg getünchten Hausflur ist mit Graffitis verschmiert, deren Gehalt wohl sogar die Sprüher selbst inzwischen wieder vergessen haben. Reinkommen und gleich rechts, da wohnen Kathrin und ihr liebenswerter Teenie-Sohn Max. Ab und zu malt sie gern. Die Häuser, die sie malt, sehen aus wie die Häuser, die sie malt. Zumindest fast. Dann kann man später vergleichen, wie anders sie ausgesehen haben, falls die Häuser irgendwann mal anders aussehen. Vielleicht könnte man sie auch verkaufen, aber bislang interessiert sich dafür niemand. Solange lehnen sie vorerst am zuckerkulörfarbenen Kohleofen. Auch, wenn Kathrin das Geld gut gebrauchen könnte.

Das kleine Paradies hoch über der Straße

Denn Max sehnt sich, endlich Jogging-Schuhe mit eingebauter Klima-Anlage, Stoßfederung und anderem Schnickschnack zu haben, mit denen er bei seinen Freunden und vor allem bei seiner sportlichen, heimlichen Liebe mithalten kann. Doch Arbeit hat Kathrin momentan keine. Und mit fast vierzig, nein! neununddreißigeinhalb, ist es für eine gelernte Schauwerbegestalterin gar nicht so leicht, einen neuen Job zu finden. Vor allem, wenn man schüchtern ist. Sie müht sich, besucht Assessment-Center-Kurse, der Erfolg versteckt sich aber weiter irgendwo in den Büschen der Nachbarschaft, an die Kapuzenträger heimlich pinkeln, wenn keiner hinguckt. Zeit hat sie vorerst genug. Doch so richtig klappt höchst wenig. Schlüpfer liegen trotzdem quer verstreut, eingekauft werden könnte mal wieder, außer Schoko-Flakes, Milch, Wein und Wodka ist fast nix im Haus. Wein und Wodka wandern bis spät in die Nacht mit nach oben ins Dachgeschoss. Dort hat Kathrins beste Freundin Nike ihr pastellgestrichenes Reich und einen kleinen Betonbalkon, auf dem sich trefflich die ganze laue Sommernacht durch quatschen, lachen, trinken und träumen lässt. Von herrlichen Berufen, dem faustgenau passenden Traummann, etwas mehr Leichtigkeit im Alltag. Mit geweiteten Blutbahnen und beschwingt-benebeltem Bewusstsein lassen sich darüber hinaus auch treffliche Telefonstreiche beim Ex-Mann oder dem Apotheker gegenüber aushecken.

Der Taumel durchs Leben

Mit zuviel Schnaps in der Blutbahn und heiser gelacht strumpelt Kathrin oft erst im Morgengrauen zurück in ihre verschluderte Butze. Oft mit so großem Gerumpel, dass Max verstört aus dem Schlaf schreckt. Am nächsten Tag sind die Flaschen so leer wie der Kopf dick. Träge schält sich Kathrin erst gegen Mittag aus den Laken, während die kecke Nike in ihren aufreizend schrillen und knatschengen Klamotten schon morgens ihre tägliche Tour beginnt, um ihrem Job nachzugehen, pflegebedürftige alte Menschen zu betreuen. Denn im Kopf des schrumpelfaltigen Kauzes Oskar herrscht mal wieder Achterbahn. Gerade eben war seine tote Frau zu Besuch, die Kaffeedose ist auf eigene Faust in den Kachelofen gekrabbelt und das Klo spült sich auf wundersame Weise immer noch nicht von selbst. Der greise Herr Neumann liegt unbeweglich mit seinem verhutzelten Alm-Öhi-Bart im Bett und wundert sich: Er muss doch in die Schule. Und die schelmische Helene ärgert sich wieder mit ihrer kuhblöden Tochter herum, die ihr das tägliche Akkordeonspiel und vor allem die heiß geliebten Groschenromanvorlesungen verbieten will. Kurz darauf wird Kathrin fast auf der Straße von einem Teppich-Laster übergebügelt, kommt mit dem Schrecken davon, aber plötzlich nimmt das Leben aller Beteiligten erstaunliche Wendungen...

Es scheint, wie es ist

Ein faszinierend brüchiges Idyll zeichnet Andreas Dresen mit feinem Strich in seinem Film "Sommer vorm Balkon". Völlig ungeschminkt und mit liebevollem Blick für Details zeichnet er seine Figuren und begleitet sie mit warmherzigem Blick bei ihrem Stolpern durchs Leben - beim Straucheln und Scheitern, bei den zarten Glücksmomenten und bei den Stunden kurz vor dem Abgrund, bei ihrem sehnsuchtsvollen Schwelgen, bei den kleinen Sensationen und Katastrophen, beim luftigen Aufsteigen und herben Zerplatzen verträumter Seifenblasen. Trunksucht und Tod, Liebe und Leben, Sex und Frust, Kind und Kneipe. Die kodderschnäuzigen und oft verschmitzten Dialoge sind herrlich erfrischend und nirgends gestellt.

Mittendrin statt nur dabei

Auf wundersame Weise schafft Dresen, Sponaneität zu inszenieren und die punktgenaue Gratwanderung zwischen ungestelltem, Herz erfrischendem Witz und zerknirschender Melancholie. Nirgends kitschig, nirgends platt. Hier gibt es Aldi-Marmelade und Lidl-Cola zum Frühstück, das mit liebevoller Hingabe auf dem Billiggeschirr serviert wird, die Unterwäsche hängt noch windschief überm Stuhl. Alles wirkt stimmig in seiner Brüchigkeit, die das Leben ist - nichts gestellt. Es ist, als würde man einen direkten Blick in ein fremdes Leben geschenkt bekommen. Als wäre man der Dritte im Bunde, der inmitten sternüberfunkelter Sommernächte hinter den struppigen Blumen mit Nike und Kathrin auf dem Balkon albert, als säße man mit ihnen beim Feierabendbier am Tresen der Kneipe um die Ecke, mitten dabei in den lauten und leisen, lustigen und traurigen Momenten. Getragen wird der Film vom völlig unprätentiösen und echten Spiel der Darsteller, die ihren kauzigen und vielschichtigen Figuren Leben einhauchen, einfühlsam und verschmitzt mit ihren Rollen verschmelzen. Hinzu kommen die stimmungsvollen Bilder, die der Kamermann eingefangen hat.

Die Stadt in der Stadt und ihr Film

Ein wenig ist "Sommer vorm Balkon" für den Prenzlauer Berg das, was "Die fabelhafte Welt der Amélie" für Montmartre war: Eine atmosphärisch dichte Liebeserklärung an einen Stadtteil mit seinen Menschen und seinem Flair. Doch ist "Sommer vorm Balkon" weniger verspielt und märchenhaft, klammert die Brüche und Schieflagen in Leben und Stadt nicht aus und bezieht gerade daraus seine eigentümliche, einfangende, zarte Poesie. Für mich ist "Sommer vorm Balkon" fast ein kleines Kinowunder und der vielleicht schönste deutsche Film der letzten Jahre.

Montag, Januar 23, 2006

The new look

Eine kleine, aber klar sichtbare Änderung ist in Absurdistan eingezogen. Dank der großartigen Hilfe von Kathleen konnte ich kreativ werden, habe am Wochenende Stifte und Pinsel geschwungen und darf jetzt einen neuen Header präsentieren. Ein bisschen weniger schlicht, dafür etwas absurder. Ich hoffe, die Ladezeiten nehmen keine Stunden in Anspruch.

Sonntag, Januar 22, 2006

Unregelmäßig regelmäßige Musiktipps für geschmackvolle Gemüter - heute: We are Scientists

Arme werden durch die Luft geworfen, Beine zucken ekstatisch, die Haare wirbeln zwischen den Scheiteln herum. Die Tanzlust hat den Rock zurückerobert. Wuselige Schlagzeug- rhythmen federn beschwingt, grinsende Gitarrenakkorde hüpfen darüber, der Bass turnt vergnügt unter beiden hindurch. Da hat man grade das nächste große Ding entdeckt und schon kommt noch eins. Franz Ferdinand, Bloc Party, Maximo Park, Hard-Fi, The Arcade Fire und jüngst die Arctic Monkees.

Allesamt tüten sie den Weltschmerz und befindlichkeitsfixierte Wehmut in bunte Baumwolltaschen und verstauen sie bis auf weiteres auf dem Dachboden. Gute-Laune-Alarm ist angesagt.

Lieber die Stadt rot streichen als das Leben schwarz malen.

Ein weiterer Kandidat für das nächste große Ding sind We are Scientists, die britischst klingenden Kalifornier der letzten Jahre, die sich mit ihrem schweißtreibend glitzernden Rock in die Hörerohren wurmen. Wem es keine Angst einjagt, wenn die Mundwinkel sich aufwärts biegen und erst kurz vor den Ohrläppchen halt machen, könnte ein Ohr riskieren bei Nobody move, nobody get hurt, dem Opener zur neuen Platte "With love and squalor" oder bei It's a hit. Beides famose Hits, zumal sich auf der Platte weitere strahlende Perlen tummeln. Doch die gibt's vorerst noch nicht für lau, und somit gibt's hier diese kostenlosen Appetithappen. Insofern: Runterladen, reinhören und vielleicht Lust auf mehr bekommen. Mehr als ein Jahrhundert nach Nietzsche gibt es neuen Grund, die fröhliche Wissenschaft für sich zu entdecken.

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Samstag, Januar 21, 2006

Die Wa(h)ren Praktikanten

Gedauert hatte es. Aber nach jahrelangen Statik-Tests, ewigen Nachbesserungen an neuralgischen Punkten und Problemen mit der Materialkonsistenz konnte nun vor Kurzem erstmals der serienreife, virtuelle Warenkorb präsentiert werden, in den auch (Praktikums-)Kandidaten als Waren gelegt und problemlos transportiert werden können.

Screenshot von www.praktika.de

Freitag, Januar 20, 2006

The Brotmesser goes on

Der Saga zweiter Teil

Zwei Wochen war das her. Vielleicht auch drei. Seitdem war Jörg in ein wüst brodelndes Meer körperlicher Leidenschaft abgetaucht - für den Rest der Welt verschollen. Auch für Gregor. Janine gerade zwanzig, hatte eine Lehre als Floristin abgebrochen und jobbte jetzt an der Rezeption in einem schummrigen Stripclub auf dem Kiez unten am Hafen, unweit vom Hamburger Berg. Jörg zufolge, keimte in ihr die Hoffnung, dort bald auch tanzen zu dürfen und vielleicht gar zum Revuestar aufzusteigen. Intellektuell das Wasser reichen konnte sie Jörg kaum, der seit seinem Wirtschaftswissenschaftsstudium in einem Verlag für Finanzratgeber Lehrbücher für Rechnungswesen lektorierte.

Erinnerungen an den gemeinsamen Kneipenabend, an dem ihm Jörg die Neuigkeiten unterbreitet hatte, krabbelten aus dem Gedächtnis zurück, während Gregor sich kurz aus dem Ohrensessel erhob, um sich einen Pulvercappuccino aufzugießen.

"Intellektuelle Augenhöhe... papperlapingpong, sach ich Dir! Zuviel intellektuelle Augenhöhe sorgt auf Dauer für Sehschwäche! Du solltest weniger denken und mehr handeln, mein Lieber! Zuviel Geist lähmt! Wenn der Intellekt komplett Schwanz und Blick in die Schraubzwinge presst, verstellt er dsie Sicht auf das Wesentliche. Wenn ich mich auf Geistes-Ebene stimulieren möchte, hab' ich doch meine Freunde", umriss Jörg seinen Standpunkt. "Nicht viel Licht oben. Aber vorne zweitausend Volt und’n feuchten Schlitz, das ist die Hauptsache. Mann, das ist ne echte Granatenbraut! Weltklasse, solange sie den Mund nicht zum Sprechen aufmacht. Gott sei dank tut sie das nur selten." Er hatte Gregor schelmisch zugezwinkert, ihm kumpelhaft auf die Schulter geklopft und ein blechernes Lachen aus dem Rachen klappern lassen. "Nur Spaß!" Dann hatte er beiden noch nen Absacker bestellt. Gregor hatte mitgelacht. Ein wenig gekünstelt. Dann meinte er nur: "Manchmal bist Du echt ein Vollhorst, weißte das? Aber die Frauen scheinen ja drauf zu stehen." Jörg hatte energisch an seiner Zigarette gezogen. "Worauf Du einen lassen kannst, Alter!" In seine neuerliche Blech-Lache mischte sich ein dünnes Fiepen. Sein Gesicht schwoll rot an, er hatte sich am Rauch verschluckt.

Mit gelacht hatte Gregor. Doch waren solche Aussagen und Auffassung nicht seine Tasse Tee, sorgten für Schwindel wegen zu heftigen Kopfschüttelns. Klar, auch in ihm bewirkte der Anblick eines wohlgeformten weiblichen Körpers ein anziehendes, gespanntes Kribbeln und die Synapsen begannen eine spontan einberufe Akkordarbeitschicht. Trotzdem.

„Sanft geschwungene Rundungen, feuchte Lippen, zarte Bisse unter heißen Küssen, sich im Rücken festkrallen, ihren Atemhauch im Ohr spüren... Klar ist das hinreißend, toll. Verwuschelte Haare zwischen zerwühlten Kissen, wolllüstiges Grinsen nach dem Aufwachen... traumhauft! Doch wenn man außer dem Körperlichen nichts an einer Frau interessant findet, außer der leidenschaftlichen Zuneigung keine Ebene besteht, auf der man etwas mit ihr teilen kann... wenn Du einen Witz machst, und sie Dich nur mit verwirrten Glupschaugen ansieht - mit einem imaginären, blinkenden Fragezeichen auf der Stirn, verständnislos... wenn sie dann vielleicht trotzdem zumindest albern kichert, weil sie ahnt, dass das, was Du gerade gesagt hast, wohl witzig gewesen sein soll... das ist doch Schrott! Da fehlt doch das Bedeutende Quäntchen 'mehr'!" murmelte Gregor vor sich hin, als er das kochende Wasser in seinen Becher kippte. "Die Geilheit auf den weiblichen Körper sollte doch in einer wesentlich größeren und umfassenderen Attraktivität aufgehen... erst die macht eine Frau begehrenswert, oder nicht? Bin ich da echt zu idealistisch? Ist das schon zuviel verlangt?" Eingestehen musste er sich, dass dieses Anspruchsdenken a priori die „Zielgruppe“ enorm verkleinerte.

Und er die Erfolgsspur in den letzten Jahren doch ein wenig aus den Augen verloren hatte. Jörg würde schon wissen, was er tat. Außerdem war es schließlich sein Leben. Und das war allerdings, wie Gregor leicht seufzend feststellen musste, seit einiger Zeit doch bedeutend aufregender als sein eigenes. Regentropfen klatschten unentwegt gegen das Fenster, taten sich zusammen und rannen als trübe Tränen die Scheibe hinunter. Fernsehen wollte Gregor nicht, zum Lesen war er nach dem harten Tag auf der Arbeit zu müde.

Als Grafiker in einer der großen Hamburger Werbeagenturen sollte er ein neues Logo für den Flughafen in Fuhlsbüttel entwerfen. Frisch sollte es sein, frech und prägnant, neugierig machen, und ein aufsteigendes Flugzeug, eine Landebahn und eine aufgehende Sonne sollten darin zu sehen sein. Zwölf Entwürfe hatte er sich abgerungen und dem PR-Chef der Flughafenbetreiber zugeschickt. Dr. Achenbach. Dem hatte nicht einer ansatzweise zugesagt. Arroganter Ignorant!

„Entfernt hat es etwas vom Kampf Don Quixotes gegen die Windmühle“, dachte Gregor und begann schmunzelnd, sich den fettleibigen PR-Chef des Flughafens als mit den Armen rudernde Nadelstreifenanzug-Windmühle vorzustellen: mit seinem dreifaltigen Kinn, der fliehenden, fettglitzernden Stirn mit dem schon fast auf den Hinterkopf zurückgezogenen, grau melierten Haaransatz, mit seiner randlosen, absichtlich tief auf die möglichst hoch gehaltene Nasenspitze geschobenen Brille. Dazu dieser undurchsichtige Buttermilchblick. Zu seinen meist braunen Anzügen kombinierte er mit bestechender Zielstrebigkeit Hemden und Krawatten in unmöglichen Mustern und Farbkombinationen, vor deren Anblick es Gregor beinahe grauste. Gleichzeitig inszenierte Dr. Achenbach sich gern als Kunstgönner und glänzte auf Vernissagen sich mit angelesenem Halbwissen, war auch angeblich nach London geflogen, um auf einer Auktion für einen echten Magritte mitzubieten. Wahrscheinlich war Dr. Achenbach auch auf besagter Ausstellungseröffnung gewesen, auf der Jörg und Janine sich kennen gelernt hatten. Wahrscheinlich hatte aus seinen unsachverständigen, erzkonservativen Augen besonders große Entrüstung im Blick die Missgeschickliche getroffen.

"Arroganter Kackschnösel", entfuhr es Gregor, zurück im Ohrensessel, den heißen Kaffeebecherboden auf dem Oberschenkel. Kleine Wutfunken glommen auf in ihm. Gerade schnöde Schnösel wie Dr. Achenbach waren der vermaledeite Grund, warum Gregors Sozialleben in letzter Zeit recht häufig zu Gunsten unnötiger Arbeit hatte weit zurück treten müssen. Ein Punkt, der ihm mehr als sauer aufstieß.

Entgegen seinem gönnerischen Gestus, dem universalgebildeten Nimbus, den Dr. Achenbach anknipste vor dem Verlassen des Hauses, auf dem Weg zu öffentlichen Anlässen, ließ sein Büro nur bedingt auf großen Kunstverstand schließen. Hauptsächlich hingen unscharfe Luftaufnahmen des Flughafengeländes oder Außenansichten der Terminals an den weißen, kühlen Wänden. Und doch machte die Helligkeit einen Bogen um das Zimmer, das sie die düstere Inneneinrichtung fürchtete - klobige, schlichte dunkle Schränke (Eiche massiv), auf einem davon Familienfotos (gestellt), golden eingerahmt. Darüber eine Schwarzwälder Kuckucksuhr, daneben ein schwarzes Stahlregal mit Aktenordnern. Auf seinem Schreibtisch lungerte eine Miniaturnachbildung der Sphinx aus Lapislazuli. „Hat mir meine Mutter mitgebracht, aus Ägypten.“, hatte Achenbach geschnurrt - Gregor daraufhin zustimmend genickt, sein Unterbewusstsein zu rätseln begonnen und sich blass an einen nur entfernt verwandten Zusammenhang von Mutter und Sphinx erinnert.

Teil III folgt in Kürze in diesem Theater...

Teil I

Donnerstag, Januar 19, 2006

Omas altes Brotmesser

Der Saga erster Teil

Die altersmüden Eisenfedern seines Ohrensessels quietschten, als Gregor sich hineinfallen ließ. „Wenn man so was nur schmieren könnte“, grummelte er. Dann breitete sich wieder die vorherige Stille aus. Schlaff und träge hing Gregor in den Polstern und starrte aus dem Fenster hinab. Minutenlang. Unten: die dunkle Ereignislosigkeit der Straße unterhalb seiner Wohnung. Straßenlaternen langweilten die regenfeuchten Pflastersteinen mit ihren kalten Lichtkegeln, dicht an dicht geparkt schlummerten abgestellte Kleinwagen am Fahrbahnrand. Kein Hauch, kein Laut.

Auch er selbst verharrte reglos, halb von einem Dämmertraum umfangen, unentschlossen. Keiner seiner Freunde hatte heute abend Zeit, geschweige denn Lust, etwas zu unternehmen - obwohl er endlich einmal früher Feierabend bekommen hatte. Wobei: er hatte es noch nicht bei Jörg versucht. Sich auf ein, zwei Guinness im „St. Patrick’s“ um die Ecke treffen, das wäre schon ne feine Sache. Gregor liebte das dunkle Gebräu mit seiner moorbrackigen Konsistenz. Seine Finger huschten über die Telefontastatur. Geduldig wartete Gregor ein ums andere Freizeichen ab. Dann endlich.

"Hallo? Oh hi, Stephan! Ist Jörg auch da? ... Bei wem ist der? ... Bei Janine? Janine, Janine... Wer zum Henker ist denn nochmal... achja... ach die... und mit der ist er, ich meine... die sind jetzt wirklich?... Ja, Mist, ich wollte ihn nur fragen, ob er... naja, ist auch egal... nee, war nichts Dringendes... gut, richte ihm nen lieben Gruß aus."

Die prickelnde Leidenschaft, die Jörg für sie empfand, verstand Gregor nicht. Allein wie beide zueinander gefunden hatten – ausgerechnet auf einer Vernissage für zeitgenössische Kunst. Kurzzeitig raschelte ein Lächeln in Gregors Mundwinken. Janine interessierte sich nicht für Kunst. Aber sie ging gern zu Ausstellungseröffnungen, weil es kostenlos Sekt zu trinken gab - ihr Lieblingsgetränk, das sie nicht zuletzt so liebte, weil es beim Trinken „so lustig in der Nase prickelt“. Auch dieses Mal hatte sie sich in die Galerie geschlichen und sich sofort in Richtung der schlanken Gläser orientiert, bei denen sie sich reichlich bediente, während der Galerist den Kunstinteressierten die Exponate näher brachte. Fluxus. Klang wie Luxus, fand Janine. Und Luxus war genau ihr Ding.

Was Janine nicht gut konnte, war Maß halten. Und so hatte sie binnen kürzester Zeit fast anderthalb Flaschen perlenden Schaumweins in ihr Glas und hinter ihre Binde gegossen, war mit ihren hochhackigen Stöckelschuhen, auf denen sie sich nur sehr ungelenk bewegte, sturzbetrunken wie sie war, gestolpert und in das kalte Büffet gestürzt. Direkt zwischen roter Grütze und der Matjesplatte. Es hatte ein markerschütterndes Geschepper gegeben, und ehe sie sich versah, hing Janine auf dem Fußboden, verkeilt in den Tapetentisch, auf den das Büffet drapiert war.

Aus ihren wallenden, dauergewellten Locken troff rote Grütze; auf ihrem knappen und tief ausgeschnittenen Kleid klebten gleichmäßig Remoulade, Garnelen und Ziergemüse. Aus ihrem Decolleté ragte der Schwanz einer Makrele. Vom eigenen Missgeschick berührt und vom Alkohol benebelt, begann Janine hysterisch zu lachen. Eher noch kreischte sie.

Die hochwohlgeborenen Besucher der Vernissage erstarrten entsetzt, warfen ihr vorwurfsvolle und verständnislose Blicke zu, rümpften pikiert ihre Nasen, wandten sich vom Geschehen ab und tuschelten mit erregten Gesichtern. Der Einzige, den das Ganze amüsiert hatte, war Jörg. Eigentlich auf dem Weg zur Post, war er nur zufällig an der Galerie vorbeigeschlurft. Spontan hatte er beim Blick durch die Schaufenster seine Pläne umgeworfen, und sich entschieden, als Kunstinteressierter doch zunächst einen Blick in die neu eröffnete Ausstellung zu werfen.

Er hatte ein kleines Päckchen unter dem Arm. Darin steckte ein altes Brotmesser, das er von seiner Großmutter geerbt hatte. Es besaß einen konkaven Silbergriff und fein ziseliert eingravierte Abbildungen alter englischer Rosen. Selten, wertvoll, antiquiert. Jörg hatte es von Beginn an nicht gemocht. Es hatte Jahre lang nur herum gelegen in seiner Wohnung. Unbenutzt. Und so hatte er es kurzerhand über das Internet versteigert.

Jörg beugte sich über die immer noch hilflos zwischen den herabgefallenen Schüsseln und Tellern im Tapeziertisch eingeklemmte, schallend lachende Janine und half ihr wieder auf die Beine. Plötzlich riss er kurzentschlossen sein Päckchen wieder auf. Er verwarf spontan die Idee, das Päckchen mit dem Messer jetzt gleich zur Post zu bringen, nahm es vielmehr hinaus, begann, damit ein paar Garnelen von Janines Kleid zu schaben und schob ihr danach die Messerspitze mit den feinen Meeresfrüchten in den halboffenen, verdutzten Mund. „Lass uns die Köstlichkeiten auf Deinem Kleid und dann einander vernaschen“, hatte er ihr ins Ohr geflüstert. Seine Worte verhallten nicht ungehört, er nahm sie an der Hand und beide verließen unter den entrüsteten Blicken der anderen Besucher, Janine immer noch unsicheren Schrittes, die Galerie. „Ich bin eine Makrele!“, hatte sie beim Hinausstolpern den Verbliebenen hinterhergegrölt. Blieb unverstanden. Sie torkelte, sie kicherte, sie schmiegte sich in seine Arme.

Fortsetzung folgt...

"Quäääk" war das einzige, was der Ente einfiel, nachdem sie die Maus und den Elefanten versehentlich mit einer geliehenen Strahlenkanone geschrumpft und in Holzfiguren verwandelt hatte.

Mittwoch, Januar 18, 2006

Hack attack?

Andere Stimmen sagen, sie sähen nix. Aber ich hab das Gefühl, jemand hat sich in meine Seite gehackt und im Layout rumgepfuscht. Ein komisches Bild im Header, beige unterlegter Text, ganz, ganz merkwürdig! Wenn's bei noch wem so aussieht: Schreit! Und sollte es stimmen: Schade, dass man Unbekannte schlecht verprügeln kann, zumal übers Internet. Vielleicht ist alles aber auch nur ein Irrtum?!
Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben.
Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
(Karl Kraus)

Dienstag, Januar 17, 2006

Ein Held seiner Zeit

Mitten im Leben begegnet ihm Kornél Esti plötzlich wieder. Früher waren sie wie ungleiche Zwillinge. Dann wurde der schurkige Schlingel Kornél einfach rausgeworfen. Wie ungleich gleich sie doch waren. Jahrelang nun nix mehr voneinander gehört, dann plötzlich. Die Erinnerung macht verwirrende Wendungen und plötzlich ist es, als sei er nie weggewesen.

Hier der gesittete, fleißige und hochanständige Schriftsteller, dessen Ideenrepertoire seit einiger Zeit aber so karg und verlassen ist wie verwitterte Bergbaugeisterstädte in nordrussischen Polarkreisgegenden. Dort der schelmische Rumtreiberling, der quirlige Quell verrückter Abenteuer-Ideen, ein verschmitzter Bohème, voll obskurer Vorhaben - genussfreudig, verrückt und arbeitsfeindlich.

Beide ergänzen einander wie Ying und Yang. Der eine ist die Faust, der andere das Auge. Passt perfekt. Alter und ego, zu zweit und doch eins. Und so rotten sie sich zusammen. Der eine erzählt und erflunkert funkelnde Erlebnisberichte, der andere schreibt eifrig mit. Und so durchtanzen sie in der Erinnerung fast anderthalb Dutzend verblüffender Geschichten. Abstruse Vorkommnisse bei Zugfahrten ins Ausland, Ausflüge in die Stadt, in der immer die Wahrheit gesagt wird, sie streifen das nichttsnutzige Treiben bohèmer Schlauschwätzer in gemütlichen Kaffeehäusern, tauchen ein in das irisierende Flair von Budapest, verprassen irrsinnige Erbsummen, begegnen Universitäts-Präsidenten, der nichts besser kann als bei öffentlichen Anlässen durch seliges Schlummern zu glänzen.

Noch einiges mehr gibt es zu entdecken, zu beschmunzeln, lustvoll zu durchstöbern in diesem gleichermaßen spannenden wie vergnüglichen Roman voller Leben, dessen Sprachwitz und Blickschärfe auch heute ungetrübt strahlen; In Dezső Kosztolányis großartigem Werk "Ein Held seiner Zeit. Die Bekenntnisse des Kornél Esti.", das in Ende der Zwanziger entstand, jedoch erst vor knapp zwei Jahren auch auf deutsch erschien. Nachwievor ist Kosztolányi kaum bekannt, nurmehr siedend heißer Geheimtipp hierzulande. "Ein Held..." ist weniger ein stringenter Roman als ein augenzwinkerndes Sammelsurium von Geschichten ist es, aber jede einzelne davon umhüllt ein eigener Zauber, ein verblüffender Clou, bestechende Atmosphäre, Sinnlichkeit ohne Süßlichkeit, Esprit und Witz ohne Platitüden, feinstrichige Skizzen ohne sich im Detail zu verlieren, Intelligenz ohne Besserwisserei.

Thomas Mann war einer der großen Verehrer von Kosztolányi, für Peter Eszterhazy ist er "der größte ungarische Schriftsteller", Sándor Márai sah in ihm sein Idol. Seltsamerweise ist er noch heute kaum jemandem ein Begriff. Doch die, die ihn kennen, schwärmen und bleiben mehrheitlich. Bei seiner Wiederentdeckung vor wenigen Jahren schrieb der Rezensent der Süddeutschen Zeitung gar: "Desző Kosztolányi war ein Genie, vielleicht auch ein Gott." Ich will hier keinen Jubelbabelturm bauen, aber jedem Einzelnen hier diesen Roman wärmstens ans Herz legen.

Vor Freude fast geplatzt bin ich gestern als ich zufällig entdeckte, dass es noch weitere, bislang verloren geglaubte Novellen rund um Kornél Esti gibt, die jüngst erschienen sind. Ich habe ohne zu Zögern zugeschlagen. Die Leselampe neben meinem Kopfkissen wird in den nächsten Tagen länger brennen, ich durchstreife neue Eugenspiegeleien, lasse mich wieder treiben auf dem glitzernden Sprachfluss eines meiner Lieblingsautoren. Für mich die Entdeckung der letzten Jahre.

Also, losrennen und besorgen! Verschlingt ihn. Lacht, dass sich Balken biegen und brechen. Badet in der fast schon erstaunlichen Sprach-Eleganz! Bestaunt die süffisante Hintersinnigkeit. Vielleicht wird's ja auch für Euch vielleicht auch eine heiße Entdeckung? Wen's interessiert, der findet hier weitere Stimmen.

Montag, Januar 16, 2006

Ein Mann - ein Auto - ein Verfallsdatum?

Inzwischen hat K.I.T.T. wahrscheinlich auch keinen TÜV mehr.

Sonntag, Januar 15, 2006

Der Un-TagTM (I)

Unverhofft kommt manchmal häufiger als man denkt und in aller Regel dann, wenn man nicht damit rechnet. Insgeheim kritzelt man sich heimliche Wünsche, Sehnsüchte und Erwartungen in gedankliche Kladden, guckt nochmal ins täglich dicker werdende Routinebuch der bisherigen Erfahrungen und versucht zu erraten, was kommen mag. Sobald die erwartete Zukunft zur erlebten Gegenwart wird und kaum später schon die erfahrene Vergangenheit geworden ist, wird abgeglichen. Was habe ich mir erhofft und erwartet? Was ist eingetreten, was nicht? Welche Überraschungen sind hereingebrochen, weil man den Zufall im Sandkasten nicht mitspielen lassen hat? Am Ende von Zeitspannen schweift der Blick zurück zur Erlebnis-Inventur, räsonierendes Resümieren, das Fazit wird zurechtgezogen. Passiert ist heute das ein oder andere. Gestern auch und auch davor eine Menge. Doch was ist mir heute nicht passiert?

Ich bin keinem hornbebrillten Schnurrbartträger in violettem Filzmantel begegnet, dem Marillenknödel aus dem Hemdkragen guckten.

Ich habe keine unerwartete Einladung für ein Hummerbüffet von der Regierung des Pseudowinzstaates Sealand bekommen.

Ich habe trotz Bärenkräften und Händen wie Kneifzangen keinen Wasserhahn zerbrochen.

Es lagen weder plötzlich ein Rettungsring der DGzRS noch eine Packung Reißzwecken oder eine Rosmarin-Sprudelbad-Tablette in roter Alufolie in unserem Kühlschrank.

Ulla Kock am Brink hat nicht an unserer Wohnungstür geklingelt, um Window-Colour-Bildchen mit Mistforken-Motiven für den Kampf gegen das Waldsterben zu verkaufen.

Samstag, Januar 14, 2006

Irgendetwas hatte sich verändert, seitdem er zuletzt durch diese Tür getreten war. Doch half ihm selbst kräftiges Kopfkratzen vorerst nicht auf die Sprünge.

Freitag, Januar 13, 2006

Am Abend vorgelesen

Bergleute arbeiten manchmal unter Tage. Entsteigen sie dann am Ende der Schicht dem Fahrstuhl, verklebt hauchfeiner Staub die Hautporen, der eine gewisse Ähnlichkeit zu Kaffeepulver nicht immer abstreiten kann. Vielleicht trinken Bergleute auch gerne Kaffee. Wenigstens von Zeit zu Zeit. Diese nicht allzu dringend notwendigen Gedanken über den Zusammenhang von Röstbohnengebräu und unteridischen Stollen perlen in meinem Hirn, als ich mich in die Schlange vor dem "Miner's Coffee" einreihe.

Dichte Drängelschlangen vor neuschicken Kaffee-Bars sind in Münster nicht alltäglich. Vielmehr pfiffen die Spatzen von den Dächern, dass der Nestor, Doyen und Zarathustra des deutschen Kolumnenwesens, das haferstichlige Schlitzohr der Glossenschreiberlinge, Harald Martenstein, sich zwischen Kaffeebohnen und Milchschaum für eine Lesung einfinden würde. Zusammen mit Radio Q, dem Uniradio, haben sie den famosen Schreiberling des Tagesspiegels und der ZEIT für die "Poetry night" nach Münster gelotst.

Drinnen herrscht Gewusel. I-Books werden hochgefahren, Kopfhörer quetschen sich an Scheitel. Schließlich soll die Lesung live über den Äther gehen und im Anschluss sogar zum Runterladen ins Netz gestellt werden. Sekt wird ausgeschenkt. Rückkopplungsschleifen brummen, ein Sektglas zersplittert, als sich jemand im Publikum die Ohren zuhalten will und vergisst, dass die Hand bis dato zum Prosecco-Halten genutzt worden ist. Das Publikum gurrt und plappert bunt durcheinander.

Im Gegensatz zu Blogger-Lesungen ist hier indes "Bunte- oder Gala-Blogging"TM unsinnig. Wer ebenfalls auf der Lesung ist und zusieht, wer wen bislang noch gar nicht getroffen hat aber positiv oder negativ verblüfft ist, wer, den man kennt, was gesagt und getan hat, wer mit wem gekommen ist und wer am Ende mit wem heimgeht, interessiert hier kaum, da außer mir selbst wohl kaum jemand jemanden der Anwesenden kennt.

Und schon kommt der Meister, wird kurz anmoderiert, schlurft aus dem Angestellten-WC, wo er auf sein Publikum warten durfte. Streifen nadeln auf seinem anthrazitfarbenen Anzug, sympathische Barthaare umfusseln das lausbübische Lächeln seiner Lippen, seine Augen glitzern keck. Seine Stimme knarzt rau. Und das, obwohl er doch gar nicht raucht und im indischen Zigarettenladen bei sich um die Ecke in Berlin nur Feuerzeuge kauft, weil der Besitzer ihn zur Begrüßung immer so freundlich umschnurrt. Unprätentiös, gewitzt und herrlich selbstironisch spinnt er die Fäden zwischen seinen Texten, garniert sie mit Anekdoten.

Ein guter Erfinder ist er nicht, sagt er. Dafür aber ein Alltags-Adlerauge. Mit schwungvollem Strich skizziert er den skurrilen Wahnsinn zwischen Duscharmaturen und Autowerkstatt. Die knödeligen Berliner Fleischfachverkäuferinnen, die einem den Kauf von Mozzarellasalat verhageln können oder die entsetzten Karstadtverkäuferinnenblicke, wenn der gut situierte Dauerkunde mit der Premium-Happy-Digits-Karte plötzlich Doppelkorn kauft. Er berichtet vergebliche Mühen um Hipness dank der Flinten, die ihm das Schicksal zwischen die Beine pfefferte bei dem Versuch, in Kreuzberg an Koks zu kommen, um es wenigstens ein einziges Mal selbst probiert zu haben. Auch, warum er lieber in Münster als in Berlin Schuhe kaufen würde. Erst dank ihm denken wir darüber nach, ob Hitler vielleicht Probleme mit trockenen Füßen hatte und wo der Zusammenhang zwischen Internet und Penisgröße liegen könnte.

Ob er tatsächlich fast eine Stückchenpfütze auf dem Frühstücksfernsehmoderationstisch von Thomas Koschwitz hinterlassen hätte, nachdem er sich mit Fußfeuchtigkeitscreme die Zähne geputzt hat - oder ob er nur zuviel Amélie gesehen hat, stört keinen großen Geist. Das Zwerchfell bebt im prestissimo. Sein bissiger Witz und nonchalanter Schmiss beschleunigt die Zeit. Holterdipolter ist es auch schon vorbei. Viel zu schnell.

Das Publikum stürzt zum Büchertisch, quetscht sich vor das Lesepult zum Siginieren. Bitte für Eva. Können Sie schreiben, dass ich Ihr größter Fan bin - also ich meine für meinen größten Fan Harald? Gieriger Tumult. Arme recken sich, Hände grapschen. Bei mir regt sich Bauchhöhlengegrummel. Zeit für die Raubtiermagenfütterung. Höchst vergnügt verlasse ich die Kaffeemine und mache mich auf den Weg in die dunkle Nacht. Sobald Radio Q auf seiner Homepage die Lesung als Mitschnitt runterladbar gemacht hat, werde ich es bei mir auf Platte bannen. Denn toll war's.

Donnerstag, Januar 12, 2006

Geschenkengaul mit Mundgeruch

Kiloweise tote Materie würde mich dumpf und hilflos anstarren, wäre sie nicht lieblos in eine Plastiktüte gepfropft. Kauert nun in der Ecke. Ein hilfloser, leicht blöder Haufen, der selbst nichts dafür kann. Von einem Ort zum anderen gejagt. Und diejenigen, von denen ich ihn geschenkt bekommen habe, sind diejenigen, die genauso wenig dafür können. Ganz im Gegenteil. Und ich fühle mich beinahe schuldig für meinen Groll. Was geschenkt bekommen und dann auch noch drüber moppern, das sind die Richtigen. Undankbarer Mürbelfuzzi, der ich nun wohl bin. Mein Magen knirscht wütend, meine Mundwinkel eiern zwischen erboster Hochspannung und ausgeleierter Enttäuschung hin und her.

Geprickelt hat es, als ich zu Weihnachten eine E-Mail bekam, dass ich gewonnen habe. Gehüpft hat mein Herz. Man gewinnt ja nicht alle Tage bei einem Preisausschreiben. Und dann auch noch ein Buchpaket von Poertgen-Herder, dem bestausgestatteten, größten Buchhändler in Münster. Neues, tolles Futter für die Leseratte?! Großartig!

Ich hatte teilgenommen beim Weihnachtsgewinnspiel von „Campus Relations“, dem Studentenverein für PR-Praxis. Eine ansehnliche Riege von Sponsoren hatten sie für die gute Sache gewonnen und ein feines Paket verschiedenster Gewinne schnüren können. Sehr nette, engagierte Leute, die jenseits von Vorlesungen und Seminaren freiwillig Projekte im Bereich von Öffentlichkeitsarbeit übernehmen. Fast ein wenig aufgeregt war ich, als ich heute vorfreudig antreten durfte zur feierlichen Geschenk-Übergabe.

Freundliche Gesichter hießen mich willkommen, baten mich herein. Schnell wurde noch die Digitalkamera hervorgekramt für das Übergabefoto. Lächeln. Kameraklick, Blitz! Nochmal, Du hast grad geblinzelt, als ich abgedrückt habe. Klaro, wird gemacht. Nochmal lächeln. Zu so einem Anlass gern. Gespannt, was der renommierte Buchladen sich als Preis für die Studenten so ausgedacht hat. Ein wenig zersplitterte meine Vorfreude dann allerdings. Als ich – wieder draußen – mit dem eifrigen Erforschen meines Gewinns begann, schubste die Enttäuschung das Lächeln über das Brückengeländer. Es hielt sich tapfer fest, versuchte sich wieder hoch zu hangeln, rang um sein Leben, doch es fiel herunter und zerschepperte am Grund.

Dem freudigen Studentengewinner zugedacht hatte der spendierfreudige Buchladen:

1.: Ein abgegrabbeltes Taschenbuch: „Immobilienkauf in Italien – erwerben, besitzen, verkaufen, vererben.“
2.: Ein dünnes, broschiertes Ratgeberbüchlein: „Mein Gartenparadies, der Kräutergarten.“
3.: „Das Horoskop-Handbuch für den Stier.“
4.: Ein Graphologie-Set mit Lineal und Plastiklupe.
5.: „Indische Aphrodisiaka. Kurzeinführung mit Illustrationen.“ mit eingerissenem Umschlag.
6. „Marianas Sehnsucht.“ Die Lebensgeschichte einer Nonne im 17. Jahrhundert.
7. „I killed Norma Jeane“ von Hanjo Lehmann. Ein Roman.
8.: „Einhundert Arten den Mond zu sehen“ Von Nathalie Weidenfeld. Eine Dreiecksgeschichte, die Wolfgang Joop empfiehlt. Plastikhüllen der Romane zerrissen.


Allesamt Restauflagen und Remittenden ohne „Mängelexemplar“-Stempel. Acht Bücher, ein schwerer Haufen , eben noch auf dem Billigwühltisch, jetzt schon in der Gewinnerplastiktüte. Hingerotzt. Spendierhosen von der Resterampe. Eigentlich eine herrlich absurde Zusammenstellung. Krude, obskur, von niemandem gebraucht, abseitig as can be. Aber was damit tun? Hilfloses Schulterzucken, verlegenes Lächeln auch seitens der Studenten, die ein wenig peinlich berührt scheinen. Ein kleiner Hauch von Mitleid, man musste verschenken, was man gesponsert bekam.

Ein kleines Schmunzeln tänzelt in die geronnene Freude bei dem Versuch, zu erraten, nach welchen Gesichtspunkten die Büchersammlung zusammengestellt worden sein mag. Was könnte einem Studenten wohl gefallen? Wie sehr hätte ich mich über einen Gutschein zum Selbstaussuchen gefreut, gern auch nur für ein einziges, kleines Taschenbuch. Stattdessen eine lieblos zusammengepferchte wilde Mischung obskurer Ramschbücher, für die mir auch nach stundenlangem Nachdenken außer „Verschenken“ oder „Entsorgen“ allzu wenig einfällt, was ich sonst damit gern machen würde. Entspannt in den Lesesessel gefläzt, werde ich ein wenig die aphrodisierenden Geheimnisse aus Indien durchstöbern und kurzzeitig vergnügt mit Plastiklupe und Lineal in Handschriftproben nach verborgenen psychologischen Motiven forschen.

Liebend gern darf sich bei mir melden, wer sich über eins der Bücher freuen würde – oder alle. Falls der MC nach der Eigentumswohnung samt schickem Jacuzzi noch die Anschaffung einer Villa in Italien plant – ich habe den passenden Ratgeber dafür. Wer zwischen Ende April und Mai geboren ist und darauf brennt, sich ein Horoskop zu basteln: Kein Ding. Kurzzeitig krabbelt das schlechte Gewissen wieder hoch: Freu Dich! Du hast was gewonnen, sei nicht undankbar. Freuen würde ich mich nun aber vor allem über kreative Ideen, was ich mit meiner schicken Plastiktüte samt papiernem Inhalt geschicktestenfalls anstellen kann. Fein, dass es andere Bücherläden in Münster gibt, meine Gutenachtlektüren werde ich zukünftig ausschließlich dort kaufen. Schade.

Mittwoch, Januar 11, 2006

Wenn die Lampe sich legt, erwacht das Teppichgekrabbel

Schafwolle unter meinen nackten Füßen. Sie wärmt. Ein Salamander huscht in einen Flammentod. Fantasierte Kreaturen sind eingefangen bei ihrer Geburt auf Zelluloid. Die Flöhe klammern sich ans goldene Vlies in der Hoffnung, Frieden zu finden. Jeder Gedanke und jede Geste, alles auf Film gebannt. In meiner Erinnerung gibt es kein Verstecken, keinen Raum zum entrümpeln und leerräumen.

Die Krabbler bevölkern den Fußboden im ockerroten Korridor. Meinem zweiten Blick auf die Leute zufolge, stehen sie besser im Saft als früher. Prompt wuseln sie zu einer schweren Holztür, wo das Nadelöhr winkt und über die Armen hereinbricht. Die Teppichkrabbler folgen ihren Beschwörern: "Wir müssen reinkommen, um rauszukommen!"

Nur in eine Richtung starren die Gesichter, die ich sehe - aufwärts zur Decke, wo die Kammern sein sollten. Wie der Waldüberlebenskampf um jeden einzelnen Sonnenstrahlen, der in jedem Baum wurzelt, werden sie angezogen vom Magneten, glauben, dass sie frei sind.

Sanftmütige Superhelden sind in Kryptonit gesperrt, und die weisen und schusseligen Jungfern kichern mit ihren hell glänzenden Körpern. Ein Erntefest wird durch eine Tür von flackerndem Kerzenschein schwach erleuchtet. Es ist der Boden eines Wendeltreppenhauses, das sich außer Sicht windet.

Die Porzellanpuppe mit zersplitterter Haut fürchtet den Angriff. Das eifrige Pack schultert seine Kannen und Säcke mit allem, was ihnen fehlt. Die Flüssigkeit, die durch den Riss suppte, ist geronnen. Die Rückkoppelspule schnappt sich surrend den Stichling. Die Teppichkrabbler folgen ihren Beschwörern: "Wir müssen reinkommen, um rauszukommen!"

Frei nach: Genesis - Carpet crawlers (auf "Lamb lies down on broadway", 1974)

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Himmel über Berlin

Dienstag, Januar 10, 2006

Der langweiligste Weg zwischen zwei Punkten ist eine Gerade.

Montag, Januar 09, 2006

Berliner Gesichter (I)

Die rechte Manteltasche ist eingerissen, zu dünn der beige Stoff, der Saum zu schwach für die Kornflasche, die er hineingezwängt hat. Jetzt strumpelt er durch den glitschigen Schnee der Schivelbeiner Straße. Schrumpelnasig, warzenwangig. Auf erschreckende Weise alt. Einsame Locken hängen schlaff unter seiner grobmaschigen Wollmütze hervor. Geglänzt haben sie wohl schon lange nicht mehr. Er umklammert mit rotgefrorenen Händen seinen Pappbecher, aus dem Kaffee dampft. Die einzige Wärme für ihn an diesem eisigen vorletzten Abend des Jahres. Die Sohlen seiner Schuhe lösen sich. Seine Gesichtshaut ist trocken und zerkerbt wie Landschollen nach monatelangen Dürreperioden. "Nieder, nieder, nieder mit der Regierung!", skandiert er. "Nieder, nieder, nieder mit dem Kapital!"

Über ihm flackert die kaputte Leuchtreklame des Windelservices. "Workshops, Zubehör. Alles rund ums Wickeln", ist in verwaschenen Buchstaben darauf zu lesen. Sein linker Fuß bleibt an einem schwarzen Eismatschklumpen hängen. Er stürzt. Der Kaffeebecher fliegt in den Schnee. Eine kaffeebraune Pfütze schmilzt zum Loch. "Verdammte Hacke. Scheiß Schnee!", flucht er, während er sich kaum aufrichten kann. Immer wieder rutscht er ab. Ich durchwühle mein Portemonnaie. Endlich gelingt es ihm doch, sich festen Stand zu verschaffen. Ich trete zu ihm hinüber, halte ihm eine Münze hin. "Hier. Für einen neuen Kaffee." Verwunderung glitzert in seinen Augen. Einen Moment lang blickt er nur. Dann folgt das bezauberndste, zahnarme Lächeln des Jahres. "Danke", brummt er verdutzt. Nochmal: "Danke! Womit hab ich das verdient?" "Nur so." "Geben Sie auf sich acht. Der Schnee hier ist scheißglatt." Über mir, auf den Stahltrassen der Haltestelle Schönhauser Allee, saust die U-Bahn davon, die ich erwischen wollte. Wen kümmert's? Eine weitere wird kommen. Bald.

Sonntag, Januar 08, 2006

Irgendwo knackten Zahnstocher zwischen vergilbten Zähnen. Und dann war da dieses grüne Gesicht, von dem ein schauderndes, saures Lächeln herunterfloss wie Essig.

Freitag, Januar 06, 2006

Waschen und Föhnen

„Es ist seltsam“, sagte Luci, umspielte ihr Kinn mit dem Daumen und wickelte ein, zwei Locken auf ihren Zeigefinger. „Früher waren meine Stiefel auch im tiefsten Schnee wasserdicht und mollig warm. Kilometerweit konnte ich damit durch Eiseskälte stapfen, nichts ließ meine Füße frösteln. Doch scheinbar habe ich mir ein kleines Loch in die Sohle geschnitten, als ich vor zwei Wochen nachts beim Dom in Glasscherben getreten bin. Jetzt kann ich schon nach einem Viertelstundenmarsch durch Schnee meine Socken auswringen und im Anschluss zehn Minuten lang meine Stiefel von innen föhnen.“

„Du föhnst Deine Stiefel von innen?“ Ada kräuselte die Stirn und durchwühlte ihre Handtasche nach einem Feuerzeug.

„Was soll ich sonst tun? Meine Stiefel verschimmeln lassen? Feuchtigkeit ist auf lange Sicht für Leder tödlich. Es ist noch gar nicht lang her, da habe ich den Kleiderschrank meiner Großmutter aufgeräumt und meinen alten Lederrucksack wieder gefunden, den ich vor Jahren bei ihr vergessen hatte. Unter dem Kleiderschrank liegt der kalte, feuchte Keller. Er steht an der schlecht isolierten Außenwand, und auch das Zimmer selbst war selten gut geheizt. Er mag dort nur ein gutes Jahr gelegen haben, aber er war komplett verschimmelt, von grauweißhaarigen Flusen überzogen wie ein schmuddeliger Flokati.“

„Keine leckere Vorstellung“, nuschelte Ada, die sich soeben eine Zigarette zwischen die Lippen geschoben hatte, die sie mit dem frisch gefunden Feuerzeug prompt entflammte. Ihre Lippen kerbten sich ein, silbriger Rauch tanzte zur Decke.

„Eher das Gegenteil dessen.“

„Aber Schimmel ist ja generell keine sonderlich leckere Vorstellung. Zumal mich allein schon der Gedanke an das weißfaulige Gewucher wieder an Steven erinnert.“ Adas presste ihre Lippen aufeinander. Ihre Haut erblasste, die Mundwinkel bogen sich abwärts. Sie zog heftiger an ihrer Zigarette. Ein paar Ascheflocken landeten auf ihrer schwarzen Samthose, wurden flink weggewischt.

„Steven?“

„Der Feinrippunterbuxeninformatiker, mit dem ich in der Kandinskystraße zusammengewohnt habe.“

„Du hast mal in einer WG gewohnt?“

„Jahrelang, ehe mich Steven ein für alle Male von der Lust auf Wohngemeinschaften kuriert hat.“

„Ich erinnere mich nur vage.“

„Du Glückliche. Es gab keine lebendigere Kühlschrankhälfte als seine, allzu oft bevölkerte ein und der selbe angegessene Joghurt ein Dreivierteljahr die hintere Ecke, ehe die Fasern bald lang genug waren, dass er hätte von selbst herausklettern können, sobald die Tür sich öffnete.“

„Ürgs.“

Plötzlich überschlugen sich Adas Gesichtszüge vor schmunzelndem Vergnügen, und eckiges Gelächter entwich zwischen ihren strahlenden Zähnen hindurch.

„Der alte Schuft hat sich auch ständig an meinen teuren Waschlotionen und Duschgels vergriffen. Immer, wenn ich mir den Luxus gegönnt habe, meinen Körper mit etwas richtig Gutem zu pflegen, Dior, Chanel, war es – schwupps! – leer. Obwohl – genau besehen leerten sich alle meine Duschgel-Flaschen erschreckend schnell. Ich habe mich immer gewundert, mit wie wenig Seife er zurecht kam. Sämtliche Pflegeprodukte, Spülungen, Duschgels undsoweiter gehörten alle mir, nichts ihm. Wenn gerade mal Duschgelknappheit am Mann ist, bin ich die letzte die meckert, wenn man sich kurz anderweitig bedient. Aber ich habe keine Lust, dass die Sauberkeit Anderer auf meine Kosten geht. Schon gar nicht, auf Kosten meiner teuer erworbenen Pflegeprodukte. Irgendwann habe ich ihn darauf mal angesprochen.“

„Das hätte ich aber auch.“

„Er guckte mich nur stoisch an wie kalte Pappe und entrüstete sich, was mir denn einfiele, ihm so etwas zu unterstellen. Er sei kein Dieb, und schon gar kein Duschgelschuft.“

„Doch der rasend schnelle Verbrauch meiner Waschemulsionen, Shampoos und Duschgels hielt an.“

„Und was hast Du getan?“

„Irgendwann, als mein Chanel-Duschbad leer war, habe ich es mit Remoulade wieder aufgefüllt. Zwei Tage später stand plötzlich eine Flasche Shampoo gegen fettige Haare am Duschbeckenrand.“

Ada lachte noch einmal, kleine Rauchwölkchen sausten aus ihrer Nase, sie zog ein letztes Mal an ihrer Zigarette und zerdrückte sie im Aschenbecher.

Dienstag, Januar 03, 2006

a posteriori

Und er sagte sich noch: "Nee, ich hab doch genug Bier. Keinen Bacardi. Schon gar nicht mit Fanta. Das endet übel." Und dann wurde er doch druckvoll eingeladen. Und kaum Fanta im Rum. Fast pur. Konntest Du mit ner Lupe suchen, die Limoanteile. Harter Stoff, das sag ich Dir. Und nicht nur ein Glas, mindestens drei. Und Sekt. Und dann trotzdem noch Bier. Und nicht nur eins. Weil das gehört sich ja so, und ist ja auch Silvester. Kein Pardon. Und sein Selbst quetschte sich vorsorglich in eine Rettungskapsel, zog sich auf eine erhöhte Warft zurück, floh vor der Flut und betrachtete ihn von leicht erhöhter Stelle von außerhalb. Selbst war er nur noch halb. Zerschlürftes Bewusstsein. Ein gut gelaunter Dämmer, flüssige Ahnungslosigkeit tränkte ihn, sein Bewusstsein verflüssigte sich, löste sich auf in durchsichtigem Nass. Er weiß noch alles, doch war er gar nicht so recht da. Dutzende netter Gesichter, das Potenzial enorm netter Gespräche und doch alles ein wenig schalou, weil weißt Du, im Nebel sieht man selten klar. Am nächsten Morgen, als sich der Nebel gelichtet hat, sagt er sich das erst recht. Und was die alle wohl von ihm gedacht haben mögen. So, noch nie getroffen und dann aber auch noch derart ding. Donnerknispel. Und gar nicht richtig gemerkt, dass Mitternacht war. Mehr als seltsam. Und irgendwann nachts dann gegangen. Und gedacht: "Hey, Du hast nen grandiosen Orientierungssinn, geh doch statt des bekannten Wegs mal dadrüben lang, das sollte auch klappen." Und hat auch geklappt, aber erst mehr als eine Stunde später. Dazwischen ahnungsloses Schlurfen zwischen glitzernd überschneiten Seen im Tiergarten, selbstverlorenes Eiern über die Straße des siebzehnten Juni. Und zwischendurch der Schnee doch eher wie eiskalte Erdnussbutter. Bräunliches Gematsche. Angetaut. Und fast wie mit Karnickelködeln drin, der Streusplitt, damit man nicht rutscht. Die Schuhe knirschen bei jedem Schritt. Odyssee. Fast schon winkelscher Orientierungssinn. Huch, ganz schön leer an der Siegessäule. Und S-Bahnhof Bellevue. Aber nur rein und wieder raus. Jetzt bloß nicht S-Bahn-Fahren, weil man weiß ja nie. In sonem Zustand. Stures Weiterstapfen. Ohne Plan, aber mit Inbrunst. Und dann aber doch und komplett ohne Stadtplan in der unbekannten Stadt zurückgefunden. Irgendwann hakte das Bewusstsein wieder ein, kletterte aus seiner Einkapselung heraus, die Flut zog sich zurück. Eine Menge Spaß gehabt, ein wenig Muskelkater in den Oberschenkeln und der kinsternde Gedanke, dass ein illustrer Berg enorm sympathsicher Menschen es wert gewesen wäre, nüchtern kennen gelernt zu werden. Die Chance wird kommen. Hofft er, während er leicht errötet die Butter auf die Mehrkornbrotscheibe schmiert. Fast ein Hauch von Selbstfremdeln durchschwummert ihn. Dann rührt er klackernd mit dem Löffel durch den dampfenden Kaffee im Steingutbecher und denkt: "Immerhin Spaß gehabt."